Utah:Pulverträume im Mormonenstaat

"Greatest Snow on Earth" steht auf den Autokennzeichen in Utah. Das klingt vermessen, lässt sich aber von Experten aus dem US-amerikanischen Bundesstaat wissenschaftlich belegen.

Fast nirgendwo auf der Welt fällt so viel Pulverschnee wie in den Wasatch Mountains des Wüstenstaats. Trockener als James Bonds Martini rieseln die Schneeflocken auf die 13 Skigebiete rund um Salt Lake City nieder und verwandeln die Region der Olympischen Winterspiele 2002 in eine einzigartige Spielwiese für Wintersportler.

Nicht einmal ein Schneeball lässt sich aus dem "Powder" pressen - ärgerlich für Kinder, aber ein Traum für Skiläufer. Auf ihrem langen Weg über die Wüsten nach Park City, Alta oder Snowbasin verlieren die Wolken viel Feuchtigkeit, den spärlichen Rest saugt der große Salzsee heraus, der Salt Lake City den Namen gab. "Aber der Schnee ist nicht nur trocken, er fällt mit bis zu durchschnittlich 13 Metern pro Jahr auch mehr als üppig", sagt Patti Denny von der Tourismusbehörde.

Dennoch wurde Utah als Reiseziel lange ignoriert: "Alle sprachen doch nur von Kanada oder Colorado", sagt der Heliski-Führer Tyson Bradley. Aber dann kam Olympia, und plötzlich sah die Welt, dass man in Utah nicht nur Westernfilme drehen, sondern auch Skifahren kann.

Zehn Skigebiete sind nur eine Autostunde vom Flughafen Salt Lake City entfernt. Keine andere Ski-Destination in Nordamerika bietet so viel Abwechslung.

New Yorker steigen frühmorgens ins Flugzeug und wedeln mittags schon die Pisten hinab. Aus Europa ist die Anreise mit mindestens 11,5 Stunden Flugzeit beschwerlicher - aber sie lohnt.

Skifahren in Utah ist anders als in Europa: Schier unendlich ziehen sich Pisten wie die Arme einer Riesenkrake über die Ausläufer der Rocky Mountains. Es gibt viel Platz, und der Service ist sehr gut.

Das gilt vor allem in Deer Valley, das von den Lesern des US-Magazins Ski drei Jahre in Folge zum "besten Skigebiet Nordamerikas" gewählt wurde.

Lesen Sie weiter über den "american way of skiing" in den Bergen von Utah.

Pulverträume im Mormonenstaat

Die Pisten wirken so makellos wie ein englischer Golfplatz. Und entsprechend sind die Umgangsformen: Freundliche Herren tragen die Ski vom Parkplatz zum Lift, adrette Damen empfehlen dort die "besten Abfahrten des Tages". Diese lassen sich mit einem Guide dann gleich auf einer kostenlosen Tour erkunden.

Von sechs fast 3000 Meter hohen Bergen schlängeln sich unzählige Pisten herunter. "Das Beste aber ist unser Tree-Skiing", strahlt der Ski-Guide Tom Green: In den USA darf man quer durch Wälder fahren, die dafür im Sommer extra von Unterholz und Büschen befreit werden.

Snowboarder sind nicht erwünscht

In den hier bis an die Gipfel heranreichenden Wäldern ist man oft allein unterwegs, aber auch auf den Pisten kommt kein Gedränge auf: Bei 6500 Skifahrern am Berg macht Deer Valley dicht.

Das Gebiet würde mehr vertragen, aber schließlich soll jeder mittags bei Steaks und Seafood in einer der feinen Hütten seinen Platz bekommen. Die Gäste in Deer Valley warten nicht gern, und auch von Snowboardern sind sie "not amused", weshalb die "junge wilde" Sportart hier verboten ist.

Die Boarder weichen deshalb nach Park City gleich nebenan aus. Deer Valleys ungleiche Schwester ist lebendiger, jünger, fröhlicher und - was in den USA eher selten ist - ein Skiort mit Geschichte.

Bunte Holzhäuser mit Saloons, Restaurants und Galerien säumen die Main Street der alten Minenstadt. Als es mit den Silberminen bergab ging, setzte Park City alles auf den Wintersport. Die Rechnung ging auf: Seit Olympia 2002 boomt das mit insgesamt neun Talschüsseln am weitesten verzweigte Skigebiet Utahs.

"Wir haben hier alles: Von sanften Familienabfahrten bis hin zu echten Herausforderungen und dazu ein richtiges Kleinstadtleben", sagt der aus Kalifornien zugezogene Bill Benson.

Büstenhalter schmücken die Bäume

Im Schatten der Olympia-Orte gibt es in Utah noch mehr Skigebiete, die in Europa noch fast unbekannt sind. Dazu zählen auch die direkt nördlich an Salt Lake angrenzenden Resorts Alta, Snowbird und Solitude.

Hier sind die Einheimischen fast unter sich, um ihren "American Way of Skiing" zu zelebrieren: Entspannt, ohne Drängeln am Lift und manchmal auch etwas skurril, wenn sie die Bäume mit BHs, rosafarbenen Slips und bunten Kettchen schmücken. Skifahren in Utah ist eben anders - nicht nur wegen des "besten Schnees der Welt".

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