Wer sich vor Sehenswürdigkeiten wie dem Kolosseum in Rom niederlässt, um ein Sandwich zu verspeisen, muss künftig mit deftigen Strafen rechnen. Auch in anderen italienischen Metropolen ist das Picknick in der Altstadt verboten - doch es gibt Zufluchtsorte nahe den Hauptattraktionen. Wenn der kleine Hunger kommt, haben es Urlauber nicht weit: Unweit der Sehenswürdigkeiten von Rom stehen genug Essensstände, an denen sich Touristen verpflegen können. Nur verzehren sollen sie das teuer erstandene Sandwich bitte woanders. Seit Neuestem ist es im historischen Stadtkern der italienischen Hauptstadt bei Strafen von 25 bis zu 500 Euro verboten, "zu lagern oder Notunterkünfte zu errichten oder anzuhalten, um zu essen oder trinken". So will es eine Verordnung der römischen Stadtverwaltung, die ab sofort bis zum 31. Dezember 2012 gilt. Ein Picknick vor dem Kolosseum ist also erst mal tabu.
Für eine kurze Pause dürfen sich diese Touristinnen auf der Spanischen Treppe mitten in Rom schon niederlassen - ihren Hunger sollten sie dabei aber nicht stillen. Dabei haben wohl die wenigsten Touristen im Sinn, wovon ein Sprecher des Italienischen Tourismusverbands in Deutschland berichtet: "Manche haben vor der Spanischen Treppe sogar übernachtet!" Wer sich zum Essen aber nicht niederlasse, müsse kein Bußgeld befürchten, meint er. Auch die Piazza di Spagna im Zentrum der Stadt zählt zu den Bereichen "mit besonderem historischen und architektonischen Wert", die nach dem Willen der Stadtverwaltung "ausschließlich als Orte genutzt werden, wo man einen Panoramablick genießen kann".
Nicht einmal im Schutze der Nacht sollten Touristen auf Innenstadtplätzen wie der Piazza Navona (im Bild der Le-Quattro-Fontane-Brunnen) einen Imbiss zu sich nehmen, solange sie dabei sitzen wollen - was Städtereisende nach ein paar Wanderstunden zwischen den Sehenswürdigkeiten durchaus erstrebenswert finden.
Auch ein Eis auf den Stufen des Pantheon ist künftig verboten. "Und auf die Mauer um den Pantheon sollte man sich auch nicht setzen - sondern lieber zwanzig Meter weiter gehen", rät der Tourismusverband. Mit der neuen Regelung will die Stadtverwaltung gegen ungebührliches Verhalten von Touristen und ein zunehmendes Müllproblem angehen. Doch wohin in Rom, wenn man nicht gleich ein Restaurant aufsuchen, sondern nur eine kleine Zwischenmahlzeit unter freiem Himmel genießen will?
Ein Stück oberhalb der Spanischen Treppe liegen die Parkanlagen der Villa Borghese und hier findet sich unter Bäumen und entlang der Wege ein Picknick-Platz für jeden. Freilich: Seinen Müll sollte man in jedem Fall entsorgen. Um das Idyll zu erhalten und damit nicht irgendwann auch in diesem Innenstadt-Park das "sich Niederlassen" bei Strafe verboten wird. Die neue Essens-Verordnung von Rom ist kein Einzelfall in italienischen Touristenmetropolen. In Venedig ...
... ist das Sitzen, Trinken und Essen auf der Piazza San Marco, deren Stufen, in den Säulengängen sowie auf der Piazzetta zur Mole hin bereits seit Jahren verboten. Einige der wenigen Grünoasen der Stadt, in denen Besucher zudem ganz legal ins Tramezzini beißen dürfen, ...
... sind die Giardini ex Reali am Kai Riva degli Schiavoni, nur etwa 150 Meter vom Markusplatz entfernt.
Auch die Stadtverwaltung von Florenz will das Gebiet rund den Dom Santa Maria del Fiore frei von Pizzaresten und weggeworfenen Servietten halten. Eine Verordnung vom Juli 2012 verbietet das Niederlassen auf den Stufen des Doms. Die Stadtoberen reagierten so auf das schlechte Benehmen von Touristen, die in Gruppen die Treppen blockiert und Alkohol vor der Kathedrale getrunken hatten.
Weiterhin erlaubt ist aber, sich einige Minuten auf den Stufen des Hauptportals auszuruhen - vielleicht, um zu überlegen, wo ...
... in der Stadt das Picknicken erlaubt ist. Eine Möglichkeit wäre der Boboli-Garten auf der anderen Seite des Arno. Zwar kostet der Park Eintritt, aber die Gartenanlagen hinter dem Palazzo Pitti samt ihrer berühmten Skulpturensammlung sollten ohnehin auf dem Florenz-Programm stehen.
Auch diese Besucher auf der Piazza Maggiore verstoßen gegen ein Gesetz - sofern sie sich mit einem Bier erwischen lassen: Im historischen Zentrum von Bologna ist Biertrinken in der Öffentlichkeit verboten, so wie in der gesamten Region Emilia-Romagna.
Wer nicht auf sein Picknick verzichten will, sollte Sehenswürdigkeiten wie die Fontana del Nettuno (im Bild) einfach von allen Seiten fotografieren und sich die Bilder bei der Mahlzeit in einer der Grünanlagen von Bologna betrachten - ganz in Ruhe und straffrei. Einer der größten Parks unweit des historischen Stadtkerns sind die seit 1875 geöffneten Giardini Margherita (Via Murri, 40100 Bologna).