Von Montenegro nach Albanien:Auf eigene Faust

Südlich von Dubrovnik geht's noch weiter: Eine Tour im Überlandbus oder Sammeltaxi ist problemlos, visafrei und preiswert.

Breite Asphaltstreifen, saubere blau-weiße Häuschen, eine Dachkonstruktion mit viel Glas: Der Übergang zwischen dem kroatischen Dubrovnik und Montenegros Küstenstädtchen Herceg Novi ist auf künftige Besucherströme gut vorbereitet.

Lastwagen bilden eine kleine Schlange. Pkw und Busse sind schnell abgefertigt. Zwölf Fahrgäste sitzen an diesem Morgen im "Montenegro Express". Der Bus fährt mehrmals täglich die gut 50 Kilometer zwischen beiden Orten. Ein Tourist aus Berlin schaut staunend durch das Busfenster auf neue Straßen und Gebäude und genießt die schnelle Abfertigung der Grenzbeamten.

Vor zehn Jahren, als der Jugoslawien-Krieg gerade zu Ende war, gab es hier kein Durchkommen. Die Straßen waren schlecht, der Übergang verbarrikadiert. An eine Weiterfahrt zu Montenegros Nachbarn Albanien war nicht zu denken. Heute sind alle Grenzen offen. Eine Tour von Südkroatien nach Montenegro und Albanien im Überlandbus und Sammeltaxi ist problemlos, visafrei und sehr preiswert.

Die Fahrt im Bus von Herceg Novi durch die Berge nach Podgorica dauert knapp drei Stunden und kostet fünf Euro, die Landeswährung. Im Pub "Picadilly" im Zentrum von Podgorica fließt "Niksicko Pivo" in Strömen. Das einheimische Fassbier ist preiswerter als die Importe. "Wenige können sich "Heineken" oder "Becks" leisten. Unsere Einkommen sind schmal", sagt Milos Markovic, der 24-jährige Kellner.

Taxifahrer und Fremdenführer

Podgorica ist die Hauptstadt des kleinen Balkanlandes Montenegro. Vorher ein Teil des Staatenbundes Serbien-Montenegro, ist es nun unabhängig. Viele in Montenegro hoffen, dass der Tourismus wieder auf die Beine kommt. Auf einen Aufschwung hoffen alle in Montenegro, das gut 650 000 Einwohner hat und so groß wie Schleswig-Holstein ist.

Podgorica, das früher auch Titograd hieß, ist keine Attraktion. Zum Stadtbild zählen eintönige Mietshäuser. Schön ist ein Bummel in der Fußgängerzone im Zentrum mit Läden, Boutiquen, neuen Cafés und Pubs. "Berichten Sie in Deutschland nicht über marode Häuser, sondern über die Menschen. Die sind fabelhaft", sagt Zelko Lakovic, genannt "Lucky". Er hat etliche Jahre in Deutschland gearbeitet. Nun ist er Taxifahrer und Fremdenführer. Stolz lädt er den Gast in sein Haus mit Gärtchen ein.

Weites Land und ein paar Dörfer

Am Morgen darauf kommt er pünktlich mit dem Taxi und fährt die 30 Kilometer zur albanischen Grenze. Sein "Spezialpreis für Freunde": 20 Euro. Der Grenzer auf albanischer Seite hebt grüßend die Hand und hält sie auf: "Zehn Euro". Dafür gibt es Quittung und Einreisestempel. "Lucky" verhandelt gerade mit einem albanischen Kumpel, der mit seinem alten Mercedes-Diesel nach Shkodra will. Die etwa einstündige Fahrt kostet ebenfalls zehn Euro.

Es geht durch weites Land und ein paar Dörfer. Am Horizont taucht die Burgruine Rozafa auf, die auf einem Hügel über Shkodra thront. Die Stadt ist ein Mix aus kommunistischem Erbe mit Plattenbauten und Orient mit Märkten und Moscheen. Dazu kommt Neues aus der Nachwende-Zeit: Restaurants, Internet-Cafés, Banken und Supermärkte.

Und wie geht es ohne Zeitdruck preiswert nach Deutschland zurück? Entweder: von Rozafat mit dem Sammeltaxi. Das fährt für fünf Euro die Südroute nach Montenegro bis ins 50 Kilometer entfernte Ulcinj. Von da touren Busse die Küste entlang nach Dubrovnik. Von der kroatischen Stadt gibt es auch Billigflüge. Oder: Von Shkodra weiter bis in die Hauptstadt Tirana. Von hier fliegt erstmals im Sommer 2006 die Billig-Airline Germanwings nach Deutschland.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: