Urlaubsziele für das Frühjahr:Auf der Sonnenseite

Nebel, Nässe, Nieselregen: Wer davon genug hat, sollte jetzt oder zumindest im Frühsommer verreisen. sueddeutsche.de stellt Sonnenziele vor - samt Highlights, die nicht jeder kennt.

Katja Schnitzler

Während die Menschen in Ägypten und Tunesien auf die Rückkehr der Urlauber hoffen, profitieren andere Länder von den umgeleiteten Urlauberströmen. Zwar gehen Reiseexperten davon aus, dass im kommenden Winter die Strände in Ägypten und Tunesien wieder voll sein werden. Doch welche Alternativen bieten sich für Bade- und Kulturtouristen dieses Jahr im Frühling und Frühsommer? Sueddeutsche.de stellt Ihnen einige vor.

Kanaren

Ägypten-Flieger wurden in den letzten Wochen vor allem zu einem Ziel umgeleitet: den Kanarischen Inseln, sowieso ein beliebtes Winterreiseziel der Deutschen. Die sieben Inseln liegen im Atlantik etwa 120 Kilometer vor Marokko, das Wetter ist fast ganzjährig mindestens frühlingshaft - das brachte den Kanaren den schmeichelhaften Namen "Inseln des ewigen Frühlings" ein.

Dabei müssen Reisende nicht nur beachten, welche der sehr unterschiedlichen Inseln sie besuchen möchten, sondern auch, welchen Ort der jeweiligen Inseln. So ist der Nordosten der westlichen Inseln La Palma, La Gomera, El Hierro, Teneriffa und Gran Canaria wesentlich kühler als der Süden: Schuld ist der Passatwind, der die Wolken gegen die hohen Gebirge treibt. Auf Teneriffa erhebt sich der mit 3718 Metern höchste Berg Spaniens, der Pico del Teide. Er und der zugehörige Nationalpark können auf Trekkingtouren erkundet werden. Wem der Gipfel zu hoch ist, lässt sich mit der Seilbahn bis 150 Meter unter den Gipfel tragen.

So bieten die Inseln in ihrer Vielschichtigkeit einen ebenso abwechslungsreichen Urlaub mit Strand, Wandern und Mountainbiken, aber auch Windsurfen und Tauchen.

Nicht verpassen: Der immergrüne Nebelwald mit bis zu zwei Meter hohen Farnen auf La Gomera, der im Vergleich zu Lanzarote oder Fuerteventura noch ursprünglichen Insel. 40 Minuten dauert die Überfahrt mit der Fähre von Teneriffa zum zweitkleinsten Kanareneiland, inzwischen gibt es auch regionalen Flugverkehr. Auf La Gomera schützt der Nationalpark Garajonay märchenhafte subtropische Lorbeerwälder, die hier nicht wie im übrigen Europa während der Eiszeiten zugrundegingen - eine Wanderung in eine lebendige Vergangenheit. Einzigartig ist auch die Pfeifsprache der Gomeros, El Silbo: Mit ihr verständigten sich die Menschen über die tiefen Täler hinweg.

Flugzeit: auf die Kanaren etwa vier Stunden.

Mallorca

Entgegen dem Ballermann-Klischee ebenso vielseitig und damit eine Reise wert ist Mallorca, im Mittelmeer etwa 170 Kilometer von Barcelona entfernt. Die Winter auf der Baleareninsel sind mild und feucht - dafür aber kurz: Schon im Januar fangen die Mandelbäume an zu blühen.

Während das Inselinnere im Sommer mit Temperaturen bis zu über 40 Grad zu heiß ist für Wander- und Radtouren, sind die Frühlingstemperaturen dafür ideal. Allein die Topographie zeigt, dass man auf Mallorca nicht nur am Strand die Zeit verstreichen lassen muss - was auch sehr angenehm sein kann, etwa wenn man die Stadtstrände ignoriert und sich bei den Einheimischen nach den zahlreichen versteckteren Buchten erkundigt. Bergwanderer finden im Nordwesten der Insel ideale Bedingungen in der Serra de Tramuntana vor. Besonders malerisch ist der Blick auf die beiden türkisfarbenen Trinkwasserseen Embassament de Cúber und Ambassament des Gorg Blau und dahinter den höchsten Gipfel Mallorcas, den Puig Major mit 1445 Metern.

