Wandern Kloster Andechs:Dieser Berg ruft immer

Im Schatten der Andechser Wallfahrtskirche geht es oft feuchtfröhlich zu. Die naturtrüben Spezialitäten der Klosterbrauerei ziehen jährlich eineinhalb Millionen Besucher an.

Stefan Herbke

Wer nach Ausflugsmöglichkeiten im Fünfseenland gefragt wird, nennt wohl als erstes - neben den Seen selbst - Andechs. Wobei hier weniger das Kloster als das Bräustüberl im Fokus des Interesses liegt. Andechs ist für viele wie die Wiesn, nur gibt es Andechs 365 Tage im Jahr. Das starke und süffige Bier, die gute Brotzeit, der Biergarten, in dem man selbst im Januar bei Minusgraden im Freien sitzt, weil das Bräustüberl überfüllt ist - Andechs ist Kult und immer einen Besuch wert.

Duestere Wolken ueber Kloster Andechs

Das Kloster Andechs auf dem "Heiligen Berg".

(Foto: ddp)

Vielleicht ist es hier auch deshalb so gemütlich, weil man quasi unter Gottes Beistand seinen Lastern nachgehen darf. Den Mönchen kann's nur recht sein, bei ihnen klingelt die Kasse kräftig.

Die Geschichte des "Heiligen Bergs" beginnt um 1100, als die Grafen von Dießen ihre Burg verließen, nach Andechs zogen und sich Grafen von Andechs nannten. Trotz ihres großen politischen und privaten Einflusses wurden sie 1208 nach dem Königsmord von Bamberg der Mitwisserschaft verdächtigt und geächtet. 1248 schließlich stirbt das Andechser Grafengeschlecht aus, die Burg selbst wird bis auf die Burgkapelle zerstört.

Der Reliquienschatz und 250.000 Pilger

Mit dem Fund des verschollen geglaubten Andechser Reliquienschatzes im Jahre 1388 kamen die ersten Pilger. Um die zunehmende Zahl an Wallfahrern zu betreuen, gründete Herzog Albrecht III. 1455 ein Benediktinerkloster, das heute zu den drei bedeutendsten Wallfahrtskirchen Deutschlands zählt und jährlich von etwa 250.000 Pilgern besucht wird. Die meisten Wallfahrten werden zwischen Ostern und Pfingsten abgehalten.

Die sehenswerte Klosteranlage ist einen Besuch wert, insbesondere die prachtvolle Rokoko-Klosterkirche. Der phantasievolle Stuck und die Fresken stammen von Johann Baptist Zimmermann. Die gotische Kirche fasziniert durch ihre einheitlich-geschlossene Gesamterscheinung.

Übermannshohe Kerzen

Im Wachsgewölbe wird die größte europäische Sammlung an teils übermannshohen Votivkerzen aufbewahrt. Bei entsprechenden Wallfahrten werden die Kerzen am Altar aufgestellt und entzündet.

Wer die Aussicht vom "Heiligen Berg" richtig genießen möchte, der kann auf den 60 Meter hohen Kirchturm steigen; von dort oben hat man einen umfassenden 360-Grad-Panoramablick.

Mittlerweile nimmt das Kloster auch einen hohen kulturellen Stellenwert ein: Konzerte, Ausstellungen und Veranstaltungen wie "Orff in Andechs" ziehen alljährlich viele Besucher an. Außerdem gibt es Räumlichkeiten für Tagungen und Seminare.

Gastfreundlich waren die Benediktiner schon immer; wer als Pilger, Wanderer, Reisender oder Bedürftiger an ihre Pforte klopfte, wurde verköstigt. Das gilt noch heute, allerdings in viel größerem Rahmen und nur gegen bare Münze. Rund 150 Mitarbeiter stellen sicher, dass die "Pilger" nicht hungrig oder durstig den "Heiligen Berg" verlassen müssen.

Dazu trägt auch die Klosterbrauerei bei, in der jährlich rund 85.000 Hektoliter Bier gebraut werden. Nur, um das süffige Getränk zu genießen, muss man aber nicht bis nach Andechs pilgern, der nächste Getränkemarkt tut es auch.

Bräustüberl: Öffnungszeiten von 10 - 20 Uhr, Tel. 08152/376-261 (länger läuten lassen)

Klostergasthof: Öffnungszeiten von 10 - 23 Uhr, Tel. 08152/9309-0

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