Unfallstatistik der Allianz pro Schiene:Bahnfahrer reisen sicherer

DB Reiseverkehr Lokfuehrerstreik

Kein Fortbewegungsmittel, das auf der Erde bleibt, ist so sicher wie die Bahn. Das ergibt die aktuelle Studie der Allianz pro Schiene.

(Foto: SEYBOLDTPRESS)

Wer mit dem Auto verreist geht ein 100-mal höheres Risiko ein, zu verunglücken als wenn er den Zug nehmen würde. Busfahren ist 30-mal gefährlicher. Ein Sicherheitsrisiko bei der Bahn bleibt jedoch.

Autofahrer leben nach Ansicht der Eisenbahn-Lobby deutlich gefährlicher als Bahnreisende. Ihr Risiko zu verunglücken ist mehr als 100-mal so hoch, wie aus einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Unfallstatistik des Verbandes Allianz pro Schiene hervorgeht.

Zwischen 2004 und 2011 sei für Insassen eines Autos zudem das Risiko, ums Leben zu kommen, 55-mal größer gewesen als für Reisende mit dem Zug. Neun Menschen kamen im vergangenen Jahr bei einer Zugreise ums Leben, davon allein acht Fahrgäste beim Zugunglück von Hordorf in Sachsen-Anhalt. Getötete Lokführer oder Arbeiter an den Strecken wurden nicht mitgezählt.

Für die Statistik wurden die Zahlen der Getöteten und Verletzten bezogen auf die Menge der zurückgelegten Kilometer ausgewertet. Demnach ist auch das Reisen mit dem Bus gefährlicher. Das Risiko eines Busreisenden, tödlich zu verunglücken, sei viermal höher als das eines Bahnreisenden. Das Risiko eines Unfalls sei 30 mal so hoch. Die Gefahren für Passagiere eines Flugzeugs und für Rad- und Fußgänger konnten nicht erfasst werden, weil der Allianz pro Schiene nach eigenen Angaben dazu nicht ausreichend Daten zur Verfügung standen.

Europaweit starben nach der Auswertung zwischen 2005 und 2010 mehr als vier Autoinsassen bezogen auf einer Milliarde zurückgelegter Kilometer pro Person ("Personenkilometer"). In Deutschland waren es knapp 2,8 Tote auf die gleiche Distanz. Demgegenüber standen europaweit weniger als 0,2 getötete Bahnreisende auf eine Milliarde Kilometer, in Deutschland waren es 0,03 Getötete. Im Zeitraum von 2004 bis 2011 stieg der Wert auf 0,05 getöteter Bahnreisende pro einer Milliarde zurückgelegter Kilometer, weil das Zugunglück von Hordorf mit einbezogen wurde.

Hohe Unfallzahlen bei jungen Menschen

Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, fasste zusammen: "Die Bahn ist das sicherste motorisierte Verkehrsmittel." Im Vergleich aller 27 Mitgliedsstaaten belegt Deutschland den siebten Platz bei der Bahnsicherheit. Besser sind unter anderen Dänemark, Irland und Estland, wo laut Statistik keine Bahnreisenden ihr Leben verloren. Bei der Sicherheit für Autofahrer liege Deutschland auf dem dritten Platz, wie Flege sagte. Nur in den Niederlanden und Schweden kommen bezogen auf die Menge zurückgelegter Kilometer weniger Autofahrer ums Leben.

Horst Metzler vom Automobil-Club Verkehr wies auf die besonders hohen Unfallzahlen bei jungen Menschen hin. Im vergangenen Jahr starben 737 junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren. Metzler machte dafür neben mangelnder Erfahrung und den oft alten Autos, mit denen junge Menschen unterwegs sind, auch das Musikhören und Hantieren mit dem Mobiltelefon während der Autofahrt verantwortlich.

Als ein Sicherheitsrisiko sieht Metzler vor allem die unbeschrankten Bahnübergänge an. Ein Zug könne nie rechtzeitig bremsen, deshalb müssten Autofahrer aufmerksamer sein, sagte er. Wie in Osteuropa sollten alle Übergänge in Deutschland zusätzlich zum Andreaskreuz noch ein Stoppschild erhalten. Die Allianz pro Schiene wird von der Bahnbranche finanziert und vereinigt Umwelt- und Verbraucherverbände sowie Gewerkschaften und den Automobil-Club Verkehr, der für Eisenbahner gegründet wurde.

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