Unesco:James-Bond-Insel wird Welterbe

Das Versteck des Bond-Bösewichts aus "Skyfall" und die Hamburger Speicherstadt: Diese Stätten sind nun Unesco-Welterbe. Ein Überblick über besondere Orte.

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James Bond Skyfall Silva Insel Hashima Japan Gunkanjima Drehort

Quelle: Jordy Theiller / CC-by-sa-3.0

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Das Unesco-Welterbekomitee hat in diesem Jahr insgesamt 24 neue Stätten in die Welterbeliste aufgenommen. Nun gibt es 1031 Welterbestätten in mehr als 160 Ländern; vierzig davon in Deutschland. Die neuen Orte im Überblick - und was sie besonders macht.

Stätten der industriellen Revolution, Japan

Für Japan ist die Ernennung ein voller Erfolg, für Südkorea ein Affront: Die Unesco erklärte ein Ensemble aus Industriedenkmälern zum Welterbe. Dazu zählen Anlagen für die Eisen- und Stahlindustrie, den Schiffsbau und Kohlebergbau aus dem 19. Jahrhundert.

Südkorea hatte dagegen protestiert, weil dort in den 1940er Jahren Tausende Koreaner unter schlimmen Bedingungen in einigen Anlagen zur Arbeit gezwungen worden waren. In einem Kompromiss erklärte sich Japan bereit, in Informationszentren auch diesen dunklen Teil der Historie zu beleuchten.

Auch auf der "James-Bond-Insel" Hashima, dem Versteck des Bösewichts Silva in "Skyfall", mussten Zwangsarbeiter leiden. Aus der Ferne wirkt die dicht bebaute, aber verlassene Insel wie ein monströses Kampfschiff, daher ihr Spitzname Gunkanjima, "Kriegsschiffinsel". Mit Militärindustrie hat die Insel aber nichts zu tun: Hier wurde einst Kohle abgebaut, in tiefen Stollen unter dem Meer.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die ursprüngliche Belegschaft in Sicherheit gebracht. Ihre Plätze auf der exponierten Grenzinsel nahmen chinesische und koreanische Zwangsarbeiter ein. Mehr als tausend starben auf der Insel. (hier finden Sie eine ausführliche Galerie zur Bond-Insel Hashima).

Hamburger Speicherstadt

Quelle: dpa

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Speicherstadt und Kontorhausviertel, Hamburg

Roter Klinker, höchste Funktionalität: Zwischen 1885 und 1927 wurden die Speicherstadt und das angrenzende Kontorhausviertel erbaut. Sie machten Hamburg damals zur modernsten Hafenstadt der Welt. Neben der ausgeklügelten Bauweise der großen Lagerhauskomplexe, beeindruckt vor allem die geschlossene neogotische Architektur. Insbesondere das von Fritz Höger entworfene Chilehaus mit seinem spitz zulaufenden "Schiffsbug" ist eine Ikone des "Backsteinexpressionismus".

Baptism Site listed on UNESCO's World Heritage List

Quelle: dpa

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Bethanien, Wohn- und Wirkungsort von Johannes dem Täufer, Jordanien

Papst Franziskus betete am Ufer des Jordan, an dem sich vor 2000 Jahren Großes ereignet haben soll. In Bethany, westlich von Amman, soll einst Johannes seinen Namenszusatz verewigt haben, als er Jesus taufte. Allerdings beansprucht auch Israel auf der anderen Jordanseite die Ehre für sich. Mit der Entscheidung der Unesco punktet Jordanien beim Streit um den "wahren" Taufort Jesu.

THE FORTH RAIL BRIDGE IS ILLUMINATED FOR THE FIRST TIME AS PART OF NEW YEAR CELEBRATIONS

Quelle: REUTERS

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Forth Bridge in Schottland, Großbritannien

Sie war einst die längste Stahlauslegerbrücke der Welt: 1890 wurde die Eisenbahnbrücke über den Firth of Forth in Schottland nach sieben Jahren Bauzeit eröffnet. Sie galt nicht nur damals als Meilenstein im Brückenbau. Heute ist sie eine der bekanntesten schottischen Sehenswürdigkeiten.

Gerade nicht aus dem Normalen herausragen soll die Siedlungs Christiansfeld in Dänemark:

Herrnhuter-Siedlung Christiansfeld sowie die Parforcejagdlandschaft in Nordseeland, Dänemark

Christiansfeld im Süden Jütlands hat ein klares Zentrum: den Kirchplatz. Die Siedlung der mährischen Kirche aus dem Jahr 1773 verkörperte ein protestantisches Städteideal - der egalitäre Ansatz sollte auf den ersten Blick zu sehen sein. So ist die Architektur einheitlich schlicht, keines der ein- oder zweistöckigen Ziegelhäuser fällt aus dem Rahmen. In eigenen Gemeindehäusern kamen Witwen und unverheiratete Frauen und Männer unter.

