Via Netz verreisen:Klick und weg

Die meisten Internet-Reiseportale verkaufen dieselben Reisen zu ähnlichen Preisen - nur die Verpackung ist anders.

Sandra Werner

"Reisen. Wie, wann, wohin du willst." Die Werbeslogans der Internet-Reiseportale hören sich verlockend an. Kann man mit dem einen wirklich "einfach besser reisen" und mit dem anderen "einfach clever buchen"?

Laut einer Umfrage des Reiseveranstalters FTI Touristik beabsichtigt jeder dritte Internetnutzer mit Urlaubsplänen, seine Reise online zu buchen. Zur reinen Informationsbeschaffung nutzen sogar 80 Prozent das Netz.

Die Anbieter locken mit reichhaltigen Angeboten und Paketen, die individuell zusammengestellt werden können. Dennoch unterscheiden sich die Reiseportale nicht grundlegend voneinander.

Denn der Großteil greift auf eine Vertriebsplattform des Aachener Unternehmens Traveltainment zurück, darunter Anbieter wie Expedia, Opodo und Travelchannel. Für sie und 160 andere stellt Traveltainment nicht nur die Buchungsmaschine, also die Software, zur Verfügung, sondern auch unzählige Reiseangebote diverser Reiseveranstalter.

"Wir sammeln alle Katalogangebote der verschiedenen Veranstalter und geben sie an die Reiseportale weiter", erklärt Michael Kalt, Vorstand von Traveltainment. Von der Gestaltung der Homepage bis hin zur Mietwagen-Bestellung: Dreieinhalb Milliarden Reisen stünden so täglich zur Verfügung.

Seiten nach dem Baukasten-Prinzip

"Jeder Anbieter kann seine Seite individuell gestalten", sagt Kalt. "Wir bieten ihnen lediglich Bausteine, die sie selber zusammensetzen." Ein Anbieter kann beispielsweise die Pauschalangebote von Traveltainment beziehen, sich bei Hotels und Städtereisen aber auf einen bestimmten Veranstalter konzentrieren. Preise und Inhalte differieren demnach nur geringfügig.

420 Millionen Euro setzten Kalts Kunden über die Buchungsmaschine von Traveltainment im vergangenen Jahr um, doppelt so viel wie 2004. Die Zahl der Gäste ist von 350.000 auf 600.000 gestiegen. "Die Systeme werden intelligenter und die Hemmschwelle, Daten im Internet zu hinterlegen, sinkt."

Klick und weg

Es funktioniert immer nach demselben Prinzip: Aus einer Liste wählt man Abflugort und Datum aus, hinzu kommen Hotelkategorie und individuelle Vorlieben wie spezielle Angebote für Kinder oder direkte Strandlage. Weichen die Kriterien vom vorhandenen Angebot ab, werden meist Alternativen angeboten. Bezahlt wird mit Kreditkarte oder per Lastschrifteinzug.

Sieben Prozent aller Urlaubsreisen wurden laut Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (Fur) 2005 bei Internet-Reiseportalen gebucht, das sind immerhin rund 4,5Millionen Reisen. Allerdings geht der Großteil der Reisen (57Prozent) immer noch über die Theke eines richtigen Reisebüros.

Bei Tui machten die deutschen Online-Buchungen 2005 elf Prozent des Umsatzes aus, der große Teil davon aber waren Flugbuchungen. "Die Internetnutzung hat in den vergangenen Jahren derart zugenommen, dass auch unsere Kunden zunehmend hier suchen", sagt Tui-Sprecherin Stefanie Rother.

Einsparungen bringe das Reiseportal keine für Tui, da die Mitarbeiter in den Call-Centern sowie die aufwendige Technik nicht weniger Kosten verursachen als Reisebüros. Die Preise sind daher identisch. Der Vorteil für den Kunden bestehe vor allem darin, dass zusätzliche Angebote bereitgestellt würden. "Die Portale können für die Reisebüros auch eine neue Chance sein", sagt Rother. Die Suche nach detaillierten Informationen sei im "Internetdschungel" oft zeitaufwendig und mühsam. Das treibe viele wieder in das Reisebüro.

Im Gegensatz zu Tui, die mit einer teuren Werbekampagne die Onlinebuchungen forciert, unternimmt Dertour in diesem Bereich fast nichts. Zwar sind alle Angebote auch online buchbar, doch man verlässt sich lieber auf die 11000 Reisebüros, sagt Geschäftsführer Michael Frese.

Die Bausteinreise, die sein Unternehmen anbiete, sei ein zu komplexes Produkt für die Internetbuchung. Zwei Prozent des Umsatzes macht diese bei Dertour aus. "Kaum ein Mitbewerber wird mehr als vier Prozent Reisen über das Internet verkaufen", ist er sicher, "die meisten rechnen in die hohen Zahlen die Flugbuchungen mit ein."

Traveltainment wird künftig vor allem auf Multimedia setzen: Internet und Reiseverkauf im Fernsehen sollen enger miteinander verknüpft werden als bisher. Ob die Internetportale, die viele Reiseanbieter zusätzlich zu ihren lokalen Beratungsstellen aufbauen, den Reisebüros einen Aufschwung bescheren oder schaden werden, wird sich zeigen. Zwar hat Deutschland mit 13000 eines der dichtesten Reisebüro-Netze der Welt, doch allein 2005 ist ihre Zahl laut dem Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalter-Verband (DRV) um 8,1Prozent geschrumpft.

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