Süddeutsche Zeitung

Urlaubsziele 2012:Spartipps von New York bis Porto

Wer sich auskennt, reist billiger nach New York, San Francisco, Porto oder Yucatán in Mexiko - sogar im günstigen Vietnam können Urlauber noch sparen. Tipps für Reiseziele 2012.

Katja Schnitzler

Es gibt Länder, die haben zu Recht einen Ruf als günstiges Reiseland, etwa Vietnam - aber selbst dort kann man noch Geld sparen. Die folgenden Ziele bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn man einige Tipps beachtet. (Die Auswahl der Ziele basiert auf Empfehlungen von Lonely-Planet-Autoren, "Best in Travel 2012")

Nordosten der USA (mit New York, Washington und Boston)

Wer sparen will und trotzdem mehrere Großstädte im Nordosten der USA besuchen möchte, sollte besser am Boden bleiben. Denn sowohl Flüge zwischen den Städten als auch Fahrten mit dem Mietwagen sind um ein Vielfaches teurer als dieselbe Reise mit dem Bus. Der Preis für eine einfache Fahrt zwischen New York und Boston liegt bei etwa 20 Dollar, gut vier Stunden dauert der Trip. Die Fernbusse steuern auch Philadelphia, Toronto, Pittsburgh und Charlotte an. Rabatt bekommen Frühbucher online etwa bei Megabus (megabus.com) oder BoltBus (boltbus.com).

Auch in den Städten selbst können Reisende sparen, etwa mit dem New York Pass (80 Dollar für einen Tag, 110 Dollar für zwei Tage über newyorkpass.com), mit dem viele Attraktionen wie der Eintritt ins Empire State Building billiger sind oder gar nichts mehr kosten - und zugleich Zeit gespart wird, da sich die Reisenden nicht in die Warteschlange einreihen müssen (mehr Tipps, um Wartezeiten weltweit zu verkürzen, finden Sie hier). Auch das Museum of Modern Art ist damit kostenlos - das ist es aber auch für Besucher ohne NY-Pass jeweils freitags von 16 bis 20 Uhr. Zahlreiche Museen in New York bieten zu bestimmten Zeiten ermäßigten oder freien Eintritt (Überblick unter gonyc.about.com; und auch andere US-Städte gewähren an manchen Tagen freien Zugang zur Kunst).

Da New York bekanntlich niemals schläft, kann das Nachtleben teuer kommen. Unter nyc.myopenbar.com insererieren Bars täglich, zu welchen Zeiten es Freigetränke gibt.

Auch diese Metropole wird mit den folgenden Tipps günstiger: San Francisco an der US-Westküste ...

Kleine Boutique-Hotels (etwa rings um den Union Square), in denen die Übernachtung weniger als 90 Euro kostet - das sind Preise, die Touristen in einer amerikanischen Großstadt wie San Francisco nicht erwarten. Für Besucher ist die kalifornische Metropole weitaus billiger als etwa New York - wenn man sich auskennt.

So kann man sich die 60 Dollar für die Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt sparen. Sowohl vom San Francisco International Airport (SFO, wer hier landet, kann das Fahrticket auch im Voraus buchen) als auch vom Oakland International Airport (OAK) bietet der Bay Area Rapid Transit (BART) eine schnelle und günstige Verbindung: Jede Viertelstunde hält ein Zug am San Francisco Airport, die Fahrt ins Zentrum dauert nur eine halbe Stunde und kostet 8,10 Dollar.

San Francisco ist berühmt für seine Cable Cars, und die historischen Wagen der Market Street Railway haben ihren Preis: Sie kosten sechs Dollar für jede einfache Fahrt, vor sieben Uhr morgens und nach neun Uhr abends nur noch drei Dollar (zur Cable-Car-Übersicht).

Für Besucher bietet sich der siebentägige City Pass für San Francisco an: In dem Preis von 69 Dollar pro Erwachsenen (39 Dollar pro Kind) sind beliebig viele Cable-Car-Fahrten enthalten sowie eine einstündige Runde mit der Fähre durch die Bucht von San Francisco, freier Eintritt zum Bay Aquarium, zur Akademie der Wissenschaften (mit 3-D-Theater, Regenwald und Planetarium), zum San Francisco Museum of Modern Art (SFMOMA) und zum Exploratorium oder zum "de Young Museum" - hier bietet sich vom Hamon Tower aus ein Blick über die ganze Bucht. Ein beliebter Aussichtsplatz ist zudem der Coit Tower im Art-Deco-Stil auf dem 83 Meter hohen Telegraph Hill (der Turm selbst ist noch mal 64 Meter hoch, der Eintritt kostet sieben Dollar).

