US-Flughäfen:Geheimpapier verrät Sicherheitslücken

Die Transportsicherheitsbehörde der USA hat versehentlich ein geheimes Dokument ins Internet gestellt, das detailliert Methoden und Grenzen von Sicherheitschecks aufzeigt.

Die US-Transportsicherheitsbehörde (TSA) hat versehentlich Sicherheitsprozeduren auf Flughäfen im Internet preisgegeben. Dazu gehören einige bisher streng geheime Bestimmungen für den Umgang mit Diplomaten, Angehörigen des Geheimdienstes CIA und Polizisten, wie US-Sender berichteten.

Die TSA spielte demnach zwar den Vorfall herunter und nannte das versehentlich veröffentlichte Papier "veraltet". Es sei auch nie in die Praxis umgesetzt worden.

Mehrere Senatoren forderten aber postwendend eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls. Die Republikanerin Susan Collins etwa nannte die Preisgabe der Informationen schockierend und fahrlässig. "Dieses Handbuch liefert einen Fahrplan für jene, die uns gern Leid zufügen würden", sagte sie.

"Es gibt Bilder der echten Ausweise und der Ausweismarken", sagte Collins. Einerseits werde darüber geredet, dass Leute, die den USA schaden wollten, keine Chance zur Dokumentenfälschung bekommen dürften. Andererseits "haben wir ihnen jetzt mit diesen Anleitungen ein Handbuch gegeben". Wer strikte Kontrollen umgehen wolle, wisse jetzt, welche Art von Ausweispapieren er sich beschaffen müsse.

Unzulänglich geschwärzt

Das Papier ist dem Sender CNN zufolge 93 Seiten lang und gibt Anweisungen für die Überprüfung von bestimmten Reisenden auf Flughäfen. In dem Dokument werden Methoden detailliert geschildert und auch die Grenzen der Wirksamkeit von Durchleuchtungsmaschinen aufgezeigt. Außerdem wurden als Beispiele CIA- und Polizei-Berufsausweise abgebildet, was Terroristen nach Einschätzung von Experten das Fälschen erleichtern könnte.

Das Dokument wurde auf eine unzureichend gesicherten Webseite mit Informationen für Vertragspartner der Regierung gestellt. Die TSA schwärzte dabei als besonders "sicherheitsempfindlich" eingestufte Passagen, aber so unzulänglich, dass sie von Insidern lesbar gemacht werden konnten.

Interne Untersuchung eingeleitet

Das Papier trägt das Datum 28. Mai 2008 und enthält die Feststellung, dass der Inhalt "niemandem, der keine Kenntnis benötigt" offenbart werden dürfe. Ein New Yorker Informatiker veröffentlichte die unzulänglich geschwärzten Passagen der Washington Post zufolge in einem Reiseblog. Nach eigenen Angaben erfuhr er von dem Dokument beim Internet-Chat mit anderen Flugreisenden.

Die Behörde leitete inzwischen selbst zwei parallel laufende Ermittlungen ein. "Die TSA nimmt die Angelegenheit sehr ernst", hieß es in einer Mitteilung. Sie betonte aber zugleich, dass das Papier längst überholt sei. Inzwischen gebe es bereits sechs neue Versionen.

Ein ranghoher Heimatschutz-Vertreter teilte mit, die brisanten Informationen seien mittlerweile nicht mehr online und einige TSA-Mitarbeiter beurlaubt worden.

Dennoch war der Sturm der Empörung in Washington groß. So sagte der frühere Abteilungsleiter im Heimatschutzministerium, Stewart Baker, das Handbuch werde nun zu einer Vorlage für Menschen werden, die die Sicherheitsbestimmungen im Flugverkehr aushebeln und umgehen wollten. "Es erhöht das Risiko, dass Terroristen die Schutzbarrieren überwinden werden." Auch die demokratischen Kongressabgeordneten Bennie Thompson und Sheila Jackson äußerten in einem Brief an die TSA-Führung "größte Besorgnis".

Der Vorsitzende des Senatsausschusses für Heimatschutz und Regierungsangelegenheiten, Joe Lieberman, sprach von einem "ernsten Verstoß".

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