Urlaubsbuchung:Mensch oder Rechner

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Meist nicht teurer als im Internet: Bei der Urlaubsbuchung vertrauen die meisten immer noch auf die Reisebüros - trotzdem nimmt deren Zahl stark ab.

Hans Gasser

Während der Winter sich seinem Höhepunkt nähert, denken viele schon nicht mehr an Skipisten und Hüttengemütlichkeit, sondern daran, wie und wo sie diesmal ihren Sommerurlaub verbringen sollen. Januar und Februar sind zwei der buchungsstärksten Monate.

Bei welchem Veranstalter ist das Hotel am billigsten? Reisebüromitarbeiter wissen oft mehr. (Foto: Foto: dpa)

Die Reisebüros haben alle Hände voll zu tun, und auch die Klick-Zahlen auf den Internetseiten der Online-Anbieter schnellen in die Höhe. Die beste Zeit für Werbekampagnen also, um die reisesüchtigen, manchmal von der Vielfalt der Angebote überforderten deutschen Urlauber noch auf ihre Seite zu ziehen.

Das hat sich offenbar auch der Deutsche Reiseverband (DRV) gedacht, in dem Reiseveranstalter und Reisebüros organisiert sind. Vorige Woche lancierte der eine Kampagne mit dem etwas zweideutigen Motto "Lassen Sie kümmern". Es geht darum, die Menschen davon zu überzeugen, ihre Urlaubsreise in einem der 11.400 deutschen Reisebüros zu buchen und nicht bei Aldi, Lidl oder Expedia.

Steht es denn so schlecht um das Reisebüro? "Nein, ganz und gar nicht", sagt der DRV. Im Geschäftsjahr 2006/2007 haben die Reisebüros einen Umsatz von 21,1 Milliarden Euro erwirtschaftet, das sind 1,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Allerdings liegt das unter dem, was der Veranstalter-Markt dazugewonnen hat, nämlich drei Prozent. Diese Reisen sind also irgendwoanders verkauft worden, beim Discounter eben, direkt beim Hotel oder im Internet.

"Wir wollen das Internet nicht kleinreden", sagt Torsten Schäfer, Sprecher des DRV. Es spiele zunehmend eine Rolle beim Verkauf von Flügen oder Hotelzimmern, also bei den sogenannten Reisebausteinen. Beim kompletten Pauschalreise-Paket hingegen sei den meisten Menschen die persönliche Beratung immer noch sehr wichtig.

Für die Bade-Pauschalreise ins Reisebüro

Bei Tui zum Beispiel werden nur rund drei Prozent aller Pauschalreisen übers Internet verkauft, eine Zahl, die man in etwa auf den gesamten Markt übertragen kann. Insgesamt erwirtschaftet Tui Deutschland 13 Prozent seines Umsatzes über den Onlineverkauf, der Großteil davon sind reine Flüge oder Hotelzimmer.

Die klassische Bade-Pauschalreise werde immer noch vor allem im Reisebüro verkauft, sagt Tui-Sprecher Mario Köpers, "wenngleich die Triebkraft der Zuwächse in den vergangenen Jahren vor allem aus dem Verkauf von Reisebausteinen kam". Und die werden zunehmend übers Internet gebucht.

21 Millionen Reisen von mehr als fünf Tagen Dauer sind gemäß der FUR-Reiseanalyse2006 zumindest teilweise übers Internet verkauft worden, das ist etwas weniger als ein Drittel aller unternommenen Reisen. Der Verband Internet Reisevertrieb (VIR) will sogar 30 Millionen Reisen gezählt haben, weil er die Kurzreisen unter fünf Tagen mit einrechnet. 56 Prozent davon seien Flüge gewesen, 16 Prozent Hotelzimmer, auf Bahntickets entfielen acht Prozent, auf Mietwagen vier Prozent und auf Pauschalreisen 16 Prozent.

Das Geschäft nahm in den letzten Jahren stets zu und wird dies auch weiterhin tun. 19 Prozent der Deutschen hatten 2007 schon einmal einen Reisebestandteil im Internet gebucht, 2001 waren es nur vier Prozent gewesen.

Mit der Werbekampagne will der DRV nun die Kundschaft von der Qualität der Beratung im Reisebüro überzeugen. "Wie finden Sie das? Wir finden das schnell", steht auf den Werbeplakaten und spielt darauf an, dass die Flut an Informationen im Internet manchmal eines kundigen Führers bedarf.

Nicht teurer als im Internet

Und der sitze im Reisebüro, ist DRV-Mann Torsten Schäfer überzeugt. "Die Mitarbeiter haben dort Zugriff auf alle Informations- und Buchungssysteme und können beispielsweise schnell nachsehen, bei welchem Veranstalter das gewünschte Hotel am billigsten ist."

Abgesehen von der Kompetenz der Mitarbeiter, die mal gut und mal weniger gut ist, mag das zwar stimmen, allerdings sollte man sich auch klar sein darüber, dass Reisebüros höhere Provisionen bekommen, je mehr Angebote von dem betreffenden Veranstalter sie verkaufen. Und so kann es sein, dass auch in einem nicht gebundenen Reisebüro immer zuerst mal der Tui-Katalog oder der von Neckermann aufgeschlagen wird. Hier liegt es am Kunden, nachzufragen.

Zunehmend gibt es aber auch Reisebüros, die auf bestimmte Regionen spezialisiert sind. Dort kann man davon ausgehen, dass die bestimmt mehr wissen, als man im Internet erfährt.

Die Buchung im Reisebüro muss jedenfalls nicht teurer sein als jene im Internet. Die Gewinnmargen der Büros liegen nach eigenen Angaben kaum höher als ein Prozent, ihr Verdienst kommt von den Provisionen, die die Reiseveranstalter an sie bezahlen und nicht vom Kunden. Mit einer Ausnahme: Viele Fluggesellschaften bezahlen seit einigen Jahren keine Provisionen mehr für vermittelte Flüge, die Reisebüros erheben deshalb eine Servicegebühr vom Ticketkäufer. Diese liegt im Normalfall zwischen 20 und 80 Euro und wird im Übrigen auch von den Onlineanbietern erhoben.

Trotzdem: Die Zahl der Reisebüros ging in den vergangenen Jahren stark zurück. Gab es 2004 noch 13.750, sind es 2007 nur noch 11.400 gewesen. Das liegt nicht allein am Internet oder an Reiseangeboten im Lebensmitteldiscounter, sondern auch daran, dass eine Konzentration stattfindet.

Große Reisebüroketten wie DER oder Lufthansa City Center schließen weniger umsatzstarke Filialen zugunsten der anderen. Kleine, privat geführte Reisebüros tun sich zunehmend schwer. Dennoch hat Deutschland mit 13 Reisebüros pro 100.000 Einwohnern immer noch eine der höchsten Reisebürodichten in ganz Europa.

© SZ vom 17.01.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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