Kolumne "Ende der Reise":Wenn die Gondeln Motor tragen

Die Gondeln gehören zu Venedig, funktionieren seit Jahrhunderten in selber Form und nach dem selben Prinzip. Das will der Designer Philippe Starck nun ändern. (Foto: Bernhard Krieger/dpa)

Venedig muss endlich nachhaltiger werden, besonders seine Gondeln! Der Designer Philippe Starck arbeitet schon daran.

Glosse von Hans Gasser

Nachhaltigkeit! Gibt es noch einen Tourismusanbieter, der nicht in den ersten drei Sätzen seiner "Philosophie" betont, wie nachhaltig er sei, werden wolle oder immer schon war? Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass die meisten den selben Stiefel wie schon immer machen, nur halt anders angestrichen.

Der Begriff ist die Eier legende Wollmilchsau des Marketings, soviel ist sicher. Und damit kommen wir nach Venedig. Diese Stadt ist und war stets Inbegriff der Schönheit, aber auch der Gier und somit das Gegenteil von Nachhaltigkeit. Zuerst haben Venedigs Flotten die halbe Welt ausgebeutet und zu Geld gemacht und dann hat man den Tourismus auf die Spitze getrieben.

Wie gut, dass sich der Designer Philippe Starck, der auf Burano wohnt, nun im Rahmen eines Nachhaltigkeitsprogramms der Universität Venedig der Gondel angenommen hat. Nein, nicht der Kreuzfahrtschiffe; auch nicht der motorisierten Wassertaxis; des hölzernen, ruderbetriebenen Kahns. Sein Entwurf der "Dream of Winter Gondola" sieht einen Bau aus "hochtechnologischen" Materialien (gepresster Bambus) vor, einen solarbetriebenen Elektromotor sowie einen Wasserkraftgenerator. All das soll den Gondoliere nicht überflüssig machen, sondern ihm helfen. Hinzu kommt ein "Gyroskop", das unnötiges Schwanken vermeiden soll.

Statt einem Kahn aus Eichenholz, der mit Muskelkraft angetrieben wird, ein mit Technik überfrachtetes Schiff aus chinesischem Bambus? Jede Wette, dass Starck damit den Nachhaltigkeitspreis der Uni gewinnt!

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