Unesco:Naumburger Dom zum Welterbe ernannt

Die Sehenswürdigkeit in Sachsen-Anhalt war ebenso erfolgreich wie die Wikingerstätten Haithabu und Danewerk in Schleswig-Holstein.

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Nachbauten in Haithabu bei Schleswig

Quelle: Archiv: picture alliance / dpa

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Die beiden deutschen Kandidaten haben das Unesco-Komitee überzeugt. Am Sonntag erhielt der Naumburger Dom in Sachsen-Anhalt den begehrten Welterbetitel. Die Wikingerstätten Haithabu und Danewerk in Schleswig-Holstein hatten es schon am Samstag in die Liste geschafft. Die zwei Stätten im Überblick.

Der eine oder andere Komparse im Wikinger-Museum Haithabu schwingt zwar ein Schwert, doch eigentlich leistet die Ausstellung "einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen das Mittelalter-Klischee", wie SZ-Korrespondent Thomas Hahn schreibt. Keine Hörnerhelme, keine plündernden Seefahrer (der wahre Kern dieses kriegerischen Klischees beschränkt sich auf das achte bis elfte Jahrhundert), dafür ein nachgestelltes Dorfleben mit Wikingern, die eifrig Handel betrieben (hier im Video). Denn darum ging es auch in der Bewerbung von Haithabu auf dem Gebiet der Gemeinde Busdorf in Schleswig-Holstein: Die Wikinger-Siedlung wurde verkehrsgünstig erbaut, was zur damaligen Zeit hieß, dass über Flüsse sowohl die Nordsee als auch die Ostsee zu erreichen war. Das machte aus dem Ort einen zentralen Umschlagplatz für den damaligen Warenhandel aus Europa und Vorderasien - und zu einer reichen Fundstätte für Archäologen, die dort seit mehr als hundert Jahren Zeugnisse der Wikinger-Kultur ans Licht bringen.

Wikinger-Handelsplatz Haithabu

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Im 9. und 10. Jahrhundert lebten mindestens tausend ständige Einwohner in dieser Stadt zwischen den Meeren. Der Wikinger-Ort Haithabu ist mit dem Verteidigungswall Danewerk das größte Bodendenkmal Nordeuropas. Die ältesten Teile des Walles im heutigen Schleswig-Holstein stammen aus der Zeit um das Jahr 540 n.Chr., er war einst etwa 30 Kilometer lang. Das Danewerk sicherte im Früh- und Hochmittelalter die Südgrenze des alten dänischen Reiches. Der Ausbau zu einer massiven Befestigungsanlage mit Erdwällen, Mauern, Gräben und einem Sperrwerk in der Schlei begann im 8. Jahrhundert und dauerte bis zum 12. Jahrhundert.

Wikingermuseum Haithabu

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Bereits 2015 waren Haithabu und der Befestigungswall Danewerk Teil einer Kandidatengruppe aus fünf Ländern. Diese wollten die Kultur der Wikinger zum Welterbe erklären lassen - doch das war dem Unesco-Komitee zu unspezifisch. Nun hat es Deutschland allein versucht und die Chancen standen von Anfang an nicht schlecht: Der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos), der das Welterbekomitee bei seinen Entscheidungen berät, empfahl die Aufnahme der Wikingerstätten in Schleswig-Holstein: "Wegen ihrem reichhaltigen und außergewöhnlich gut erhaltenen archäologischem Material sind sie zu einem Schlüsselort geworden, um die ökonomischen, sozialen und historischen Entwicklungen im Wikingerzeitalter Europas nachvollziehen zu können." Zudem rieten die Experten zur Namensänderung: "Archäologisches Grenzgebiet von Haithabu und dem Danewerk" sollte es heißen. Oder doch einfach Wickie-Land?

Der Naumburger Dom

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Dem zweiten Kandidaten waren zunächst weniger Chancen eingeräumt worden. Die Bewerbung der Region um den Naumburger Dom in Sachsen-Anhalt war zuvor schon zweimal abgeschmettert worden. Der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos) hatte 2015 geurteilt: Die Saale-Unstrut-Kulturregion sei keinesfalls von einzigartigem und universellem Wert, das mittelalterliche Erbe vielfach schon überbaut und gar nicht mehr intakt erhalten. Und auch im vergangenen Jahr wurde der Antrag abgewiesen - allerdings mit der Empfehlung der Kommission, sich ganz auf den Kirchenbau zu konzentrieren. Die Region hielt sich an die Empfehlung.

Der Naumburger Dom

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Der Dom St. Peter und Paul wurde zwischen 1207 und 1242 erbaut und über die Jahrhunderte immer wieder im Stil der jeweiligen Zeit erweitert und überholt. Das Ergebnis wird zu den bedeutendsten Kathedralbauten des europäischen Hochmittelalters gezählt. Nominiert war der Dom als Zeuge mittelalterlicher Kunst und Architektur - allerdings sind solche Sakralbauten in Deutschland relativ häufig und schon einige Teil des Unesco-Welterbes, "das macht es schwer, den einzigartigen universellen Wert dieser einen Kathedrale zu definieren", urteilt Icomos im aktuellen Report, der dem Komitee der Unesco die Entscheidung erleichtern soll. Dennoch klappte es für das Bauwerk in diesem Jahr.

Uta Dom Naumburg figur

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Die zwölf Stifterfiguren in der Kathedrale gehören zu den wichtigsten Kunstwerken der deutschen Gotik - darunter die Figur der Markgräfin Uta im Westchor des Naumburger Doms. Erschaffen wurden sie vom "Naumburger Meister", einem bis heute unbekannten Steinbildhauer. Ihr künstlerischer Wert erschließt sich auch Laien sogleich, so individuell sind die Gesichtszüge. Dazu scheinen die Figuren mitten in der Bewegung erstarrt, "Uta" zieht sich mit dem rechten Arm den Mantel schützend vor die Wange. Wem die Dame vage bekannt vorkommt: Sie soll Walt Disney 1937 als Vorbild der bösen Stiefmutter von Schneewittchen gedient haben - und im Nationalsozialismus musste sie als Ideal der "edlen deutschen Frau" herhalten. Kein Wunder, dass es die Dame im Dom noch immer fröstelt.

Die internationalen Titel-Träger 2018 sowie Neuigkeiten bei der Roten Liste stellen wir Ihnen hier vor.

© SZ.de/kaeb/beu mit Material von dpa/ihe/sks
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