Überblick: Storno von Ägyptenreisen:Kanaren statt Kairo

Welcher Veranstalter bietet bis wann Möglichkeiten, den Urlaub in Ägypten abzusagen und welche Ansprüche haben Touristen - eine Übersicht.

Tui

Wegen der schweren Unruhen in Ägypten haben deutsche Reiseveranstalter weitere Reisen abgesagt. Marktführer Tui strich seine Kairo- und Luxor-Reisen bis Ende Februar, wie das Unternehmen mitteilte. Bei den Zielen am Roten Meer bleibt es zwar bei den Reiseabsagen bis zum 14. Februar. Allerdings können jetzt alle Tui-Gäste mit Zielen in Ägypten bis Ende Februar ihren Aufenthalt auch kostenlos stornieren - bisher waren nur kostenlose Umbuchungen bei den Reisen bis zum Monatsende möglich.

Um Alternativen zu bieten, will der Ferienflieger Tuifly bis Mitte April 50.000 zusätzliche Plätze in seinen Maschinen für Reisen zu den Kanarischen Inseln und ins südtürkische Antalya nutzen. Allein 40.000 davon seien für die Kanaren vorgesehen, sagte eine Tui-Sprecherin. Ein Fünftel der Ägypten-Flüge bleibe aber vorerst bestehen. Bis Mitte Februar gelte außerdem noch der normale Flugplan. Konzernchef Michael Frenzel ist überzeugt, dass es in Ägypten bald wieder bergauf geht: "Die Anziehungskraft von Abu Simbel, Giseh, Karnak und dem Tal der Könige ist stärker als die Bilder kurzfristiger politischer Aufstände." Auch nach dem verheerenden Terroranschlag in Luxor 1997 sei das Interesse wieder gestiegen.

Hotline der Tui: 0511/567 80 00

FTI

Bei der Veranstaltergruppe FTI betrifft die Absage alle Ägypten-Reisen bis Ende Februar. Wie das Unternehmen in München mitteilte, sollen die betroffenen Gäste ihr Geld zurückerhalten. Außerdem sind kostenlose Umbuchungen bei FTI jetzt für Abflugtermine bis 31. März möglich. Bisher galten für beide Fälle kürzere Fristen. "Wir können jetzt die Sicherheit und Versorgung gewährleisten, aber nicht langfristig", begründete Sprecherin Angela Winter die Entscheidung.

Hotline von FTI: 0800/25 25 444

Rewe-Touristik

Die Rewe-Pauschaltouristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) in Köln sagte alle ihre Nilkreuzfahrten bis Ende Februar ab. Bei den Badezielen am Roten Meer bleibt es dagegen dabei, dass Reisen dorthin nur bis Mitte Februar gestrichen sind. Als Alternative für Kunden, die eine Reise nach Ägypten gebucht haben, hat Rewe Touristik Sonderprogramme für die Kanarischen Inseln, die Türkei und Mallorca aufgelegt. Ägyptenurlauber, die einen Urlaub mit Abreisedatum vom 15. bis 28. Februar 2011 gebucht haben, können ihre Reise auf Wunsch kostenlos umbuchen. Der Preis wird ohne Abzug auf eine neue Buchung angerechnet. In diesem Fall können sich Gäste direkt an ihr Reisebüro oder an die Service-Hotline unter der Telefonnummer 02203-42875 wenden.

Hotline von Rewe-Touristik: 02203/42 800

Thomas Cook

Keinen Bedarf, Fristen zu verändern, sahen dagegen der Anbieter Thomas Cook mit der Hauptmarke Neckermann sowie Bucher Last Minute und Air Marin. Thomas Cook in Oberursel kündigte an, wegen der Situation in Ägypten zusätzliche Flüge auf die Kanarischen Inseln als Ausweichziele anzubieten. Die deutschen Thomas-Cook-Veranstalter werden vorerst bis einschließlich 14. Februar keine neuen Gäste nach Ägypten bringen, auf Wunsch werden ihnen alternative Reiseziele angeboten. Urlauber mit Abflugtermin nach Ägypten zwischen dem 14. und dem 28. Februar können gebührenfrei auf ein alternatives Reiseziel umbuchen.

Hotline von Thomas Cook/Neckermann: 06171/65 65 190

Alltours

Alltours stornierte die Buchungen von rund 1050 Urlaubern nach Luxor, Marsa Alam, Sharm El Sheik oder Hurghada bis zum 14. Februar. Alle Nilkreuzfahrten bis 28. Februar hat Alltours ebenfalls abgesagt. Der Reisepreis wird erstattet. Urlauber, die vom 15. bis 28. Februar nach Ägypten wollten, können kostenlos umbuchen. Wer schon in Ägypten ist, kann ohne Umbuchungskosten vorzeitig nach Hause fliegen.

"Wir appellieren an die Urlauber vor Ort, ob sie nicht früher nach Hause zurück wollen", sagte Suska. Eine frühere Abreise ist für die Unternehmen nicht allzu teuer. Richtig ins Geld gehen würde es erst, wenn sie Sondermaschinen bräuchten, um möglichst schnell alle Touristen aus den Gebieten am Roten Meer herauszuschaffen - etwas nach einer offiziellen Reisewarnung und wenn die Unruhen auf die Touristengebiete übergriffen. Bisher macht nicht die Gewalt den Unternehmen die größte Sorge. Sie befürchten eher, dass die Unruhen die optimale Versorgung der Urlauber gefährden könnte.