Nicht verpassen: Das überschüssige Wasser der Speicherseen fließt bis in den Canyon Torrent de Pareis ab. Berühmt ist die Mündung des Sturzbaches, der nicht immer Wasser führt, bei Sa Calobra: Der Strand des Torrent de Pareis ist das malerische Ende der zweitgrößten Schlucht im Mittelmeer-Raum und Ziel zahlreicher Urlauber, so dass man die Bucht mit vielen Besuchern teilen muss. Das Naturdenkmal zeigt seinen eigentlichen Zauber erst bei einer Tour in die Schlucht, die allerdings anspruchsvoll ist und Klettererfahrung voraussetzt, Wanderschuhe sowieso. Wer auf Nummer sicher gehen will, bucht einen Führer.

Flugzeit: Von München aus fliegt man eineinhalb Stunden nach Palma de Mallorca.

Das zweite Ziel, auf das die Reiseveranstalter während der Krise in Ägypten und Tunesien gerne umbuchten, war die Türkei, genauer die "Türkische Riviera" zwischen Antalya und dem Kap Anamur gegenüber der Insel Zypern. Hier war es fast so warm wie in Ägypten, die großen Häuser - etliche davon neu errichtet - sind gut ausgestattet und vor allem die Preise vergleichbar mit den Ägyptenangeboten am Roten Meer.

Für Deutsche herrscht das angenehmste Klima von April bis Juni - dann haben Urlauber auch Lust, die vielen Ruinen der Antike zu erkunden, wie die Reste des Apollon-Tempels nahe Side.

Nicht verpassen: Dass die Stadt Anamur am südlichsten Punkt Kleinasiens etwa 250 Kilometer von den Flughäfen in Antalya und Adana entfernt liegt, ist Pech für die, die am Massentourismus verdienen wollen - und gut für die, die am Kap Anamur einen Urlaub unter Einheimischen verbringen wollen. Diese reisen in den Schulferien zuhauf an. Europäer haben im milderen Frühjahr wohl mehr Freude am Badeurlaub als im Hochsommer, wenn die Temperatur auf bis zu 40 Grad im Schatten steigt. Dann sind auch Ausflüge zu den nahen Sehenswürdigkeiten angenehm: zu der Kreuzritterburg Mamure Kalesi und der zwei Jahrtausende alten Ruinenstadt Anemurion.

Flugzeit nach Antalya: knapp drei Stunden

Zypern

Nach Sizilien und Sardinien ist Zypern die drittgrößte Insel im Mittelmeer. Während der türkisch besetzte Norden touristisch noch wenig entwickelt ist, ist der griechische Süden der geteilten Insel mit der von Stacheldraht zerschnittenen Hauptstadt Nikosia ein wahrhaft göttliches Reiseziel: Schließlich soll beim Felsen Petra tou Romiou ("Fels der Griechen") zwischen Paphos und Limassol einst Aphrodite dem Meer entstiegen sein.

Nach einem Gefährten der Göttin wurde die Akamas-Halbinsel im Westen Zyperns benannt. Hier finden Touristen noch einsame Buchten und Strände, an denen man von der schönen Venus träumen kann. Das Wasser um Zypern hat die höchsten Temperaturen in diesem Teil des Mittelmeers, schon im Februar erreichen sie 17 Grad Celsius.

Nicht verpassen: Das Tróodos-Gebirge bietet in der Hitze des Sommers Abkühlung und Abenteuer zugleich. Es erhebt sich auf bis zu 2000 Meter Höhe (von Januar bis März kann man hier sogar Skifahren, zur Not mit Hilfe von Schneekanonen), ist von Schluchten durchzogen und üppig bewaldet - und von öffentlichen Verkehrsmitteln nahezu nicht erschlossen. Wanderer haben eine angemessene Wahl: Aphrodite-Pfad, Artemis-Trail oder lieber Persephone Weg? Der höchste Berg Zyperns ist mit 1952 Metern der Olympos, an dessen Hänge auch die Skigebiete liegen. Der Berg trägt zwar denselben Namen wie der Göttersitz in Griechenland, ist aber in göttlicher Hinsicht die falsche Adresse: Auf der Spitze thront nicht Zeus, sondern die britische Royal Air Force mit einem Radarsystem zur Flugüberwachung, so dass der Gipfel nicht erklommen werden darf.

