Tunesien-Reisen: Mahdia:Minztee über den Meeresklippen

Seit der Revolution ist es an den Stränden der Urlaubsorte in Tunesien ruhig geworden. Mahdia blieb schon zuvor von den Touristenmassen verschont - dabei sollte von dem Küstenstädtchen aus mal die gesamte islamische Welt erobert werden.

Bis zur Jasminrevolution im Januar dieses Jahres stand Tunesien für Sonne, Strand und All-Inclusive-Urlaub. Doch seit dem Sturz von Präsident Ben Ali bleiben die Touristen aus - ein Grund mehr, gerade jetzt hinzufahren. So kann man ein bisschen den demokratischen Aufbruch im Land fördern, wie Ernst Burgbacher, der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, empfahl. Und man genießt Tunesien ohne Urlaubermassen.

Minztee über den Meeresklippen: Ruhige Tage in Mahdia

In den Caféhäusern an der felsigen Küste von Mahdia schweift der Blick weit hinaus über das dunkelblaue Meer.

(Foto: Fremdenverkehrsamt Tunesien/dpa-tmn)

Zum Beispiel in der verträumten Küstenstadt Mahdia, wo man Minztee am Meer trinkt und den Spuren längst vergangener Zeiten folgt. Heiß, bitter und zuckersüß zugleich läuft der orientalische Minztee die Kehle hinunter. Der Blick schweift über das dunkelblaue Meer, die Haare werden vom Seewind verwuschelt.

Mitten in die Klippen hinein gebaut, thront das strahlend weiße Caféhaus Sidi Selim über der Küste Mahdias. Kellner im elegantem Schwarz-Weiß balancieren Tabletts zwischen den Tischen hindurch, an denen aufgebrezelte Tunesierinnen und alte Seebären sitzen und den Meerblick genießen. Eigentlich sollte von hier aus die gesamte islamische Welt der Herrscherdynastie der Fatimiden untertan gemacht werden.

Jedenfalls war das der Plan von Ubayd Allah, dem ersten fatimidischen Kalifen, als er 916 Mahdia gründete. Soweit kam es nicht, aber immerhin konnte Ubayd Allah den Herrschaftsbereich seiner Familie bis nach Ägypten ausweiten. In Kairo gründete er seinen neuen Herrschersitz. Der ehemaligen Hauptstadt der Fatimiden blieb der Name Mahdia - abgeleitet von al Mahdi, wie sich Ubayd Alllah nennen ließ: Messias der Muslime.

Dieser heilsversprechende Name hinderte in der Folgezeit Piraten nicht daran, von hier aus ihre unheilvollen Beutezüge zu starten und Handelsschiffe im Mittelmeer zu kapern. Später kamen die Osmanen, dann die Franzosen, und am Ende kommen, wie überall, die Touristen.

Ruinen osmanischer Gebäude

Noch sind es allerdings wenige, so dass sich die Überbleibsel der alten Zeiten fast allein erkunden lassen. Rechts vom Café Sidi Selim geht es auf einer Landzunge in die geschichtsträchtige Vergangenheit der Stadt. Ein kleiner Weg führt hier an den Ruinen fatimidischer und osmanischer Gebäude vorbei. Im letzten Drittel der Landzunge erstreckt sich ein alter muslimischer Friedhof weitläufig über sanfte Hügel. Seine verwitterten Grabsteine leuchten in der grellen Sonne überirdisch weiß. Jeden Frühling legt sich ein Teppich aus gelben Blumen über die Gräber.

Am Ende der Landzunge, dem sogenannten Cap Afrique, ist der Geist vergangener Zeiten zu spüren. Hier stehen die imposanten Überreste eines Steinbogens wie ein Tor zur See. Dahinter erstreckt sich das Meer glitzernd bis zum Horizont. Wer von hier aus schon alles aufs Wasser geblickt hat und das Tosen der Brandung gehört hat? Solche Gedanken gehen einem auf dem Rückweg zum Café durch den Kopf. Schnell noch einen Minztee, um die Geister der Vergangenheit zu vertreiben. Am Horizont leuchtet es hell.

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