Urlaub in der Krisenregion:Fahrt nicht nach Ägypten!

Das Auswärtige Amt hat seinen Sicherheitshinweis für Ägypten noch einmal verschärft und erweitert. Nun sind auch die beliebten Urlauberziele am Roten Meer mit eingeschlossen.

Die nächsthöhere Stufe der Sicherheitshinweise ist erreicht: Bisher riet das Auswärtige Amt ausdrücklich von Reisen nach Kairo, Alexandria, Suez, zu urbanen Zentren im Landesinneren und ins Nildelta ab. Angesichts der anhaltenden Unruhen hat die Bundesregierung ihren Hinweis nun auf das ganze Land ausgedehnt. Das schließe die Touristengebiete am Roten Meer mit ein, sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP).

Dabei machte der Außenminister für die Urlauberzentren weniger Sicherheitsbedenken geltend, als Probleme mit der Logistik. Die Entwicklung in Ägypten sei schwer vorhersehbar, auch wenn die Lage in den Urlaubsregionen derzeit ruhig sei, sagte Westerwelle. Nach einem Aufruf zu einem landesweiten Generalstreik könne es aber auch dort zu Versorgungsengpässen kommen. Allen Reisenden empfiehlt das Auswärtige Amt landesweit dringend, "Menschenansammlungen und Demonstrationen weiträumig zu meiden" und die seit dem 28. Januar verhängte nächtliche Ausgangssperre zu beachten.

Bei dem Hinweis handelt es sich nicht um eine formale Reisewarnung, in deren Folge deutsche Staatsbürger zur Ausreise aufgefordert und in Sicherheit gebracht werden müssten, betonte eine Sprecherin des Ministeriums. Vielmehr sei dies eine nochmalige "Anpassung der Reisehinweise".

Abgestuftes Warnsystem

Das Auswärtige Amt praktiziert ein abgestuftes System von Reise- oder Sicherheitshinweisen. Vor dem Hintergrund der Unruhen in Ägypten hatte es am vergangen Freitag zunächst geheißen, von "nicht unbedingt notwendigen Reisen" nach Kairo, Alexandria und Suez sollte Abstand genommen werden. Am Wochenende wurde der Hinweis auch auf urbane Zentren im Landesinneren und im Nildelta ausgeweitet, nunmehr auf das ganze Land.

Eine offizielle Reisewarnung für Länder oder Landesteile als höchste Stufe wird ausgesprochen, wenn "eine akute Gefahr für Leib und Leben besteht", hieß es aus dem Auswärtigen Amt.

Zudem erklärte das Auswärtige Amt, dass es in engem Kontakt mit den deutschen Fluggesellschaften stehe, damit zusätzliche Kapazitäten für Flüge aus Kairo, Alexandria und anderen Städten bereitgestellt werden könnten. Die Lufthansa habe auf ihrer Internetseite eine Sondertelefonnummer veröffentlicht, unter der ausschließlich Flüge ab Kairo gebucht werden könnten (0049-30-50570341). Bei Air Berlin könnten bis 9. Februar freie Plätze auf Flügen von Scharm el-Scheich, Hurghada und Marsa Alam nach Deutschland gebucht werden (0049-1805-737 800), www.airberlin.com. Dem österreichischen Außenministerium zufolge begann das Land damit, seine Staatsbürger aus Ägypten auszufliegen. In zwei Sondermaschinen seien auch Deutsche mitgeflogen, hieß es. Für dringende Notfälle sei der Kristenstab des Auswärtigen Amtes rund um die Uhr erreichbar (0049-30-5000 3000)

Touristen lassen sich nicht beirren

Die Regionen am Roten Meer um Scharm el-Scheich und Hurghada sind bei deutschen Urlaubern beliebt. Trotz der seit gut einer Woche anhaltenden Massenproteste gegen das Regime des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak fliegen nach wie vor Deutsche dorthin in den Urlaub.

Gestern hätten noch 60 Prozent der Touristen ihre gebuchte Reise ans Rote Meer angetreten, sagte Anja Braun, Sprecherin von Tui in Hannover. Etwas weniger risikofreudig zeigen sich die Kunden der Rewe Touristik in Köln: Aber immerhin ein Drittel von ihnen hätte sich zu Wochenbeginn auf den Weg in die ägyptischen Badeorte wie Hurghada oder Scharm el-Scheich gemacht, erklärte Sprecherin Daniela Sauerwald. Die meisten der übrigen zwei Drittel versuchten umzubuchen, vor allem auf die Kanarischen Inseln und die Türkei.