Wem das noch zu teuer ist, der schlendert über die Golden Gate Bridge und besucht die zahlreichen Galerien - kostenlos.

Die Algarve ist eine Seite von Portugal. Das wahre Portugal lernt man aber woanders kennen ...

Um in den Sommermonaten an der Algarve ein Gefühl für Portugal zu bekommen, braucht man eine besondere Gabe: Reisende müssen unzählige Souvenirläden, laute Musik, Restaurantwerber und Hunderte andere Touristen ausblenden können. Ganz anders in Porto, im Norden an der Douro-Mündung in den Atlantik gelegen: Wer hier ein Gefühl für Portugal bekommen will, muss sich nur in einer Kneipe niederlassen, in der auch Portugiesen sitzen, und sich ein Glas Portwein bestellen. Das passende Buch zur Mußestunde findet der Besucher in einer der schönsten Buchhandlungen Europas: Livraria Lello & Irmão hat eine neugotische Außenfassade und eine hölzerne Inneneinrichtung im Jugendstil - einen Eindruck vermittelt dieses Amateurvideo auf Youtube:

Die Altstadt (Ribeira) von Oporto, wie die Stadt öfter genannt wird ("o" ist der männliche Artikel, also "der Hafen"), ist besonders schön, da sie terrassenartig mit Blick auf den Douro angelegt und mit engen, gewundenen Gassen durchzogen ist - das Ensemble gehört zum Unesco-Welterbe.

Eine kurze Pause vom Stadtbummel bietet eine Fahrt mit dem Funicular dos Guindais in der Rua Gustavo Eiffel. Die Standseilbahn war 1891 konstruiert worden, um Lasten - vor allem Portwein - den Hang hinaufzuschaffen und musste schon zwei Jahre später nach einem Unfall wieder schließen. Nach mehr als hundert Jahren wurde sie 2004 modernisiert wiedereröffnet.

Sie fährt einen steilen Hang vom Viertel Batalha hinab zum Hafen von Ribeira. Zwar dauert die 280 Meter lange Fahrt nur drei Minuten, aber den Blick auf Stadt, Douro und die Ponte Dom Luís I kann man dennoch genießen, er ist jeden Cent der 1,10 Euro Fahrpreis wert. (Informationen unter metrodoporto.pt).

In Porto können Urlauber schon bei der Anreise sparen, da der Airport von Billiganbietern angeflogen wird. Und in der Stadt sind Zimmer in Hotels und Pensionen ab 20 Euro buchbar. Ein Ausflug zum Strand kostet ebenfalls nicht die Welt: Eine günstige Fähre bringt Touristen ins westlich gelegene Fischerdorf Afurada.

In der anderen Richtung liegt das traditionelle Weinanbaugebiet Alto Douro, die Landschaft ist vom Schiff aus besonders sehenswert. Wer von Porto aus in einer knappen Stunde sechs Brücken und die Mündung des Douro abfahren möchte, wählt eine Tour zu Beispiel des Schiffsanbieters Barcadouro für zehn Euro pro Person.

Vietnam ist günstig, aber Urlauber mit Eigeninitiative reisen noch billiger ...

Vietnam ist ein vergleichsweise günstiges Urlaubsland, doch die Routen der Reisepakete führen auf ausgetretene Pfade, auf denen auch zahlreiche andere Urlauber wandeln. Daher sollte man die Touren tageweise selbst zusammenstellen und sich in klimatisierten Bussen oder Motorrad-Rikschas herumkutschieren lassen. Ein weiterer Vorteil: Die Fahrer geben oft Tipps, die in keinem Reiseführer zu finden sind. Begehbare Geschichte finden Urlauber im Südwesten Vietnams, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Ho-Chi-Minh-Stadt (früher Saigon): Im Tunnelsystem von Cu Chi können Sie durch die Gänge der Vietcong kriechen - ein 90 Meter langes Tunnelstück wurde eigens für westliche Touristen etwas vergrößert. Allein dieses Video auf Youtube kann Platzangst machen:

Entspannter ist ein Besuch westlich von Ho-Chi-Minh-Stadt in Ha Tien an der kambodschanischen Grenze: Obwohl ein Touristenort, ist Ha Tien zumindest bei westlichen Urlaubern wenig bekannt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts bauten die chinesischstämmigen Mac-Herrscher die Siedlung zu ihrem Fürstensitz aus, ihre Familiengräber sind heute Sehenswürdigkeiten. Die Stadt grenzt an eine Bucht am Golf von Thailand, deren Strand Palmen zieren.

