Unruhen in Thailand:Bruchlandung im Urlaubsparadies

Die Blockade der Flughäfen in Bangkok könnte dem bei den Deutschen beliebten Thailand einen Imageschaden zufügen - Experten erwarten weniger Buchungen.

Meite Thiede

Hamburg - Zwölf Stunden dauert eine Busfahrt von Bangkok bis Phuket. Solche strapaziösen Touren stehen auf Thailand-Rundreisen gewöhnlich nicht auf dem Programm, aber für 1800 deutsche Urlauber ist diese Tour quer durchs Land die einzige Chance, in absehbarer Zeit nach Hause zu kommen. Sie sitzen fest auf den besetzten Flughäfen der thailändischen Hauptstadt.

Unruhen in Thailand: Passagiere warten am 28. November 2008 am Militär-Flughafen U-Tapao 140 Kilometer  südöstlich von Bangkok auf ihren Heimflug.

Passagiere warten am 28. November 2008 am Militär-Flughafen U-Tapao 140 Kilometer südöstlich von Bangkok auf ihren Heimflug.

(Foto: Foto: Reuters)

Weil keiner weiß, wie lange der Ausnahmezustand anhält, haben Tui, Neckermann und die kleineren Konkurrenten jetzt Rückholaktionen gestartet.

Ganze Karawanen von Bussen schicken die deutschen Reiseveranstalter in diesen Tagen auf den Weg Richtung Süden, damit ihre Gäste zurück nach Deutschland können. Im Urlaubsparadies Phuket läuft ja alles noch ganz normal.

Die Thailand-Krise trifft die Reisebranche zu einer ungünstigen Zeit. Gerade hat die Wintersaison begonnen - und das bedeutet Hochsaison für Asien-Reisen.

Für die Wochen um Weihnachten und Silvester sind die meisten Hotels ausgebucht; Bescherung unter Palmen steht bei den Deutschen hoch im Kurs.

Nach den heftigen Rückschlägen 2003 und 2004 durch die Seuche Sars und den Tsunami ist Thailand unter den Sonnenzielen inzwischen wieder der klare Favorit; nur China wächst schneller und hat 2007 mit 558.000 erstmals mehr deutsche Touristen angezogen. Nach Thailand reisten 525.000 Deutsche.

Marktführer Tui und Thomas Cook finden beschwichtigende Worte für die aktuelle Lage und die Aussichten: Möglicherweise werde der Konflikt zügig beigelegt, und man rechne nicht mit einer längeren Behinderung. Schließlich sei ja nicht ganz Thailand in Aufruhr.

Nur eine kurzfristige Delle

Parallelen zum Militärputsch 2006 werden gezogen: Am Strand von Phuket habe damals auch niemand sich dafür interessiert, dass viele hundert Kilometer weiter nördlich die Panzer auffuhren. Den deutschen Urlauber, so scheint es, kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen, solange man ihn am Traumstrand nur seinen Drink genießen lässt.

Allenfalls eine kurzfristige Delle erwarten Tui und Thomas Cook nach Angaben ihrer Sprecher. Sobald die Medien das Thema auf die hinteren Seiten rückten, sei die Aufregung vorbei.

Doch noch ist der Flughafen Bangkok blockiert, und deshalb haben die Reisekonzerne ihre Aufträge für Reisen nach Bangkok, die in den nächsten Tagen starten sollten, gekündigt. Schließlich handelt es sich um höhere Gewalt, und die ist ein Kündigungsgrund - so steht es im Kleingedruckten.

Doch an der Basis ist die Krise längst angekommen. "In den Reisebüros sind wir mit dem Thema Thailand gut beschäftigt", beschreibt Thomas Bösl die Lage im Vertrieb. Thailand gelte eigentlich als sicheres Reiseland, aber nun zeigten die Nachrichten täglich ein ganz anderes Bild. "Das werden wir in den Buchungen schnell merken", vermutet der Geschäftsführer von QTA, einem Verbund von 6500 Reisebüros.

Es gebe zwar viel weniger Stornierungen als früher, weil die Kunden inzwischen an Unruhen gewöhnt seien, aber mit neuen Buchungen für den zweiten Höhepunkt der Saison, die Wochen um Ostern, hielten sie sich zurück. "Im Frühjahr werden wir sicher verlieren", sagt Bösl.

Bruchlandung zum Saisonstart

Ebenso skeptisch sieht "Go Asia" die Lage in Thailand. Die 2003 gegründete Initiative besteht aus Fremdenverkehrsämtern, Fluglinien und Hoteliers aus Asien sowie aus Reiseveranstaltern, die Asienprogramme anbieten, und nennt den aktuellen Saisonstart eine Bruchlandung.

Auf neue Gäste habe Thailand derzeit wohl kaum eine Chance. Für eine Buchung würden sich allenfalls Leute entscheiden, die schon einmal in dem Königreich waren.

Gerade hat "Go Asia" untersuchen lassen, wie sich die Finanzkrise auf die seit Jahren steigenden Asien-Urlaube auswirken werde. Demnach wird für die beiden kommenden Jahre immerhin noch ein kleines Plus erwartet. "Asien-Urlauber sind nicht so preissensibel wie die typischen Mittelmeer-Pauschalreisenden", erklärt Geschäftsführer Norbert Pfefferlein das erhoffte bessere Abschneiden.

Allerdings könnte diese Prognose nun hinfällig sein. Die Bilder vom Chaos im Urlaubsparadies fügten Thailand, dem beliebtesten Urlaubsland der Region, einen großen Imageschaden zu. "Das könnte dazu führen, dass die Zahlen im nächsten Jahr stagnieren oder sogar leicht schrumpfen", sagt Pfefferlein.

Weniger betroffen ist die deutsche Touristikbranche von den blutigen Kämpfen im indischen Mumbai. Als Urlaubsland hat Indien keine große Bedeutung für die Deutschen. Im vergangenen Jahr reisten 137.000 Deutsche dorthin, in diesem Jahr werden es 150.000 sein, heißt es beim Reiseverband DRV.

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