Genau das Gegenteil, nämlich elitär statt egalitär, war die Grundlage für Dänemarks zweiten neuen Welterbetitel: In der eigens dafür angelegten, barocken Waldlandschaft in Nordseeland 30 Kilometer nordöstlich von Kopenhagen jagten einst dänische Könige.

the Alamo, John Potter

Quelle: AP

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Spanische Missionsstationen in San Antonio, USA

Berühmt ist Alamo schon, nun ist es auch als Welterbe anerkannt: Die Station wurde zum Fort ausgebaut und spielte im texanischen Unabhängigkeitskrieg 1835/36 eine große Rolle. In der berühmten "Schlacht von Alamo" 1836 besiegten mexikanische Truppen die in der Missionsstation eingeschlossenen Verteidiger, meist texanische Siedler. Nun hofft man in den USA, dass der neue Status der im spanisch geprägten, römisch-katholischen Stil gebauten Mission mehr Touristen nach San Antonio bringt.

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Quelle: AFP

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Aquädukt von Padre Tembleque, Mexiko

Mönch Francisco de Tembleque hatte den Aquädukt geplant, erbaut wurde die Wasserleitung nach antikem Vorbild im Staat Hidalgo zwischen 1541 und 1557: Hier vermischen sich alteuropäisches Bauwissen mit mittelamerikanischer Technik - so wurden auch Lehmziegel verwendet. Zudem ist hier der höchste Rundbogen zu finden, der je in einem Aquädukt gebaut wurde: Er ist etwa 40 Meter hoch.

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Quelle: AFP

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Climats, die Weinbauparzellen in Burgund, sowie als zweite Stätte die Weinberge, Weinhäuser und -keller der Champagne, Frankreich

Seit dem hohen Mittelalter wird im Burgund Wein kultiviert, in genau aufgeteilten Parzellen, die an der Côte de Nuits und der Côte de Beaune südlich von Dijon zu finden sind. Diese Winzerkultur wird nun geehrt, ebenso wie die Anbautradition in der Champagne. Hier verspricht der Name Qualität, denn der Schaumwein wird nach strengen Regeln angebaut und gekeltert. Die perlende Kohlensäure entsteht erst bei der zweiten Gärung in der Flasche.

Im Bild: Weinberg in Villenauxe-la-Grande nahe Epernay in der Champagne

CHRISTUS-DARSTELLUNG

Quelle: DPA

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Das arabisch-normannische Palermo mit den Kathedralen von Cefalù und Monreale, Italien

Christus als Weltenrichter erstrahlt über dem Altar im Dom von Cefalù an der Nordküste Siziliens. Der Dom der Touristenhochburg Cefalù wurde von Normannen erbaut und ist nun mit der Kathedrale Monreale Teil des offiziellen Welterbes.

Teil dieses Welterbes ist auch der historische Teil Palermos: Hier zeigt sich das Verschmelzen von westlicher, islamischer und byzanthinischer Kultur auf Sizilien - und wie befruchtend sich das Zusammenleben von Menschen mit so unterschiedlichen Hintergründen auswirkte: Muslime, Byzantiner, Römer, Juden, Lombarden und Franzosen brachten ihr Erbe und ihre Ideen ein.

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Quelle: AFP

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Antike Stadt Ephesos sowie die Festung von Diyarbakir mit der Kulturlandschaft Hevsel-Gärten, Türkei

Etwa 80 Kilometer von der westtürkischen Stadt Izmir entfernt liegen die Ruinen von Ephesos, einer vormals römischen Hafenstadt. Leider sind vom legendären Weltwunder, dem Tempel der Artemis, nur noch ein paar Säulen übrig. Dafür vermitteln die Bibliothek des Celsus (im Bild) sowie das Amphitheater einen Eindruck vom einstigen Glanz dieser Stadt.

Ebenfalls einen Welterbetitel erhielt die Festung von Diyarbakir mit der Kulturlandschaft Hevsel-Gärten: Am fruchtbaren Tigris siedelten sich früh Menschen an und hinterließen ihre Spuren vom römischen bis zum Osmanischen Reich. Die Gärten zwischen Stadt und Fluss ernährten die Bewohner.

