Süddeutsche Zeitung

USA: San Francisco:Naturkunde zum Anfassen

Mit den eigenen Händen können sich Besucher in der modernen California Academy of Sciences in die Wunderwelt der Naturkunde und Wissenschaft einfühlen.

Sein Name ist Claude. Er ist 13 Jahre alt und schneeweiß. Claude ist ein Albino-Krokodil und lebt in der California Academy of Sciences in San Francisco. "In der freien Wildbahn wäre er schon tot", sagt Pressesprecherin Stephanie Stone. Doch hier ist er die Attraktion des neuen Wissenschaftszentrums von San Francisco - einem der Besuchermagneten in der Stadt an der Bay.

Das moderne Haus im Golden Gate Park ist erst 2007 wiedereröffnet worden und eines der zehn größten Naturkundemuseen weltweit. Und es ist nach eigenen Angaben "das grünste Museum der Welt" - nicht nur wegen seines Grasdaches und den zahllosen markanten Solarzellen.

Die California Academy of Sciences wurde 1853 gegründet. Ihre Geschichte ist eng verknüpft mit der des Goldrausches. San Francisco wurde das Sprungbrett ins Gold Country. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Einwohner damals von 375 auf mehr als 30 000.

Darunter waren die Brüder Steinhart, die reich wurden und der Stadt ein Aquarium stifteten. Ihnen schlossen sich weitere naturinteressierte Zugereiste von der Ostküste der Vereinigten Staaten an.

In dem Feuersturm, der nach dem großen Erdbeben von 1906 fast die gesamte Stadt zerstörte, brannte auch die Akademie nieder. Der Neubau wurde im Golden Gate Park errichtet und 1916 eröffnet. Damals war die Zeit der großen Entdeckerreisen, und die Regale füllten sich rasch wieder. Doch 1989 bebte die Erde erneut, das Haus wurde beschädigt. 2003 begann der Neubau.

Weite Teile der Akademie dienen heute der Forschung. "Dies ist kein Museum für tote Dinge, sondern ein Museum des Lebens, für die Zukunft", sagt Stephanie. Jährlich kommen zwei Millionen Besucher - vor der Neueröffnung waren es 800 000.

Einige Bauteile des alten Hauses wurden wiederverwendet. "Viele Bürger von San Francisco sind mit der Akademie aufgewachsen - sie brauchten etwas zum Wiedererkennen." So ist zum Beispiel das schmiedeeiserne Seepferdchengitter rund um Claude ein Original.

Tagsüber bietet die Akademie Führungen durch das Haus an. Dann streicheln ganze Schulklassen die Seesterne im Aquarium und haschen nach den Schmetterlingen im Regenwald.

Die Jugend wird von den Akademie-Nächten angezogen: Jeden Donnerstag gibt es dort ab 19.00 Uhr Cocktails und Livemusik in der zentralen Halle unter einem Spinnennetz aus Glas.

Ganztägiger Blick hinter die Kulissen

Etwas ruhiger geht es bei der ganztägigen Führung "Hinter den Kulissen" zu, die auch in die Versorgungseinheiten des Gebäudes führt. Dort kann für 99 Dollar - gut 70 Euro - zum Beispiel der Tank bewundert werden, in dem der Sand für die Pinguine gesäubert wird, oder das System, das frisches Wasser aus der Bay aufbereitet. Dieses fließt dann beispielsweise in den "California Coast Tank", in dem alle Fische schwimmen, denen Taucher vor der Küste begegnen können.

Die Zeiten, in denen freilebende Exponate gefangen oder erlegt werden, sind lange vorbei. Die gezeigten Korallen werden gezüchtet, die Tiere vermehrt. Früher gab es auch noch reichlich Ausbeute auf dem chinesischen Wochenmarkt von San Francisco. Zwei Schnappschildkröten, die ein Kurator dort vor knapp 50 Jahren vor dem Kochtopf bewahrt hat, leben immer noch in der Akademie. Sie teilen sich ihr Terrain mit Claude.

Informationen: Academy of Sciences, 55 Music Concourse Dr., Golden Gate Park, San Francisco Ca 94118, www.calacademy.org

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Hilke Segbers, dpa/dd
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