Villa Massimo in Rom:Centenario unter Zypressen

Zehn deutsche Künstler leben hier jeweils ein Jahr lang, können sich ganz ihren Werken widmen und locken mit Ausstellungen Besucher aus aller Welt. Nun feiert die Villa Massimo 100. Geburtstag.

9 Bilder

Zypressenallee, Villa Massimo

Quelle: Villa Massimo

1 / 9

Das deutsche Arkadien auf italienischem Boden heißt Villa Massimo. Jedes Jahr leben und arbeiten hier als Stipendiaten zehn deutsche Künstler aus den Sparten Bildende Kunst, Architektur, Literatur und Musik (Komposition). Am Donnerstag feiert der Sitz der Deutschen Akademie in Rom seinen 100. Geburtstag. Ein Ausflug nach Rom - in Bildern.

Der Kies knirscht unter den Füßen, wenn der Besucher vorbei an antiken Skulpturen, Zypressen und Pinien der Villa mit der elegant gestreckten Fassade zustrebt. In dem weitläufigen Park, einst vor den Toren Roms gelegen, fällt ihm dabei vielleicht auch noch der abseits gelegene modernere Ateliertrakt auf. Was die adelige Familie Massimo hier als Park hinterlassen hat, ist nicht nur ...

-

Quelle: Villa Massimo

2 / 9

... ein idyllischer Ort der Ruhe in der so lauten und hektischen Tiber-Metropole. Es ist ein deutsches Arkadien, in dem künstlerisch gearbeitet wird: Sitz der Deutschen Akademie Rom, Wirkungsstätte begabter deutscher Künstler, beliebtes Vorzeigestück deutscher schöpferischer Vielfalt. Und dieses Juwel der Kulturnation Deutschland feiert nun seinen 100. Geburtstag.

Dr. Joachim Blüher Villa Massimo

Quelle: Villa Massimo

3 / 9

Was läge näher, als diesen "Centenario" der Villa Massimo zusammen mit dem traditionellen Sommerfest der Akademie zu feiern. Also wartet Direktor Joachim Blüher, seit 2003 im Amt, am 3. Juni 2010 auf Tausende Gäste, überwiegend kulturinteressierte Italiener. Denn die Villa ist eine Institution in dem an Sehenswürdigkeiten nicht armen Rom, bietet Gelegenheit zum gehobenen Smalltalk und zeigt, was sich in der deutschen Kunst gerade so tut.

-

Quelle: Villa Massimo

4 / 9

Die Franzosen prunken mit ihrer Villa Medici, die näher am historischen Zentrum liegt, die Deutschen mit ihrer Villa Massimo. Also wird auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann zum Jubiläum anreisen. Fördert er doch den "unverzichtbaren Freiraum künstlerischen Schaffens" mit zwei Millionen Euro jährlich.

Mosaiksaal Villa Massimo

Quelle: Villa Massimo

5 / 9

Jeweils zehn deutsche Künstler aus den Sparten Bildende Kunst, Architektur, Literatur und Musik (Komposition) können sich jedes Jahr frei von finanziellem Druck in Rom fortentwickeln. Das ist genau der "Freiraum", den der Minister meint. Sie müssen zwar schon Erfolge gehabt haben, laut dem Akademie-Statut jedoch "noch offen in ihrer künstlerischen Entwicklung sein". Also sind die Stipendiaten so um die 40 Jahre alt, wenn sie ihr "Massimo-Jahr" beginnen. Dieses macht Rückzug und künstlerische Bilanz möglich, während die Stipendiaten in großzügigen Wohnateliers leben und sich in ihren römischen Tagen von den Kulturzeugnissen der Ewigen Stadt inspirieren lassen können.

Brunnensaal der Villa Massimo von aussen

Quelle: Villa Massimo

6 / 9

"Wir geben 400.000 Euro im Jahr für Stipendien aus und sind da eher wie ein ausgesuchtes Feinkostgeschäft", erzählt Direktor Blüher. Die Villa arbeite ansonsten billig und effektiv - "der Aldi unter den Akademien." Das meint den Unterhalt, Gehälter und Veranstaltungen. "Deutschland bordet über an Kreativität, das muss sich auch zeigen, und die Villa Massimo steht dabei für Exzellenz", erklärt der 56-Jährige. Stolz und voller Freude sieht er, wie ein zunehmend junges und neugieriges Publikum kommt, wegen der Ausstellungen, der elektronischen Musik oder etwa auch wegen der Choreographin Sasha Waltz.

Vorplatz Villa Massimo

Quelle: Villa Massimo

7 / 9

Das im Mai 2003 wiedereröffnete Haus stellt seit mehreren Jahren auch in Berlin vor, was die Stipendiaten geleistet haben: "Was wir sind, wie wir sind und was wir tun." Auch für Italiener ist die Villa Massimo ein Schaufenster deutscher Kultur: Dreimal im Jahr öffnen die Künstler ihre Ateliers und präsentieren ihre Werke.

Viale degli Artisti - die Künstlerallee der Villa Massimo

Quelle: Villa Massimo

8 / 9

Die Villa Massimo mit ihrer überaus wechselhaften Geschichte steht dabei auch für privates Kulturengagement. Mehr als ein Jahrhundert lang wurde nichts aus der Idee, für deutsche Künstler in Rom ein Haus zu errichten. Der preußische Unternehmer und Mäzen Eduard Arnhold fand dann das geeignete, wenn auch stark verwahrloste Gelände: 36.000 Quadratmeter, auf denen man eine Reihe von zehn großen und recht komfortablen Wohnateliers sowie ein Haus mit Gastateliers und Ausstellungssaal bauen konnte. All dieses vermachte der jüdische Förderer dem preußischen Staat, zusammen mit einem beachtlichen Stiftungskapital von 680.000 Reichsmark. Während der beiden Weltkriege wurde die Villa Massimo zweimal beschlagnahmt. 1943 wurde sie zu einem Casino der Deutschen Luftwaffe umgebaut. Erst im Jahr 1956 wurde die Bundesrepublik Besitzerin der Villa.

Die Villa Massimo - Sitz der deutschen Akademie in Rom

Quelle: Villa Massimo

9 / 9

30 Veranstaltungen finden hier inzwischen jährlich statt sowie das Sommerfest mit der "Große Atelierstraße" genannten Präsentation - damit lockt die Villa nicht nur Italiener, sondern Kulturinteressierte aus aller Welt.

© sueddeutsche.de/dpa/dgr/kaeb
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: