Urlaub ohne Eltern:Das erste Mal

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Kinder verreisen immer früher ohne Eltern, Jugendliche fahren dafür nicht mehr so häufig auf eigene Faust ins Blaue. Warum das so ist.

Hans Gasser

Etwa 1,7 Millionen Kinder und Jugendliche unternehmen jährlich eine organisierte Reise mit Gleichaltrigen. In Deutschland bieten vor allem kirchliche Verbände und eine Reihe von spezialisierten Veranstaltern Jugendreisen an: Sprachreisen, Abenteuercamps, Klassenfahrten. Stephan Schiller vom Bundesforum Kinder- und Jugendreisen erklärt, warum Kinder immer früher ohne Eltern verreisen, und weshalb immer weniger Jugendliche einfach mal so ins Blaue fahren.

"Den Abenteuerurlauber gibt es auch weiterhin, aber erst mit 17, 18." (Foto: Foto: ddp)

SZ: In welchem Alter findet denn meist die erste Reise ohne Eltern statt?

Schiller: Das ist sehr unterschiedlich. Angebote gibt es bereits für Kinder ab fünf Jahren. Das sind oft Angebote von lokalen Organisationen, es geht meist nur übers Wochenende weg, an den Stadtrand, aufs Land. Die Kinder spielen, gehen schwimmen, machen Geschicklichkeitsspiele. Für die Sozialisation ist das sehr gut, und die Angebote sind gut gebucht. Dass Kinder auf den Gedanken kommen, allein mit Gleichaltrigen wegzufahren, ist ab etwa acht Jahren der Fall.

SZ: Warum braucht es eigentlich eigene Reisen für Jugendliche? Sind die nicht lieber auf eigene Faust unterwegs?

Schiller: Bestimmte Reisen wie Aupair-Aufenthalte, Sprachreisen, Workcamps kann man fast nicht selbst organisieren. Rechtsvorschriften müssen eingehalten werden, da ist es besser, wenn man jemanden hat, der das organisiert. Je älter die jungen Leute werden, desto lieber wollen sie aber auch mal allein wegfahren.

Allerdings: Wer einmal mit einer Gruppe Gleichaltriger weg war, der will das wieder tun. Die Eltern sind beruhigter, wenn dies mit einem seriösen Veranstalter geschieht.

SZ: Haben die Jugendlichen die Lust am Abenteuer verloren, am Ungewissen?

Schiller: Den Abenteuerurlauber gibt es auch weiterhin, aber erst mit 17, 18. Die Zeit, in der Jugendliche nur auf Spaßangebote aus waren, ist vorbei. Die meisten wollen Spaß und Bildung kombinieren, wollen eine Sprache lernen im Urlaub, oder eine neue Sportart. Bei Work und Travel-Aufenthalten ist es natürlich bequemer, sie über einen spezialisierten Veranstalter zu buchen. Was nicht heißt, dass man alles serviert bekommt. Den Job in Australien muss man sich selber suchen, der Veranstalter ist nur behilflich.

SZ: Stimmt es, dass Mädchen sich im Urlaub eher in Projekten engagieren, während Jungs eher auf Spaß aus sind?

Schiller: Ja, diese Tendenz besteht. Bei den meisten Bildungsangeboten gibt es deutlich mehr weibliche Gäste. Aber die Veranstalter haben sich darauf eingestellt. Es gibt nun auch Angelferien oder Survivalcamps, die vor allem von Jungs gebucht werden.

SZ: Ist Alkoholmissbrauch ein Problem auf Jugendreisen?

Schiller: Bei unseriösen Veranstaltern ist das ein Problem, weil die Jugendlichen länger sich selbst überlassen sind. Bei guten Veranstaltern gibt es relativ viel Programm, von morgens bis abends. Außerdem sind auch immer genügend geschulte Betreuer in der Nähe. Auf der Seite www.ferienbörse.org sind Veranstalter zu finden, die Qualitätskriterien einhalten, zum Beispiel die europäische Norm für Sprachangebote.

© SZ vom 26.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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