Kolumne: Hin und weg:Achtung, Nager am Flughafen

Lesezeit: 2 Min.

Siebenschläfer sind so possierliche wie lästige Tierchen. (Foto: imageBROKER/mauritius images)

Ein Siebenschläfer hat in Frankfurt einen mehrstündigen Stromausfall verursacht. Ein geplanter Angriff auf die Urlauber?

Glosse von Dominik Prantl

Völlig unbemerkt zwischen all dem Bohei um die Klimaaktivisten schlich sich kürzlich also ein Siebenschläfer an den Flughafen Frankfurt und löste dort laut Frankfurter Rundschau „dramatische Szenen“ aus. Sämtlichen unbestätigten Gerüchten zufolge laufen die Polizei-Ermittlungen weiterhin auf Hochtouren, doch zumindest der Tathergang scheint geklärt zu sein: An einem Augustabend um etwa 22.45 Uhr verursachte das Nagetier einen Kurzschluss in einer Umspannanlage des größten deutschen Flughafens. Die Folgen: Rauchentwicklung, Feuerwehr, Stromausfall in weiten Teilen des Terminal 1, und das über mehrere Stunden hinweg. Dabei – so korrigiert zumindest Tagesschau.de vorherige Berichte – musste der Siebenschläfer dazu nicht einmal seine gefürchteten Nagezähne einsetzen. Offenbar reichte der bloße Kontakt mit einem Kabel. Das Tier wurde tot daneben aufgefunden.

Dabei hätten die Behörden gewarnt sein müssen. Denn es war bei Weitem nicht der erste Angriff dieser Art auf die Urlaubsfreiheit – und seit einiger Zeit erhöhen die Wildtiere gar die Frequenz. Schon 2004 und damit viele Jahre vor jeder Letzten Generation legte etwa eine Rotte Wildschweine „den Verkehr auf dem Flughafen Luxemburg zeitweilig lahm“ (Verkehrsinfrastruktur-Deutsch). 2011 verursachten dann 150 Schildkröten auf dem John F. Kennedy International Airport in New York zahlreiche Verspätungen. Presseberichten zufolge wollten die Tiere zum Strand, um dort ihre Eier abzulegen. Von den Schildkröten selbst ist jedoch keine Stellungnahme überliefert. Nicht nur Schildkröten-Experten wundern sich, wieso die, nicht für ihre Sprintfähigkeiten bekannten, Reptilien selbst als weithin sichtbare Gruppe nicht schon vorher abgefangen werden konnten.

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Im Herbst vergangenen Jahres schnitten wiederum Biber den Touristenort Oberstdorf im Allgäu wochenlang mit ihren Bauten vom Zugverkehr ab. In Nordrhein-Westfalen zerstörten derweil ein paar Dachse über Jahre hinweg einen Eisenbahndamm mit insgesamt 140 Tunneleingängen und unterirdischen Gängen von mutmaßlich 1500 Metern Länge. Wie kam es, dass diese Grabungen so lange unbemerkt blieben? Oder handelt es sich hier um einen besonders raffinierten faunistischen Pakt?

Womit auch wieder der Rahmen zum Frankfurter Siebenschläfer gespannt ist. Dessen Sprung aufs Stromkabel wirft weitere Fragen auf. War es die Verzweiflungstat eines Einzelgängers, der sich aufgrund kürzerer Winter der brutalen Tatsache stellen muss, bald zum Fünfschläfer zu degenerieren? Stehen wir schon heute vor der unsäglichen Wahl: Langschläfer oder Langstrecke? Gegen die logisch klingende These, dass der Siebenschläfer mit den Klimaklebern in Verbindung stand, spricht die Tatsache, dass die Aktion so kurz vorm Nachtflugverbot wenig Ärger entfaltete.

Zu denken geben in diesem Kontext auch die Infos der Deutschen Wildtier Stiftung: Der Siebenschläfer bringt jetzt im August eigentlich seinen Nachwuchs zur Welt. Er kann aber dank seiner relativ hohen Lebenserwartung mit der Reproduktion mehrere Jahre warten, bis die „Umweltbedingungen wieder günstig sind“. Ist vielleicht sogar davon auszugehen, dass es ein Exemplar aus der letzten Generation der Klima-Nager war?

Dominik Prantl hegt grundsätzlich mehr Sympathien für Nagetiere als für Marder. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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