Nicht nur Orte des Wohnens und Lebens bewahren die Erinnerung, sondern auch Gedenkstätten für die Toten:

Nekropole Bet She' arim, Israel

Die Katakomben südöstlich der Stadt Haifa sind die erste jüdische Begräbnisstätte außerhalb Jerusalems und zudem Schatzkammer für Kunstwerke und Schriften auf Griechisch, Aramäisch und Hebräisch. Bet She' arim zeugt von dem frühen Judentum unter Rabbi Judah, so dass die Nekropole als Wahrzeichen der jüdischen Erneuerung gilt.

The Duke and Duchess of Cambridge in Singapore - Day One

Quelle: dpa

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Botanischer Garten, Singapur

Prinz William und Catherine zeigten sich bei ihrer Asienreise 2012 angemessen erfreut über die Orchideenzüchtung, die man im Botanischen Garten von Singapur nach dem royalen Paar benannte. Der südostasiatische Staat hatte sich wie das ebenfalls erfolgreiche Jamaika erstmals mit einzigartigen Stätten für die Aufnahme in das prestigereiche Unesco-Verzeichnis beworben - für Singapur ist es der erste Welterbe-Titel.

Blue and John Crow Mountains, Jamaika

Die Unesco beschloss bei ihrer 39. Konferenz auch, die artenreichen Blue and John Crow Mountains auf Jamaika fortan als Natur- und Kulturerbe zu führen. Sie sind aber auch historisch von Bedeutung: In diese Bergwälder flohen Sklaven; in dem unwegsamen Gebiet entgingen manche Einwohner der Unterdrückung durch das europäische Kolonialsystem.

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Quelle: AFP

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Industrielandschaft von Fray Bentos, Uruguay

Eine Pumpenstation der alten Anglo-Fabrik in Fray Bentos, 330 Kilometer westlich von Montevideo. Deutsche hatten die Fabrik 1859 eigentlich zur Salzgewinnung errichtet, bald schon wurde aber hier Fleisch weiterverarbeitet - die Tiere grasten auf den weiten Flächen rundum. Der Fabrikkomplex wurde 1924 von Briten übernommen und von 1972 an noch sieben Jahre lang vom Staat Uruguay weiterbetrieben. Während des Zweiten Weltkriegs sandten die britischen Eigner Fleischkonserven zur Truppenverpflegung nach England.

Ebenfalls für sein industrielles Erbe wurde Norwegen mit einem Titel bedacht:

Industriekultur in Rjukan und Notodden, Norwegen

Arbeiterstädte und Fabriken mitten zwischen Bergen und Wasserfällen: Im frühen 20. Jahrhundert ließ sich hier die Norsk-Hydro Company nieder, um weltweit nachgefragten Kunstdünger zu produzieren. Züge und Fähren verbanden die Stätten mit den Häfen - ein Zeichen der damals neuen globalen Industrie.

Iran Meymand UNESCO World Heritage

Quelle: dpa

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Stadt Susa und das Höhlendorf Maymand, Iran

In Iran freuen sich die Menschen über zwei neue Welterbetitel, mit denen zum einen die 5000-jährige Geschichte von Susa gewürdigt wird: Sie gilt als eine der ältesten, durchgehend besiedelten Städte der Welt. Ebenfalls seit Jahrtausenden sind die Höhlenhäuser im Dorf Maymand in der zentralen, gebirgigen Gegend Irans von Halbnomaden im Winter bewohnt (im Bild).

Auf eine noch längere Geschichte blickt man in Saudi-Arabien zurück:

Felszeichnungen in Ha'il, Saudi-Arabien

Vor 10 000 Jahren verewigten sich Beduinen im Zentrum des heutigen Saudi-Arabiens - zumindest datieren aus dieser Zeit die ältesten erhaltenen Felszeichnungen, damals befand sich dort noch ein großer Binnensee. Heute finden sich die etwa 4000 Felszeichnungen von Ha'il am Rande der Wüste Nefud; sie zeigen Menschen und Tiere, Jagdszenen, abstrakte Malereien und Inschriften. Die Zeichnungen aus der Jungsteinzeit, der Bronze- und Eisenzeit und der frühislamischen Zeit seien die "größten und reichhaltigsten Fundorte von Felsbildern auf der arabischen Halbinsel", urteilt die Unesco.

Desweiteren wurden die Gräber und Festungen des Stammeshäuptlingssystems Tusi in China aufgenommen sowie Stätten der Baekje-Dynastie in Korea und der heilige Berg Burkhan in der Mongolei.

© SZ.de/kaeb/dpa/AFP/beu/lala
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