Da Kambodscha nur wenige Kilometer entfernt liegt, bietet sich ein Abstecher ins Nachbarland an. Allerdings sollte man sich erkundigen, ob ein Visum an der Grenze ausgestellt wird, dieses kostet mehr als 20 US-Dollar. Auch warten geschäftstüchtige Fahrer von Motorrad-Rikschas im Grenzgebiet, die von Urlaubern gerne einen Aufpreis verlangen - am besten verhandelt man mit einem Taxifahrer in Ha Tien einen Pauschalpreis für den Ausflug.

Bootsfahrten kosten zwischen fünf bis zehn US-Dollar, eine Übernachtung im Gästehaus etwa zehn bis 25 US-Dollar. Ha Tien ist einer der zwei Häfen, von denen aus Fähren zur größten Insel Vietnams, Phu Quoc, ablegen (knapp neun Euro). Weite Teile der bewaldeten Insel sind zum Nationalpark erklärt worden.

Wer es eilig hat, von Phu Quoc nach Ho-Chi-Minh-Stadt zurückzukommen, nimmt das Flugzeug - der Kurzflug kostet etwa 80 US-Dollar.

Die Halbinsel Yucatán in Mexiko ist berühmt für ihre Strände, hat aber im Landesinneren noch weitaus mehr zu bieten ...

In vielen Küstenländern lohnt es sich, zumindest für kurze Zeit den Strand hinter sich zu lassen und im Inneren des Landes zu entdecken, was das Urlaubsziel abseits der Touristenplätze ausmacht. Dafür sollten Urlauber in Yucatán die Hauptstadt des gleichnamigen mexikanischen Bundesstaates besuchen: Mérida liegt nur wenige Stunden vom Meer entfernt und ist auch bekannt als "Puerta al Mundo Maya" (Tor zur Welt der Maya).

Der Platz, an dem heute der zentrale "Mercado Municipal Lucas de Gálvez" zu finden ist, hat eine lange Geschichte: Ursprünglich stand hier eine Tempelpyramide mit 120 Metern Seitenlänge und zehn Metern Höhe, die erst zu einem Kloster und dann zur Festung San Benito umgebaut wurde. Schon 1542 wurde die Maya-Stadt Ti'ho in Mérida umbenannt. Aus den Trümmern der Tempel entstand unter anderem die doppeltürmige Kathedrale (Ende des 16. Jahrhunderts), 1735 wurde das heutige Rathaus errichtet, beide an der Plaza de la Independencia.

Hier und in der nahen Umgebung findet jeden Sonntag das Straßenfest Mérida en Domingo statt mit Musik, Ständen und divesen Darbietungen. Jeweils donnerstags gastiert im Santa-Lucia-Park die Yucatán-Serenade, ein Open-Air-Konzert mit Musik und Tanz in traditionellen Gewändern, Beginn ist um neun Uhr morgens. Eine Fahrt lohnt sich auch zum prächtigen Karneval im Mérida.

Der Bundesstaat Yucatán will bis zum Sommer ein neues Maya-Museum in der "weißen Kolonialstadt" Mérida fertigstellen. Das berühmte Chichén Itzá liegt nochmals 120 Kilometer östlich von Mérida auf der Autobahn zwischen der Hauptstadt und Cancún im benachbarten Bundesstaat Quintana Roo. Wer sich mehr Zeit nimmt als vier Stunden, bevorzugt die parallel verlaufenden, mautfreie Landstraße durch kleine Dörfer.

Zwar nicht so bekannt wie Chichén Itzá, aber näher an Mérida sind die archäologischen Mayastätten entlang der "Ruta Puuc" wie Uxmal oder Labna. Die sechs Stätten können Urlauber auf eigene Faust auch per Bus besuchen oder eine - natürlich teurere - geführte Tagestour buchen. (Informationen über das Bussystem in Mérida und Yucatán finden Sie bei yucatantoday.com sowie travelyucatan.com)

Nur 30 Kilometer nördlich von Mérida liegt Progreso am Golf von Mexiko, hier ist die Heimat großer Flamingoschwärme (eine Busfahrt hin und zurück kostet etwa 25 Pesos, das sind nur 1,40 Euro).

