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Untersuchung zur Flugsicherheit:Fliegen ist sicher wie nie

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Die Chance, in einen schweren Flugunfall verwickelt zu werden, liegt einer aktuellen Studie zufolge bei lediglich einem Hunderttausendstel Prozent. Besorgniserregend ist demzufolge allerdings der Anstieg menschlichen Versagens.

Trotz steigender Passagierzahlen war der zivile Luftverkehr nach Branchenangaben noch nie so sicher wie 2013. Das geht aus der Sicherheitsbilanz des deutschen Unfalluntersuchungsbüros Jacdec hervor, die das Magazin Aero International in seiner nächsten Ausgabe veröffentlicht.

Gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2012 halbierte sich die Zahl der Toten im weltweiten Zivilluftverkehr von 496 auf 251 Menschen. "Die Chance, an Bord einer der großen Airlines in einen schweren Unfall verwickelt zu werden, betrug 2013 weniger als ein Hunderttausendstel Prozent", so die Unfallforscher. Anders gesagt: "Der Fluglinienverband IATA ermittelte, dass ein Passagier, würde er jeden Tag fliegen, etwa 6500 Jahre unterwegs sein müsste, bis er in einen tödlichen Unfall verwickelt ist", schreiben die Jacdec-Unfalluntersucher. Experten des unabhängigen Aviation Safety Network bestätigen auf ihrem Online-Portal den Trend, kommen aber mit insgesamt 265 Toten bei 29 schweren Unfällen zu leicht abweichenden Zahlen.

Nur eine einzige internationale Airline war nach den Jacdec-Angaben 2013 in einen tödlichen Unfall verwickelt: eine Boeing 777 der südkoreanischen Asiana. Sie verunglückte Anfang Juli bei der Landung in San Francisco.

Als alarmierend werten die Unfallforscher die gefährlichen Zwischenfälle ("Serious Incidents"), von denen viele auf menschliches Versagen zurückgehen und nur mit Glück entschärft werden konnten. Dazu gehören nicht nur einnickende Piloten auf ermüdenden Langstreckenflügen: "Besonders besorgniserregend waren diverse Pilotenirrtümer bei der Wahl der richtigen Piste zum Landen oder Starten", heißt es in dem Bericht. Vor allem an Flughäfen mit hoher Verkehrsdichte und Ansagen im Sekundentakt kam es 2013 wieder zu Beinahe-Kollisionen.

Die Unfallforscher sprechen sich auch vor diesem Hintergrund für eine stärkere Vernetzung der nationalen Behörden sowie die Einführung einheitlich strenger Regeln für alle Fluggesellschaften eines bestimmten Wirtschaftsraums aus. Und sie loben die moderne Technik, die Besatzung und Piloten zunehmend vor Fehlentscheidungen bewahren.

Riskant bleibt das Fliegen mit Regionalmaschinen, die weitaus mehr Starts und Landungen auch in kritischen Wetterbedingungen und auf kleineren Flugplätzen meistern müssen. Auf Airlines dieser Kategorie entfielen 48 Prozent aller tödlichen Unfälle. Mehr als die Hälfte aller Unfalltoten - 63 Prozent - ereignete sich auf Flügen unter 800 Kilometern. Die Zahl blieb gegenüber dem Vorjahr weitgehend konstant.

Allerdings räumt der Bericht mit der Meinung auf, Billig-Airlines seien unsicher: "Ein Zwischenfazit nach 15 Jahren lautet daher, dass man auch mit reduzierter Kostenstruktur sehr wohl einen unfallfreien Betrieb auf Dauer aufrechterhalten kann."

Regional hat sich hingegen kaum etwas geändert: Den größten Anteil am weltweiten Unfallgeschehen haben Afrika, Asien und Russland, während Europa, Australien und Nordamerika 2013 von tödlichen Unfälle weitgehend verschont blieben. Die Zahl der beförderten Passagiere schätzt der Branchenverband IATA für 2013 auf mehr als drei Milliarden Menschen.

Für die Erstellung der Liste werden nicht nur sämtliche Flugzeug-Totalverluste erfasst, sondern auch schwere Zwischenfälle in den vergangenen zehn Jahren. Jacdec in Hamburg ist eine weltweit angesehene Institution mit globaler Datenbank. Das Büro arbeitet mit den führenden Luftfahrtbehörden der Welt zusammen.

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