Reisebuch "Urban Sports":Sportlicher Städteurlaub

Reisebuch "Urban Sports": Dominic Di Tommaso läuft über die Dächer von Kairo.

Dominic Di Tommaso läuft über die Dächer von Kairo.

(Foto: Dan Vojtech/Red Bull Content Pool)

London, Johannesburg, New York: Der Bildband "Urban Sports" zeigt, wie Biker, Skater und Freerunner Metropolen weltweit in ihre Sportplätze verwandeln.

Rezension von Stefan Fischer

Wer sich auch während einer Städtereise fit halten möchte und deshalb nach geeigneten Joggingrouten in Barcelona, Paris oder New York sucht, wird sicherlich fündig werden. Er oder sie schränkt sich dadurch aber ein im Drang, sich sportlich durch die Urlaubsstadt zu bewegen, weil eine Vielzahl spannender, innovativer Möglichkeiten gar nicht in Betracht gezogen wird.

Die Herausgeber Robert Klanten, Laura Allsop und Christoph Loid stellen in ihrem Band "Urban Sports" eine Reihe solch kreativer und oftmals auch spektakulärer Alternativen zum Joggen vor. Zugegeben, so einfach, wie ein Paar Laufschuhe zu schnüren und loszutraben, ist die Sache nicht, wenn es um Skateboarden, Rollerbladen, Free- und Trailrunning, BMX-Biken und Parkour geht. Diese verhältnismäßig jungen Sportarten setzen alle ein gewisses Können voraus.

Auf der anderen Seite sind auch sie ziemlich voraussetzungslos. Klar, man braucht ein Board oder Rad und sollte nicht komplett ungeübt sein. Doch als Sportplätze stehen viele öffentliche Räume zur Verfügung: Straßen und Plätze, Bürgersteige und Treppen, Brachen und Promenaden. Hinzu kommen Skate- und Bikeparks, die speziell für diese urbanen Sportarten angelegt sind.

Reisebuch "Urban Sports": Leticia Bufoni beim Skaten vor dem Pink Motel bei Los Angeles, natürlich in farblich abgestimmtem Dress.

Leticia Bufoni beim Skaten vor dem Pink Motel bei Los Angeles, natürlich in farblich abgestimmtem Dress.

(Foto: Atiba Jefferson/Red Bull Content Pool)
Reisebuch "Urban Sports": In Edinburgh springt Danny MacAskill mit seinem Rad vom Bushäuschen auf die Telefonzellen.

In Edinburgh springt Danny MacAskill mit seinem Rad vom Bushäuschen auf die Telefonzellen.

(Foto: Dave Mackison/Red Bull Content Pool)

Das Buch wirft einen Blick auf die lokalen Szenen in Städten rund um die Welt, beginnend in Europa, über den arabischen Raum, Asien, Afrika bis nach Lateinamerika und in die USA, von deren Westküste sich die Urban-Sport-Bewegung in den Sechziger- und Siebzigerjahren verbreitete. Die Autorinnen und Autoren stellen außerdem häufig wichtige Protagonisten vor. Und weil das Buch bei Benevento erschienen ist, dem Buchverlag aus dem Red Bull Media House, finden auch diverse von Red Bull organisierte sportliche Abenteuer Platz in "Urban Sports".

Die Fotografien sind häufig sehr spektakulär: Sie zeigen Parkour-Läufer, die in Venedig von Boot zu Boot springen, um die Kanäle zu überqueren, die in Amsterdam über Brückenbögen balancieren und in Istanbul über das Dach des großen historischen Basars rennen. BMX-Biker, die in Edinburgh Treppen hinunter- und über Telefonzellen hinwegspringen. Skateboarder, die in São Paulo Brückenpfeiler befahren und in San Francisco die abschüssigen Straßen.

In den Texten geht es immer wieder darum, wie diese Sportler sich die Stadträume erobern - teilweise zum Missfallen anderer, häufig beleben sie jedoch Orte und werden selbst zu einer Attraktion für Einheimische wie vor allem auch für Besucher. Inzwischen geht die Aneignung und Neudefinition des öffentlichen Raums mitunter auch von offizieller Seite aus - oder wird von ihr zumindest mitgetragen. Sehr gut kann man das sehen an der Place de la République in Paris, die von einem gigantischen Verkehrskreisel in eine riesige Fußgängerzone umgebaut worden ist. Es ist nun ein Platz nicht mehr für Autos, sondern für Menschen, auch Biker und Skater haben ihn okkupiert und tragen zur massiven Steigerung der Lebensqualität an der Place de la République bei.

Spannend ist daneben zu lesen, wie sich Urban-Sports-Szenen in Städten etablieren, in denen die Voraussetzungen ungünstig sind - entweder weil die jeweiligen Behörden rigoros gegen sie vorgehen, der städtische Raum ungeeignet ist oder es nicht einfach ist, an die Ausrüstung zu kommen. Dubai, Lagos und Teheran sind solche Beispiele. Aber auch hier werden die Städte partiell zu Sportplätzen.

Robert Klanten, Laura Allsop, Christoph Loid (Hrsg.): Urban Sports. Die Städte dieser Welt sind unser Spielplatz. Pantauro im Benevento Verlag, Salzburg 2022. 240 Seiten, 44 Euro.

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Will Hunt begeistert sich für die Welt unter Tage: Als Urban Explorer interessieren ihn vor allem die Gänge unter Großstädten wie New York und Paris.

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