Auch in Europa gibt es Ziele, die etwas günstiger sind als andere, aber dennoch wahre Schätze bergen ...

Wer auf der Suche nach einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis im Reiseland ist, muss Europa nicht unbedingt verlassen. Mazedonien bietet günstige Zimmer- und Reise-Angebote zu den Weingütern in den Bergen, zu riesigen Seen und byzanthinischen Kirchen. Am gleichnamigen See liegt Ohrid nahe der albanischen Grenze im Süden des Landes. Dass man hier gut leben kann, wissen Menschen schon etwas länger: In griechischen Dokumenten wurde Ohrid erstmals 353 vor Christus erwähnt, damals noch Lychnidos (Stadt des Lichts).

Anfang des 11. Jahrhunderts kürte der Herrscher Samuel Ohrid zu seiner Hauptstadt, seine Festung überragt noch immer die Stadtmitte. Viele der 365 Kirchen und Klöster aus dem Mittelalter - einige mit Blick auf den See - sind noch erhalten, so dass die Unesco sowohl den See als auch Ohrid zum Welterbe erklärte.

Im Sommer wird die Stadt zur Touristen-Hochburg, wer reges Nachtleben zur Erholung braucht, ist dann richtig. Naturliebhaber hingegen schwimmen oder wandern im Galičica-Nationalpark, der nur eine Viertelstunde Autofahrt von der Stadt entfernt ist und die Seen Ohrid und Prespa voneinander trennt: Vom höchsten Gipfel Goga aus sind beide Seen gleichzeitig zu sehen.

In Ohrid findet man günstige Bed-&-Breakfast-Angebote, aber auch Appartements ab 40 Euro für sechs Personen. Die Stadt hat einen weiteren Vorteil - den zweiten internationalen Flughafen im Land (neben Skopje).

Iquitos ist die einzige Stadt der Welt, die nicht über Straßen angefahren werden kann - warum sich die Anreise dennoch lohnt ...

Nach Iquitos im Nordosten von Peru zu gelangen, ist nicht so einfach. Die Metropole mit mehr als 400.000 Einwohnern ist die größte Stadt der Welt, die nur per Boot oder Flugzeug zu erreichen ist. Keine Straße führt hierher. Dafür bietet Iquitos trotzdem zwei Attraktionen: das Stadtbild selbst und Flussfahrten auf dem Amazonas. Für eine fünftägige Tour kann man leicht 3500 US-Dollar ausgeben (umgerechnet mehr als 2600 Euro). Es geht aber auch günstiger, wenn der Preis direkt mit den Anbietern in Iquitos ausgehandelt wird.

Offerten auf der Straße darf man getrost ausschlagen, mögen sie noch so billig erscheinen. Empfehlenswert ist, sich beim Tourismusbüro von iPeru in Iquitos die Adressen angesehener Bootsanbieter geben zu lassen - und erst dann die rosafarbenen Delphine und die Vögel des Amazonas zu besuchen.

Iquitos selbst wird von Jugendstilfassaden geprägt, durch den erfolgreichen Handel mit Kautschuk erlebte die Stadt Ende des 19. Jahrhunderts ihre Glanzzeit. Die Metropole der Region Loreto, gegründet von Jesuiten-Missionaren, gehört noch zu den Orten in der Welt, in denen eine Kirche das höchste Gebäude ist: die Iglesia Matriz an der Plaza de Armas.

Am selben Platz steht auch das Eisenhaus "Casa de Hierro", das der französische Architekt Gustave Eiffel geplant hat. Die beste Reisezeit für Iquitos ist Oktober und November. Dann regnet es in der dschungelfeuchten Stadt vergleichsweise wenig, und die Sommertouristen sind noch nicht eingetroffen. Auf dem San-Juan-Artisanal-Markt können Besucher Handwerkskunst wie Schnitzereien oder Keramiken kaufen, aber auch Ausstellungen über Amazonas-Kultur und Vorführungen im hölzernen Amphitheater besuchen.

Weitere Informationen finden Sie unter peru.travel.

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