Umbuchen oder stornieren

Derweil bemühen sich die großen Reiseveranstalter, den Zustrom von Urlaubern in die Krisenregion einzudämmen. "Rewe Touristik empfiehlt Verzicht auf Ägypten-Reisen", heißt es beispielsweise in einer Mitteilung des Unternehmens. Bei Tui klingt das ähnlich: "Tui empfiehlt allen Gästen, ihre Reiseabsichten zu überprüfen und, wenn möglich, auf ein anderes Reiseziel umzubuchen." Für diejenigen, die gerade ihren Urlaub in den ägyptischen Badeorten verbringen, bedeutet das: Sie dürfen bleiben oder auf Wunsch ihren Urlaub vorzeitig beenden. Am Montag hatten aber nur wenige diesen Wunsch geäußert, wie die Veranstalter berichteten.

Veranstalter wie Tui, Thomas Cook mit der Marke Neckermann oder die Rewe-Pauschaltouristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) bieten jetzt an, alle Ägypten-Reisen mit Abflügen bis zum 7. Februar kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. Das heißt, man kann seine Reise nach Ägypten auf einem späteren Zeitpunkt verschieben oder gleich in einem anderen Land Urlaub machen. Diese Kulanzregelung sollten Urlauber in den kommenden Tagen in Anspruch nehmen, rät Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV) in Berlin. Am besten wenden sich Kunden an ihr Reisebüro oder direkt an den Veranstalter, wenn sie im Internet gebucht haben.

Vorzeitige Rückflüge gesichert

Reisen nach Kairo und Luxor sowie Kreuzfahrten auf dem Nil haben die meisten Veranstalter vorerst bis zum 7. Februar aus ihren Programmen genommen. Ausflüge zu kulturellen Sehenswürdigkeiten - der Hauptgrund für eine Kreuzfahrt auf dem Nil - seien im Moment nicht oder nur eingeschränkt möglich, erklärte die Tui. Thomas Cook zum Beispiel bietet derzeit keine Ausflüge zu den berühmten Tempeln von Abu Simbel im Süden Ägyptens an. Die Thomas-Cook-Marken haben alle Rundreisen innerhalb des Landes bis 7. Februar gestrichen, sagte eine Sprecherin. FTI hat alle Kairo-Reisen sogar bis zum 15. Februar abgesagt. Rewe bietet im Moment zwar noch Ausflüge in die Tempel von Luxor an, doch darüber werde jeweils tagesaktuell entschieden, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Jeep-Safaris und Bootausflüge von den Badeorten am Roten Meer aus würden dagegen weiter angeboten.

Vorzeitig den Urlaub beenden

Wer das Land verlassen will, kann in vielen Fällen sofort nach Hause fliegen. In den Touristenorten am Roten Meer gebe es derzeit ausreichend Kapazitäten im Flugverkehr, erklärt das Auswärtige Amt. Viele Veranstalter wie Neckermann/Thomas Cook, Rewe und Alltours verlangen keine Gebühr für einen vorgezogenen Rückflug. Bei FTI hängt dies davon ab, ob es freie Plätze in den Maschinen gebe und diese nicht wesentlich teurer seien als die gebuchten Tickets. Manche Veranstalter wie Rewe und Alltours erstatten ihren Kunden auch die Hotelkosten für entgangenen Urlaubstage. Thomas Cook will von Fall zu Fall entscheiden, und FTI erklärte, Rückzahlungen hingen von der Kulanz des jeweiligen Hotels ab.

Hotlines der Reiseveranstalter

Die Veranstalter bieten ihren Kunden jetzt Hotlines an, unter denen sie Fragen beantworten (Tui: 0511/567 80 00, Thomas Cook und Neckermann: 06171/65 65 190, Rewe-Touristik: 02203/42 800, FTI: 0800/25 25 444). Auch die Verbraucherzentrale Berlin hat eine solche Auskunftsnummer eingerichtet. Unter 030/21 48 51 80 werden am Mittwoch und Donnerstag (2./3. Februar) von 10.00 bis 12.00 Uhr Fragen beantwortet.

Aktuell sind dem Deutschen Reiseverband zufolte mehrere tausend deutsche Urlauber in dem Land. Allein 3100 Touristen des Veranstalters Rewe Touristik (ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg) befinden sich in den Ferienorten Hurghada, Scharm el-Scheich, Marsa Alam und Luxor. Tui hat derzeit 7000 Gäste in Ägypten.

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