Übernachten in Hotelbetten:"Schlaf wichtiger als Sex"

Hotelgäste legen laut einer Umfrage sehr viel Wert auf ein bequemes Bett. Doch nicht alle Hoteliers sind bei diesem Thema schon aus dem Tiefschlaf erwacht.

Vera Sophie Stegner

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Schlafen im Hotel, bedjump.com, Hotelsbycity

Quelle: SZ

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Was bringen einem die noch so schönen Schnörkel auf der Tapete, wenn man mit Rückenschmerzen aufwacht? Eine durchgelegene Matratze bleibt immer eine durchgelegene Matratze. Da trösten auch ein riesiger Flachbildfernseher an der Wand oder eine bequeme Badewanne nicht darüber hinweg.

Doch vorher zu wissen, wie und worauf er schlafen wird, ist für den ruhebedürftigen Urlauber fast unmöglich. Zwar wird in den Reisekatalogen von der Klimaanlage über den Föhn bis zum Fernseher alles aufgelistet, die Beschaffenheit des Betts allerdings nicht.

Schöner schweben: Die Menschen auf diesem und den folgenden Fotos nutzen ihren Aufenthalt in Hotelzimmern, um endlich einmal den Kindheitstraum von hemmungslosem Bettenspringen zu verwirklichen. Und damit auch andere ihr sportliches und meist mit Selbstauslöser fotografiertes Abheben bestaunen können, laden sie die Bilder auf einen amerikanisch-kanadischen Fotoblog bedjump.com. Die Community freut das, was die Hoteliers davon halten, ist nicht bekannt.

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"Es gibt keinerlei rechtliche Vorgaben, was die Ausstattung und den Austausch von Betten und Matratzen angeht", sagt Stefanie Heckel, Sprecherin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Der Verband empfiehlt jedoch den regelmäßigen Austausch des gesamten Bettes nach fünf Jahren.

Wie viele Hoteliers dieser Empfehlung nachkommen, lässt sich nicht nachprüfen. Dabei ist das Bett ein fester Bestandteil im Kriterienkatalog der Dehoga zur Hotelklassifizierung nach Sternen. Ab 2010 gelten hierfür neue Regelungen, auch im Bereich Schlafkomfort.

Foto: Hotelsbycity

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Eine Auswahl verschiedener Kopfkissen wird zur Mindestvoraussetzung für ein Hotel, das zur Viersternekategorie gehören möchte. Die Tiefenreinigung von Matratzen bringt Extrapunkte, spätestens alle zwei Jahre sollte diese laut Dehoga durchgeführt werden. Auch milbendichte Matratzen-Hygienebezüge bringen Pluspunkte.

Zudem müssen Matratzen bei Dehoga-Mitgliedern ab 1. Januar 2010 unabhängig von der Sternezahl mindestens 13 Zentimeter stark sein. Während sich die Hotelverbände weiter mit derartigen Minimalforderungen begnügen, hat so manche Hotelkette das Bett inzwischen als neues Marketingprodukt entdeckt.

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Als die amerikanischen Westin Hotels 1999 in einer Umfrage von ihren Gästen darauf aufmerksam gemacht wurden, dass der beste Service eines Hotels guter Schlaf sei, investierte die Hotelkette mehr als 30 Millionen US-Dollar in neue Betten. Entstanden ist das sogenannte "Heavenly Bed", inzwischen 97.000 Mal produziert. Es besteht aus zehn Lagen, unter anderem aus einer dicken Federkernmatratze , mehreren Laken, Decken, Nackenrollen und hypoallergenen Kissen.

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"Die Westin Hotels können seitdem deutlich mehr Buchungen verzeichnen als die anderen Häuser der Arabella Starwood Kette", behauptet deren Sprecherin Carolin Becker. Gemäß einer diesjährigen Umfrage von Starwood gaben 55 Prozent der befragten Kunden sogar an, dass ihnen guter Schlaf wichtiger sei als Sex.

Das Hotelbett gibt es samt Gestell, Matratze und Auflagen inzwischen auch zum Bestellen, 30.000 stünden bereits in privaten Schlafzimmern, sagt Becker. Je nach Größe müssen die Kunden dafür bis zu 2400 Euro ausgeben. Eine Ausführung für Kinder und eine für Hunde sind auch bereits auf dem Markt.

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Doch auch die Konkurrenz schläft nicht: Marriott hat vor drei Jahren 628.000 Betten weltweit neu ausstatten lassen. Dafür wurden 28.000 Kilometer Stoff verbraucht, das entspricht zwei Dritteln des Erdumfangs. Das neue Bettenkonzept heißt hier nicht minder blumig "Revive Bed" und bietet unter anderem neue ergonomische Matratzen, viele Kissen in unterschiedlichen Formen und Stärken, sowie jahreszeitlich angepasste Federbettfüllungen.

Schon bei der Buchung kann der Gast eine Kissenpräferenz angeben. Auch das Marriott-Bett gibt es zu kaufen. "Nicht nur Kunden, sondern auch unsere Mitarbeiter kaufen das für zu Hause", sagt Anne Heussner, Sprecherin von Marriott. Zwischen 2000 und 3000 Euro muss man sich das schon kosten lassen.

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Bei den Reiseveranstaltern hat man das Thema des gesunden Schlafens noch nicht so richtig entdeckt. Bei Neckermann, Thomas Cook und Tui gibt es diesbezüglich keine festen Standards. Betten, so heißt es unisono, sollten in den der Kette zugehörigen Hotels ständig durch Qualitätschecks geprüft werden, genau wie das Essen, der Service und die Kundenzufriedenheit. In der Regel sollte das zwei Mal pro Jahr erfolgen, ob dem allerdings auch so ist, kann niemand genau sagen. Darauf muss sich der Gast verlassen, es sei denn, er recherchiert auf Hotelbewertungsseiten im Internet, auf denen unzufriedene Gäste ihrem Ärger Luft machen.

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Glaubt man Nina Kreke, Sprecherin von Neckermann Reisen, scheinen die Betten aber nicht im Vordergrund zu stehen. Auch nicht in den Reisekatalogen. Was in Kundenumfragen als wichtig befunden werde, so Kreke, finde seinen Platz im Katalog, von Bettendetails fehlt dort aber jede Spur: "Die Leute finden die Verpflegungsmöglichkeiten oder den Weg zum Strand wichtiger."

Anja Braun, Pressesprecherin von Tui, findet sowieso, dass die Kundenansprüche ans Bett in heißen Gegenden am Meer weniger hoch sind als etwa in Berggegenden: "Allgemein geht der Trend aber zu größeren Betten." Sensimar, die neue Hotelkette im Programm des Reiseunternehmens, lockt auch schon mit einer großen Kissenauswahl. Schlafen ist in den letzten Jahren ein neuer Markt geworden, aber noch nicht jedes Unternehmen ist aufgewacht.

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(SZ vom 19.11.2009/kaeb)

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