Urlaub kostet. 1337 Euro pro Person und Reise, ermittelte die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) für 2023 als Durchschnittswert. Tendenz steigend. Nun leben wir in einer Zeit, in der man gern vorher Gewissheit hätte, dass das zu erwerbende Gut seinen Preis wert ist. Probates Mittel dafür ist das Studium von Bewertungen im Internet. Nur dreieinhalb Sterne bei Google? Indiskutabel!
Früher, die Älteren werden sich erinnern, war selbst der Pauschalurlaub in gewisser Weise eine Reise ins Ungewisse. Da gab es im Prospekt zwei, drei, vier Fotos. Hotel vor blauem Himmel, Sonnenschirm im weißen Sandstrand, irgendeine landestypische Sehenswürdigkeit. Dazu ein paar Zeilen blumiger Kataloglyrik. Meerblick, naturbelassener Strand, wildromantische Lage, familienfreundlich, tralalala. Glückliche hatten vertrauenswürdige Freunde mit ähnlichem Urlaubsgeschmack und bereits erprobten Tipps. Ansonsten fuhr man eben los und hoffte, dass es schon gefallen würde.
Heute dauert die Vorbereitung fast schon so lange wie der Urlaub selbst. Instagram konsultieren, was denn gerade fototauglicher Trend ist bei den Reisezielen. Unterkunftsschnäppchen recherchieren auf diversen Vergleichsportalen. Die Anreise planen. Was, die Flüge sind plötzlich doppelt so teuer wie vor zwei Wochen? Das Hotel wieder stornieren. Schnell, schnell eine Alternative reservieren, es ist nur noch ein Zimmer frei. Doch wieder absagen, die neuesten Bewertungen sind einfach unterirdisch: Ameisen im Zimmer! Und man hört des Nachbarn Toilettenspülung! Alles canceln, alles von vorn. Wenn doch das Urlaubsglück bis ins Detail planbar erscheint, warum sollte man es dem Zufall überlassen? Man zahlt ja, siehe oben, viel Geld dafür.

Klimawandel und Reisen:Sommerfrische
Werden Europas Städte durch die Hitze unerträglich? Nicht unbedingt. Was sich Metropolen zur Abkühlung einfallen lassen – und was Urlauber dadurch entdecken können.
Ein Faktor allerdings entzieht sich der Planbarkeit: Zwar lassen sich die Wetterwahrscheinlichkeiten recherchieren. Nur hält sich das Wetter mit zunehmender Hartnäckigkeit nicht daran. Vorbei die Zeiten (nicht alles war schlecht früher), in denen, wer Sonne wollte, in den Sommerferien ans Mittelmeer fuhr und bekam, was er bestellt hatte. Heute gibt es dort stattdessen Gluthitze oder Starkregen.
Als Alternative haben findige Menschen einen neuen Trend namens „Coolcation“ ausgerufen. Das lässt sich mit „kühler Urlaub“ übersetzen, nur klingt das längst nicht so sexy. Und seien wir realistisch: Man wird zwischen Färöer Inseln und Finnland vieles erleben können, nur ganz sicher kein berechenbares Wetter. Vor Gericht längst entschieden ist auch, dass unbefriedigendes Wetter kein Grund ist, Geld vom Reiseveranstalter zurückzufordern.
Doch zum Glück gibt es eine Branche, die möglicher Verunsicherung stante pede mit, klar, einer Versicherung begegnet. Beim deutschen Start-up Wetterheld gibt es für Regentage eine Entschädigung, Konkurrent Weather Promise verspricht die Erstattung der kompletten Reisekosten, sollte das Wetter schlechter sein als beim Versicherungsabschluss kalkuliert. Versichert würden, so berichten Letztere, aktuell vor allem Reisen innerhalb Deutschlands, gefolgt von den Niederlanden und Dänemark. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis Menschen beim Nach-Urlaubs-Small-Talk im Büro auf die Frage „Und wie war das Wetter?“ mit breitem Grinsen antworten werden: „Glücklicherweise hat es nur geregnet.“
