US-Hotel schafft Zimmerservice ab:Champagner zum Selbstabholen

Champagner Hotel Zimmerservice

Champagner in diskretem Ambiente? Diese Zeiten sollen im New York Hilton Midtown bald vorüber sein.

(Foto: Alex Tihonov - Fotolia)

Frühstück ans Bett, ein Snack für zwischendurch oder ein Gläschen Sekt vor dem Kamin? Ein New Yorker Luxushotel will eine der letzten Annehmlichkeiten für ihre Gäste streichen: den Zimmerservice.

Es ist einzig und allein dem Zimmerservice zu verdanken, dass das Techtelmechtel von Vivian Ward und Edward Lewis geheim bleibt. Denn nur so können der Millionär und seine Affäre sich bei Erdbeeren und Champagner vergnügen - der Einzige, der sie sieht, ist der Kellner im Smoking. Und das Einzige, warum er nicht sofort wieder den Raum verlässt, ist das Trinkgeld (hier in der Originalfassung).

In der Szene aus Pretty Woman wird klar, was für ein Luxus Zimmerservice für Hotelgäste ist. Ein Griff zum Telefonhörer und umgehend werden kleine Häppchen, Drinks und alles, was die dreiseitige Speisekarte bietet, serviert. Und zwar, wie der Name schon sagt, direkt aufs Zimmer. Wer nicht möchte, muss nicht einmal das Bett verlassen.

Aber mit diesen Annehmlichkeiten in Hotels könnte es bald vorbei sein. Zumindest im New York Hilton Midtown, mitten in Manhattan gelegen. Einem Bericht der New York Times zufolge will das größte Hotel in der Stadt (2000 Zimmer) von August an seinen Zimmerservice abschaffen - und damit das Angebot, die Köstlichkeiten der dreiseitigen Speisekarte ganz privat genießen zu können.

Als Grund gibt ein Sprecher des Hotels die sinkende Nachfrage nach Zimmerservice an. Experten sehen es hingegen als schlichte Maßnahme, um Geld zu sparen. John Fox, Berater des Hotelgewerbes, erklärt die Problematik, den ganzen Tag über Küchenpersonal und Kellner zu beschäftigen, wenn die Nachfrage typischerweise nach dem Frühstück schwindet und den restlichen Tag nur noch gelegentlich Bestellungen anfallen. "Jeder tut, was er kann, um sein Vermögen profitträchtig zu verwalten, gleichzeitig aber den Service aufrechtzuerhalten, den die Gäste verlangen."

Die Pläne des New York Hilton Midtown fallen in eine Zeit, in der große Hotels ihr Restaurantangebot einschränken und gleichzeitig kleinere Boutiquehotels alles in einem anbieten. Manche Häuser haben sogar Abmachungen mit nahegelegenen Restaurants, die Essen ins Hotel liefern.

"Man kann aus so vielen Hotels auswählen", sagt Maria-Chiara Della Valle, ein 29-jähriger Gast aus London. "Wenn jedes Zimmerservice anbietet, weiß ich nicht, warum ich zum selben Preis eines ohne Zimmerservice buchen sollte."

Künftig sollen die Gäste eine Selbstbedienungstheke im New York Hilton Midtown nutzen. Statt mit Champagner und Erdbeeren auf der Couch würden sich Vivian und Edward also an der To-Go-Bar mit Sandwiches und Cola eindecken? Eine ungemütliche Vorstellung - auch für echte Hotelgäste.

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