Urlaub in Mexiko:Drogenkrieg abseits der Strände

Vordergründig kriegen Touristen in Mexikos Urlauberzentren von den mörderischen Auseinandersetzungen verfeindeter Drogenkartelle kaum etwas mit. Doch auch in Acapulco oder Cancún gibt es Schießereien und Tote.

Schon seit geraumer Zeit ist Mexikos Präsident Felipe Calderón besorgt um das Image von Mexiko. Der Drogenkrieg mit vielen Toten schadet zunehmend dem Tourismus, dem wichtigsten Wirtschaftszweig des nordamerikanischen Landes. Jüngst versuchte Calderón, die amerikanischen Reiseunternehmen bei einer Messe in Las Vegas davon zu überzeugen, dass Touristen in Mexiko nicht gefährdet seien: "Ich habe Tausende von jungen amerikanischen Touristen in Mexiko gesehen, wie sie sich vergnügten", sagte er. "Aber so wie ich das sehe, haben sie nur Tequila-Shots erhalten."

Urlaub in Mexiko: Ein Sicherheitsbeamter patrouilliert am Strand von Acapuluco.

Ein Sicherheitsbeamter patrouilliert am Strand von Acapuluco.

(Foto: Pedro Pardo/AFP)

Die Anspielung auf den Alkoholgenuss der US-amerikanischen Urlauber wurde landauf landab als unpassend empfunden. Zwar sind Touristen trotz des Drogenkrieges in Mexiko in der Regel genauso sicher wie in der Heimat. Aber kein Reiseveranstalter, schon gar nicht aus dem für Mexiko so wichtigen Nachbarland USA, würde sich trauen, mögliche Gefährdungen mit einer derartig verharmlosenden Bemerkung beiseitezuschieben.

Besucherzahlen aus den USA gehen zurück

Der Drogenkrieg mit seinen grausamen Auswüchsen ist eine Tatsache. Und die Besucherzahlen aus den USA gehen zurück. Der Reiseveranstalter Travel Impressions von American Express berichtete, 2010 habe er 100.000 Touristen nach Mexiko geschickt, dieses Jahr rechne er mit 15 Prozent weniger.

Dabei hat der mexikanische Präsident weitgehend recht. Betroffen von dem Terror sind vor allem die Regionen im Norden des Landes, um deren Kontrolle die Drogenkartelle ihren Krieg führen. Aber es geht auch um Gebiete, in denen Drogen angebaut, durch die Migranten geschleust und in denen Drogen konsumiert werden.

Touristenzentren sind Drogenmärkte

Märkte für den Drogenkonsum sind neben den großen Städten vor allem die Touristenzentren, wo in der Mehrzahl junge Amerikaner und Kanadier, aber auch Mexikaner nicht nur dem Alkohol zusprechen, sondern auch Marihuana und andere Drogen konsumieren. Und es ist eine Tatsache, dass die Kartelle hier nicht erst seit kurzem aktiv sind, sondern seit vielen Jahren.

Seit gut einem Jahr ist vor allem Acapulco, das traditionsreiche Touristenzentrum Mexikos an der Pazifikküste, ins Gerede gekommen. "Die Perle ist mit Blut beschmiert", fasste das Magazin Proceso die Lage vor kurzem zusammen. Dort kämpfen drei kriminelle Gruppen um die Vorherrschaft. Die Bevölkerung wird durch blanken Horror terrorisiert: Jeden Tag gebe es Schießereien und Tote, zum Teil grausame Massaker. "Das einst pralle Nachleben ist praktisch zum Erliegen gekommen", berichtete die Zeitschrift.

Sicherheitskräfte an den Straßenkreuzungen

Besucher, die die Zeitungen mit den Bildern von blutigen Leichen nicht anschauen, bemerken davon eigentlich nichts. Ihnen fallen vielleicht die bewaffneten Sicherheitskräfte an der Straßenkreuzungen auf. Aber die Strände sind immer noch gut besucht von Urlaubern, vor allem an Wochenenden, wenn die Bewohner aus Mexiko-Stadt nach Acapulco kommen.

Urlaub in Mexiko: Hotel an der Küste von Cancún

Hotel an der Küste von Cancún

(Foto: AFP)

"Der Tourismus ist absolut unberührt von den Auseinandersetzungen", sagt Lee Kraft, der deutsche Honorarkunsul für Guerrero, zu dem Acapulco gehört. "Es ist traurig: Die negativen Schlagzeilen machen vergessen, dass die Mexikaner lebensbejahende, gastfreundliche und liebenswerte Menschen sind. Daran hat sich nichts geändert."

Honorarkonsule bieten Touristenberatung an

Auch in Cancún an der Karibik, Mexikos bedeutendster Urlauberstadt, sind die Kartelle aktiv. Doch auch dort kommen keine Touristen mit der organisierten Kriminalität in Berührung, es sei denn als Abnehmer von Drogen. Hier haben sich die Honorarkonsuln zahlreicher Länder zusammengeschlossen und eine gemeinsame "Casa Consular" in der Hotelzone geschaffen.

Das auch von der Regierung des Bundesstaates und dem Bürgermeisteramt der Stadt Cancún unterstützte Büro ist im Gebäude der Polizei und der Staatsanwaltschaft in der Hotelzone untergebracht und ist ein Anlaufpunkt für Touristen, wenn sie Probleme mit den Behörden haben sollten. "Die unmittelbare Nähe zur Behörde ist dieser eine Hilfe und Ansporn, damit Probleme und Vorgänge schneller und ordentlich abgewickelt werden können", erklärt der Initiator des Projektes, Honorarkonsul Rudolf Bittorf.

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