Buchungs-Hotline von Alltours: 0203 - 36 36 360

Raus aus Kairo

Die Lufthansa hat auf ihrer Internetseite eine Sondertelefonnummer veröffentlicht, unter der ausschließlich Flüge ab Kairo gebucht werden könnten (0049-30-50570341). Bei Air Berlin können bis 9. Februar freie Plätze auf Flügen von Scharm el-Scheich, Hurghada und Marsa Alam nach Deutschland gebucht werden (0049-1805-737 800).

Die meisten deutschen Urlauber in den von den Unruhen noch nicht betroffenen Touristengebieten am Roten Meer lassen sich derzeit nicht davon abhalten, ihre Reise wie geplant zu beenden. Wenig mehr als 100 Kunden hätten bislang das Angebot der deutschen Reisebranche genutzt und den Urlaub abgebrochen, teilte der Deutsche Reise-Verband mit.

Rückkehr aus den Badeorten am Roten Meer

Bei den Flügen mit Rückkehrern aus den ägyptischen Urlaubszentren gibt es derzeit keine Engpässe. Touristen, die wegen der Unruhen in vielen Teilen des Landes ihren Ägyptenurlaub abbrechen möchten, haben daher nach Einschätzung des Deutschen Reiseverbandes (DRV) keine Probleme, nach Deutschland zurückzukommen. "Auch wenn viele Veranstalter ihre Reisen nach Ägypten abgesagt haben, heißt das ja nicht, dass es keine Flüge mehr dorthin gibt", sagte DRV-Sprecherin Sibylle Zeuch. Die Maschinen starteten in Deutschland fast leer, kehrten dann aber voll zurück. Probleme mit Transportkapazitäten seien dem DRV nicht bekannt. Die Zahl der Urlauber aus Deutschland nimmt ohnehin kontinuierlich ab: "Anfang der Woche waren noch rund 30.000 deutsche Touristen am Roten Meer", sagte Zeuch. "Wir gehen davon aus, dass es Sonntagabend nur noch 12.000 oder 13.000 sein werden."

Notfallnummer

Für dringende Notfälle ist der Kristenstab des Auswärtigen Amtes rund um die Uhr erreichbar (0049-30-5000 3000).

Individualreisende

Individualreisende nach Ägypten können ihren Flug in den kommenden Tagen kostenlos umbuchen. Zahlreiche Fluggesellschaften bieten wie die Veranstalter entsprechende Kulanzregeln an, die sich aber im Detail unterscheiden. Kunden von Condor und Tuifly können bis 28. Februar gebührenfrei auf ein anderes Ziel umbuchen oder ihren Flug stornieren. Air Berlin bietet diesen Service bis 14. Februar, kostenlose Umbuchungen ebenfalls bis 28. Februar. Lufthansa-Kunden können ihren Flug bis 15. Februar gratis umbuchen. Gebührenfreies Stornieren sei nur möglich, wenn ein Flug gar nicht stattfindet. Solange noch Flüge zu Zielen in Ägypten angeboten werden, haben Individualreisende allerdings keinen rechtlichen Anspruch auf eine kostenlose Umbuchung oder Stornierung, erklärt Paul Degott, Anwalt für Reiserecht aus Hannover. Solche Flugpassagiere, zu denen viele Geschäftsreisende gehören, seien auf Kulanz der Fluggesellschaften angewiesen. Denn nach dem Kauf nur eines Flugtickets sei die Frage entscheidend, ob die Flüge stattfinden können - "was die Leute am Zielort machen, spielt keine Rolle", anders als bei Pauschalreisen.

Reisewarnung stärkt Urlauberrechte

Ägypten-Urlauber können ihre Pauschalreise nach der Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes kostenlos stornieren. "Meiner Meinung nach können damit alle Ägyptenreisen wegen höherer Gewalt gekündigt werden", sagte der Reiserechtsexperte Prof. Ernst Führich von der Hochschule Kempten. "Die Veranstalter müssen die Leute aus ihren Verträgen lassen."

Das Auswärtige Amt warnt seit Donnerstagabend vor Reisen in die Städte Kairo, Suez und Alexandria. Zuvor hatte es nur von Reisen nach Ägypten dringend abgeraten. "Bei dem bisherigen Sicherheitshinweis hätte man die Beeinträchtigung der Reise nachweisen müssen", erklärt Führich den Unterschied. Auch Reiserechtler Paul Degott aus Hannover geht davon aus, dass Pauschalreisen nach Ägypten nun ohne Stornogebühren gekündigt werden können. Zwar sei die Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes nur ein Indiz bei der Beantwortung der Frage, ob der Urlaub gefährdet ist.

Aber auch andere Indizien wie die Absagen und Umbuchungsangebote der großen Veranstalter oder die Medienberichte über die Unruhen deuteten stark darauf hin, dass eine gebuchte Reise wegen höherer Gewalt abgesagt werden kann. Sollte ein Veranstalter auf Stornogebühren bestehen, hätten Kunden vor Gericht sehr gute Aussichten auf Erfolg.

Der Reiseveranstalter müsse seine Kunden zum Hotel bringen, versorgen und ihre Sicherheit gewährleisten, erklärt Degott. "Und in dieser langen Leistungskette gibt es im Moment eine Menge Schwachstellen." Anders verhält es sich allerdings, wenn Urlauber nur einen Flug gebucht haben. Die Fluggesellschaft sei "für die Folgewirkung am Boden nicht verantwortlich", sagt Degott: "Der Fluggast muss nur aus dem Gate rausgehen können.". Solange die Flughäfen von Kairo, Suez oder Alexandria geöffnet sind und die Abwicklung funktioniert, habe der individualreisende Fluggast also keinen Anspruch darauf, den Flug kostenlos zu stornieren.

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