Also nicht nach oben, sondern rundherum: Der Naturlehrpfad Atalante umrundet den Olymp ohne großes Auf und Ab auf etwa 1750 Metern Höhe. Von hier aus erblicken Wanderer das Kykkos-Kloster, in dem eine - allerdings stets verhüllte - Marienikone gehütet wird. Der Legende nach soll der Evangelist Lukas das Abbild gemalt haben.

Flugzeit von München z.B. nach Paphos etwa drei Stunden

Kroatien

Buchten, Kies- und Sandstrände, steile Klippen, Inseln mit Pinienwäldern - Dalmatien ist wie ein mediterranes Bilderbuch. Und das Beste: Das Meer vor Kroatien ist nicht nur klar, sondern auch noch sauber. Die Badesaison beginnt allerdings erst im Mai. Dann sollte man sich beeilen und vor dem Touristenansturm in den Sommermonaten die Insel Brac vor Split besuchen: Zu Fuß schlendert man von dem Ort Bol auf einer Promenade durch einen Kiefernwald zum "Goldenen Horn", das so malerisch ist wie sein Name.

Der größte Sandstrand der Region wird von Wind und Meeresströmungen immer wieder anders geformt, bleibt aber stets ein gewaltiges weißes Horn. Wer doch in den Sommermonaten anreisen muss und gerne mehr Platz am Strand hat, weicht auf andere Buchten oder Inseln aus, schließlich hat es hier genug: Die 1250 Eilande sind ein Traum für Segler. Auch in Kroatien gibt es übrigens eine Blaue Grotte: Auf der Insel Insel Biševo westlich der Insel Vis taucht die Sonne - vorausgesetzt es herrscht ruhiger Seegang - die Höhle in ein blaues Licht.

Nicht verpassen: In Kroatien kommen nicht nur Strandgänger auf ihre Kosten, sondern auch Liebhaber verwinkelter Altstädte: Die historischen Zentren von Split in Mitteldalmatien, Dubrovnik im Süden und Stari Grad auf der Insel Hvar sind Weltkulturerbestätten der Unesco. Einen besonders schönen Blick auf Dubrovnik hat man bei einer Tour auf der Stadtmauer. Eine Besonderheit hat Split zu bieten: Der Palast des römischen Kaisers Diokletian wurde nach und nach in die Stadt integriert, die antiken Mauern zu Teilen von Kirchen und Häusern. Das Wandeln unter beleuchteten Säulen und Bogengängen verleiht dem Nachtleben ein ganz besonderes Flair.

Flugzeit: Von München aus nach Dubrovnik etwa eineinhalb Stunden.

Tauchurlaub

Wer seinen Tauchurlaub am Roten Meer verbringen wollte und nun nach Alternativen sucht, tut sich im Mittelmeer schwer - so bunt wie Ägyptens Unterwasserwelt ist es hier nicht.

Passionierte Taucher müssen also Fernstrecken in Kauf nehmen und etwa zu den Malediven oder etwas günstiger nach Indonesien oder Thailand fliegen.

Entdeckungsfreudige Taucher zieht es nach Belize in der Karibik, ein Höhepunkt ist das berühmte "Blue Hole": Von oben sieht es aus wie ein dunkelblauer Kreis im türkisfarbenen Wasser. In der glockenförmigen Höhle hängen bis zu 15 Meter lange Stalaktite von der Decke.

Tierische Begleiter sind vor allem im Mai und Juni Bullen-, Tiger-, Hammer- oder Riffhaie - Taucher sollten also nicht nur erfahren, sondern auch mutig sein.

Flugzeit: Von München nach Belize etwa zwölf Stunden.

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