Die Bergwanderung über den Seealpsee ist ein Tourenklassiker der Allgäuer Alpen. Wobei die meisten lieber mit der Seilbahn hinauffahren und dann absteigen, die wenigsten wählen die Route als Aufstieg. Das mag zwar auf den ersten Blick weniger anstrengend sein, doch für die Gelenke ist das nichts, zu steil führt der Gleitweg hinunter ins Oybachtal.
Hinein ins Oybachtal
Oberstdorf ist bekannt für seine traumhaften Seitentäler, die kilometerweit zwischen steilen Bergen hinein führen zu wunderbaren Almböden. Landschaftlich einmalig, aber anstrengend, denn die Täler sind für den öffentlichen Verkehr gesperrt.
Ins Oybachtal kommt man nur zu Fuß oder mit dem Stellwagen. Eine nette Umschreibung für eine Pferdekutsche, die in der Ortsmitte von Oberstdorf beim Kurpark losfährt - sicherlich die romantischste Art, das Oybachtal kennen zu lernen. Allerdings spricht die späte Abfahrt gegen den kraftsparenden Zubringer, so dass man besser zu Fuß aufsteigt. Flach führt die Straße taleinwärts, zuletzt geht es durch eine wunderschöne Allee zum bewirtschafteten Oytalhaus.
Über den Gleitweg zum Seealpsee
Beim Oytalhaus kann man sich noch einmal stärken und die steilen Abbrüche der Seewände studieren, über denen sich der Seealpsee versteckt. Unüberwindbar ist diese Felsbarriere, von einem Steig weit und breit keine Spur. Selbst östlich davon, dort, wo der Gleitweg über eine steile Geländerippe hinaufführt, ist - von unten - nichts zu erkennen.
Vom Oytalhaus folgt man daher erst einmal einem Wiesenpfad über die Weideflächen bis zum Fuß der steilen Hänge. Zwischen Bäumen und Latschen gut versteckt geht es in Serpentinen bergauf, ehe man zwar auf gutem und gesichertem Steig, aber doch etwas luftig mit Tiefblick zum Oytalhaus hinüber quert zu einem Rücken.
Bildstrecke:Nebelhorn
Lassen Sie sich von dem Namen nicht täuschen: Die Aussichten sind hier bestens.
Dort gewinnt man in vielen Serpentinen rasch an Höhe. An heißen Sommertagen kann dies recht anstrengend sein, schließlich bewegt man sich ausschließlich in südseitigen Hängen. Auf knapp 1700 Metern Höhe schließlich quert man hinüber in einen wunderbaren Kessel, in dem etwas tiefer der Seealpsee (1628 m) mit seinem blauen Wasser verlockend in der Sonne glitzert. Bis zu 42 Meter tief ist der 7,59 Hektar große Bergsee, der wunderschön zwischen grüne Mulden eingebettet ist.
Weiter zum Nebelhorn
Nur zu gerne würde man sich dort abfrischen, doch dafür müsste man einen Höhenverlust in Kauf nehmen. Und so wählen die meisten den oberhalb vorbeiführenden Weg, nur wenige steigen hinunter an den einsamen Bergsee und zur kleinen Fischerhütte am Nordufer. Dort kann man wunderschön rasten und hinüber schauen zur Höfats mit ihren steilen Grasflanken.
Der Weiterweg schließlich ist nur noch Genuss. Durch traumhafte Mulden wandert man aufwärts, registriert begeistert die blumenreichen Wiesen und ist dankbar für das angenehme Lüftchen, das hier oben für Kühlung sorgt, bis man schließlich unter dem Zeiger (1994 m) die Kammhöhe erreicht und kurz darauf das Nebelhorn sieht. Flach führt der Wanderweg hinüber zum Edmund-Probst-Haus (1929 m) und zur Seilbahnstation, wo man vor der Wahl steht: Hinauf zum Nebelhorn (2224 m) oder gleich hinunter ins Tal. Bei gutem Wetter gibt's eigentlich nur eins, hinauf auf den Gipfel - nur wenige Allgäuer Berge bieten so eine tolle Rundsicht wie das Nebelhorn.
Anfahrt: Mit dem Auto auf der Lindauer Autobahn bis Ausfahrt Jengen/Kaufbeuren, über Kaufbeuren, Kempten und Sonthofen nach Oberstdorf zur Talstation der Nebelhorn-Seilbahn (www.nebelhorn.de). Mit der Bahn nach Oberstdorf und in wenigen Minuten zu Fuß zur Nebelhornbahn.
Zeit: 4.30-5 Std.
Schwierigkeit: Gut angelegter Steig, der dennoch an einigen kurzen Passagen etwas luftig ist. Vorsicht bei Nässe. Ausreichend Wasser zum Trinken mitnehmen und an heißen Sommertagen unbedingt früh aufbrechen.
Einkehr: Oytalhaus (1019 m, www.oytalhaus.de), Edmund-Probst-Haus (1932 m)
Karte: BLVA UK L 8, Allgäuer Alpen (1:50 000).