Weihnachten in Bethlehem:Eine freie Herberge? Aussichtslos!

An den Weihnachtstagen strömen Touristen in Jesu Geburtsstadt, sie feiern bei und mit den Einwohnern - und stoßen dabei auf hohe, sehr reale Mauern.

In Bildern.

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Tourists visit the Church of the Nativity in Bethlehem

Quelle: Reuters

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Wenn Maria und Josef heute nach Bethlehem kämen, würden sie bestimmt wieder keine Unterkunft finden. Denn die Hotels in der Palästinenserstadt sind zur Weihnachtszeit ausgebucht. "Sie werden in der Woche um Weihnachten nicht ein Zimmer in Bethlehem finden", sagt der stellvertretende Bürgermeister der Stadt im Westjordanland, George Saadeh, bei einer Führung. Die historische Stadt erlebt in den letzten Jahren einen Tourismusboom - ungeachtet der Härten der fortwährenden Besatzung durch Israel.

The Church of the Nativity is seen as people attend the annual lighting ceremony of a Christmas tree in Bethlehem

Quelle: Reuters

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Die Stadt ist für das Fest geschmückt, über den Straßen hängen grüne Girlanden und an den Hauswänden sind silberne Sterne befestigt. Der große Weihnachtsbaum auf dem zentralen Krippenplatz vor der Geburtskirche ist feierlich erleuchtet.

A Palestinian carpenter carves a wooden statue of the Virgin Mary and baby Jesus in a workshop in Bethlehem

Quelle: Reuters

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In den vielen Souvenirläden verkaufen die Händler ihre Andenken aus dem Heiligen Land, darunter geschnitzte Madonnenbilder und Tiere aus Olivenholz. Auch auf der Straße versuchen sie, ihre Waren an den Mann zu bringen, mitunter auf etwas rabiate Weise.

Vor Weihnachten in Bethlehem

Quelle: dpa

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"Bitte helfen Sie mir, meine Familie zu ernähren", drängt einer der Händler, der eine Tasche mit palästinensischen Stickereien verkaufen will. Ein "Nein" will er nicht akzeptieren. Auch bettelnde Palästinenserkinder heften sich beharrlich an die Fersen der Besucher. Die Touristen scheinen sich daran nicht weiter zu stören: Die Palästinenserbehörde rechnet bis zum Jahreswechsel mit einer Rekordzahl von bis zu zwei Millionen Besuchern in der Stadt, in der Jesus nach christlicher Überlieferung das Licht der Welt erblickt hat.

Nuns walk outside the Church of the Nativity in Bethlehem

Quelle: Reuters

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Die Palästinenser freuen sich darüber, dass etwa die Hälfte der Touristen auch in Bethlehem übernachtet sowie Restaurants und Cafés in der Stadt besucht. Mehr als 30 Hotels gibt es heute in der Stadt, während es 1995 nur ein Fünftel waren. Im Gegensatz zu ihrem großen Ruhm ist die Stadt sehr klein und hat nur etwa 28.000 Einwohner, davon 27 Prozent Christen. Im ganzen Gouvernement Bethlehem leben 185.000 Palästinenser. Die Wirtschaftslage hat sich in den letzten Jahren verbessert, doch die Einwohner Bethlehems leiden weiter unter der Besatzung. Saadeh beschreibt die Stadt, die zu großen Teilen von einer hohen Betonmauer umgeben ist, als "offenes Gefängnis".

Nonnen vor der Geburtskirche

A Palestinian woman looks at a food stall after crossing through a checkpoint into Bethlehem

Quelle: Reuters

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"Man kann zwar umhergehen, aber man stößt durch die Mauer sehr schnell an die Grenzen." Israel hatte die Sperranlage im Westjordanland nach zahlreichen palästinensischen Selbstmordanschlägen im Kernland errichtet - einige Täter kamen aus Bethlehem. Durch Slogans und Graffiti auf der Betonmauer drücken die Bethlehemer ihren Widerstand gegen den verhassten Bau und ihre Sehnsucht nach Freiheit aus. An einer Stelle ist ein wuchtiges Nashorn aufgemalt, das die Mauer durchbricht. Wenige Meter weiter folgt ein eher humorvolles Bild: Ein Pinguin fliegt mit einem Propeller in den Farben der Palästinenserflagge in die Höhe, um die Mauer zu überwinden.

A Palestinian woman walks with a child past a shadow of a cross cast by the Church of the Nativity in Bethlehem

Quelle: Reuters

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Die historische Einfahrt nach Bethlehem ist durch drei eiserne Tore versperrt, die nur dreimal im Jahr geöffnet werden, um Weihnachtsprozessionen durchzulassen: der Katholiken, der Griechisch-Orthodoxen und der Armenier. Chulud Deibas, die palästinensische Tourismusministerin, nennt die Weihnachtsfeiern in der Geburtsstadt Jesu eine "Quelle der Freude und des Stolzes". "Denn hier ist es immerhin alles passiert", sagt die lebhafte Frau, die in Hannover Architektur studiert hat und fließend Deutsch spricht. Die christliche Minderheit wird in den Palästinensergebieten wegen Repressalien immer kleiner - Tausende sind im vergangenen Jahrzehnt ins Ausland abgewandert, aus wirtschaftlichen Gründen, wegen der Besatzung und wegen Drucks radikaler Islamisten.

A tourist kisses a picture of the Virgin Mary as she visits visits the Church of the Nativity in Bethlehem

Quelle: Reuters

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Deibas betont jedoch, die Christen seien ein "integraler Teil der palästinensischen Gesellschaft". Sie sieht den Tourismus als "wichtiges Instrument, um den Frieden voranzutreiben". "Es gibt da ein riesiges Potenzial, das noch nicht genutzt wird. Stellen Sie sich vor, wenn Bethlehem offen und frei wäre!" Auch in arabischen Ländern gebe es ein enormes Interesse am Besuch der Stadt.

In der Geburtskirche

Christian Pilgrims at the Birthplace of Jesus Christ

Quelle: dpa

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Eine der größten Besuchergruppen seien gegenwärtig Touristen aus Russland - in diesem Jahr stolze 450.000 Menschen.

Christmas graffiti on separation wall in Bethlehem

Quelle: dpa

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"Hoffentlich können wir nächstes Jahr schon ohne Besatzung Weihnachten feiern", lautet das Stoßgebet des Gouverneurs von Bethlehem, Abdel Fatah Hamajel. Dabei steht er direkt neben der Mauer.

© sueddeutsche.de/dpa, Sara Lemel/kaeb
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