Italien:Abrechnung in Venedig

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Wie viele Tagesbesucher kamen denn so nach Venedig, trotz der Gebühr? Wohl nicht weniger als sonst. (Foto: mauritius images/Alamy Stock Photos)

Die Fünf-Euro-Gebühr für den Besuch der Lagunenstadt wird schon wieder ausgesetzt. Was soll das?

Glosse von Eva Dignös

Fünf Euro, das ist, seien wir ehrlich, ein Schnäppchen. 17 Euro kostet ein Ticket für den Louvre in Paris, 18 Euro zahlt man im Kolosseum in Rom und 15 Euro für das Akropolis-Museum in Athen. Und in Venedig bekommt man für einen Fünfer nicht nur ein paar alte Steine oder alte Meister, sondern gleich die ganze Stadt.

Ende April war es so weit, nach Jahren, in denen man den Spannungsbogen (Ja! Aber noch nicht jetzt! Vielleicht später! Aber dann ganz bestimmt!) gekonnt hochgehalten hatte: Venedig verlangte Eintritt für einen Besuch in der Altstadt. Nicht immer, sondern nur an 29 ausgewählten Tagen. Nicht vor 8.30 Uhr und nicht nach 16 Uhr. Nicht von allen, sondern nur von Tagesgästen.

Und mit einem so hehren Ziel, dass man dafür doch gern den Geldbeutel öffnet: Die Stadt solle endlich wieder „lebenswert“ werden, für ihre Bewohner wie für ihre Besucher – dieses Zitat von Bürgermeister Luigi Brugnaro stand in jeder der Pressemitteilungen, mit denen die Öffentlichkeit über die Zahl der verkauften Eintrittskarten auf dem Laufenden gehalten wurde. Mehr als 400 000 Tickets waren es seit der Einführung, zwischen 10 000 und 23 000 pro Geltungstag.

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Nun könnte man meinen, dass sich mehr Lebens- und Urlaubsqualität in Venedig am ehesten durch eine Reduzierung der Touristenzahlen erzielen ließe. Beispielsweise durch eine Begrenzung der Anzahl an Eintrittskarten: Sorry, nächsten Sonntag sind wir schon voll. Und es sind ja nicht nur die Tagestouristen. Auf die weniger als 50 000 Einwohner in der Altstadt kommen mehr als 50 000 Gästebetten. Venedig kämpft wie andere vom Overtourism geplagte Städte damit, dass viele Wohnungen in Ferienunterkünfte umgewidmet werden.

Auf 14 Millionen Besucher pro Jahr belaufen sich die Schätzungen. Aber wie gesagt: Das sind Schätzungen. Man müsse deshalb verlässliche Daten sammeln, um weitere Maßnahmen planen zu können, rechtfertigten sich die Behörden gegenüber all jenen, die das Eintrittsticket als wirkungslose Schaufensterpolitik kritisierten.

Schätzungen zufolge wird es übrigens auch in den Sommerferienwochen den einen oder anderen Touristen nach Venedig ziehen. Das allerdings wird man nicht mehr mit Daten belegen können: Der 14. Juli ist der letzte eintrittspflichtige Tag für dieses Jahr, ausgerechnet vor Beginn der absoluten Hochsaison ist Schluss. Man will nun erst einmal auswerten. Und dann beraten. Ganz in Ruhe. Schritt für Schritt. Alles Weitere im kommenden Jahr. Nur so viel steht schon fest: Es soll teurer werden. Vom kommenden Jahr an sollen dann bis zu zehn Euro bezahlt werden müssen, wenn es in der Lagunenstadt an der italienischen Adria besonders voll wird. Warten wir mal ab.

Es muss nicht immer Venedig sein, findet die Autorin: Markusplätze gibt es auch in Bamberg, Dresden und Offenbach am Main. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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