Walhai voraus!:Auf der Suche nach dem Koloss der Malediven

Eigentlich wünschen sich Taucher nicht, einem Hai zu begegnen. Die wirklich große Ausnahme ist der Walhai.

20 Jahre brauchte Jacques-Yves Cousteau, um gerade einmal zwei Exemplare dieser noch weitgehend unerforschten Giganten zu entdecken. Auf Holiday Island hätte es der legendäre Tauchpionier einfacher haben können. "Eine hundertprozentige Garantie gibt es nicht, aber wenn ihr zwei Wochen bleibt, seht ihr fast sicher einen Walhai", verspricht Villa-Tauchbasen-Direktor Hussain "Sendi" Rasheed.

Von der Malediven-Hauptstadt Male aus fligt man mit einem kleinen Wasserflugzeug weiter ins Süd-Ari-Atoll. Unten sind Riffe, weiße Sandbänke, mit Palmen bewachsene Inseln und manch dunkler Fleck im ansonsten glasklaren Wasser zu sehen - vielleicht schon der eine oder andere Walhai.

"Man braucht den Walhai-Blick wie Kapitän Shiyam", sagt "Sendi", als es am folgenden Morgen mit dem Dhoni weitergeht. Lächelnd steuert Shiyam das maledivische Holzboot durch die ruhige Lagune des Innenatolls zum Außenriff hindurch ins offene Meer. Ununterbrochen streift sein Blick über die Wellen. Nach zehn Minuten schon ruft er: "Walhai!"

Tauchlehrer Nasheed springt als erster ins Wasser, die Gäste folgen ihm. Nach 20 Metern verharrt er plötzlich. Ein etwa acht Meter großer Walhai gleitet heran. Das fast eineinhalb Meter breite Maul ist leicht geöffnet.

Ein kräftiger Flossenschlag würde reichen, um die Menschen abzuhängen. Mehrere Minuten schwimmt er mit, lässt die Taucher bis auf einen Meter an seinen Kopf herankommen, dann zieht er langsam ab. "Normalerweise bleiben sie nicht länger als 30 Sekunden. Aber dieser war neugierig", sagt Nasheed zurück an Bord.

Mehr als 180 Walhai-Begegnungen hatte Nasheed angeblich in den vergangenen zwei Jahren, so viele wie wohl kaum ein anderer Mensch auf der Welt. "Beim ersten Mal war ich genauso aufgeregt wie ihr", gibt "Mister Whale Shark" zu. "Die großen Tiere beeindrucken einfach am meisten", meint auch Jörg Keller vom Delphis-Tauchcenter auf Royal Island. Zu ihm kommen die Gäste im Sommer vor allem wegen der vielen Mantas im Baa-Atoll, die sich nicht so rar machen wie die Walhaie.

Für die Villa-Tauchcrew dagegen gehören die Walhaie mittlerweile fast schon zum Alltag. "Wir haben auch schon zehn und mehr an einem Tag getroffen", erzählt Nasheeds Kollege Rilwan. Fast immer sind es Männchen. "Weibchen sehen wir hier so gut wie nie, Jungtiere oder große alte Tiere überhaupt nicht", berichtet Nasheed. Warum, wissen auch die Wissenschaftler noch nicht.

"Maamigili Beru ist einer der besten Plätze auf der Welt, um Walhaie zu sehen", meint Rilwan stolz. Viele Tauchgäste würden hier geradezu walhaisüchtig. "Eine Japanerin war schon acht Mal hier", erzählt Nasheed. Während alle am Riff Korallen, Anemonen, Schildkröten, Riffhaie, Moränen oder Feuerfische bewundern, schwimme sie durchs Blaue auf der Suche nach Walhaien.

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