Darf es sein, dass nur "Hüttensteig" auf einem Wegweiser steht oder Hochfeilerhütte? Italiens Ministerrat meint: nein. Und nun eskaliert der Ärger um rein deutsche Beschilderungen von Berg- und Wanderwegen in Südtirol. Regionsminister Raffaele Fitto, der jedes Jahr in Italiens nördlichster Provinz Urlaub macht, hat dem Landeshauptmann Südtirols, Luis Durnwalder, einen Verweis erteilt. Folgen soll die Aufforderung, 36000 einsprachige Schilder binnen 60 Tagen zu entfernen. "Wir leben in Italien, und es ist nicht hinzunehmen, dass es in der Provinz Bozen nur deutsche Wegweiser gibt", sagte der Minister der Zeitung Dolomiten.
Das sei ihm "wurscht", kommentierte Landeshauptmann Durnwalder die Ansage aus Rom. Dass in der autonomen Provinz Bozen-Südtirol Orte deutsch und italienisch bezeichnet sein müssen, steht im Sonderstatut von 1972. Und Schilder der Südtiroler Regierung sind durchaus zweisprachig, allerdings sind nicht alle Schilder auf öffentlichem Grund auch amtlich.
Die meisten Tafeln, die weg sollen, hat der Südtiroler Alpenverein AVS aufgestellt. Dort war am Freitag keine Stellungnahme zu bekommen.
Durnwalder sagte derweil in Interviews, er hoffe auf eine vernünftige Lösung. Er könne keine Ortsnamen vergeben, das müsse der Landtag tun. Und er habe keines der Schilder aufgestellt, daher könne er nicht verantwortlich gemacht werden. Der Regionsminister habe verlangt, nicht nur Begriffe wie "Hütte" und "Bach" zu übersetzen, sondern alle Flurnamen - 300.000 insgesamt.
Durnwalder hält es für Unsinn, auch historische Namen zu übersetzen. Darüber, sagt Minister Fitto, hätte aber sowieso eine Kommission entschieden. 8000 Übertragungen gibt es aus der Zeit nach dem I. Weltkrieg, nach dem Südtirol von Österreich an Italien fiel. Durnwalder sagt, man könne nicht erwarten, die im Faschismus verordneten Namen zu verwenden. Deutschsprachige, national gesinnte Südtiroler lehnen sie ab.
Ein Kompromissvorschlag kam indes von einem Politiker der Union für Südtirol: Die Namen beibehalten, sonst sprachlos bleiben - Piktogramme könnten den Weg zu Alm und Malga, See und Lago weisen.