Türkei:Der Ruhepol von Istanbul

Dreispurige Straßen werden in der türkischen Metropole von fünf Autos genutzt, Verkäufer preisen lautstark ihre Waren an. Wer eine Verschnaufpause von dem Chaos braucht, dem raten Einheimische zu einem Ausflug auf die Prinzeninseln.

Die neun Inseln liegen etwa 20 Kilometer südöstlich der Millionenmetropole im Marmarameer. Von der Bootsanlegestelle im europäischen Stadtteil Eminönü aus dauert die Schiffsreise dorthin gut eine Stunde.

Pferdedroschke (dpa)

Pferdedroschken sind das einzige Verkehrsmittel auf den Prinzeninseln.

(Foto: Foto: dpa)

Im Altertum hießen die Inseln Demonnesoi (Volksinseln) und im Mittelalter nach den Klöstern Papadonisia (Priesterinseln). In byzantinischer Zeit dienten sie als Verbannungsort für Personen, die bei Hofe in Ungnade gefallen waren.

Die größte Insel wurde seit Kaiser Justin II., der im sechsten Jahrhundert lebte, Prinkipo genannt, woher sich die Bezeichnung Prinzeninseln ableitet. Später lebten dort vor allem Angehörige von Minderheiten. So wurde die Insel Kinali überwiegend von Armeniern bewohnt, die Heybeli-Insel vor allem von Griechen.

Eine Ahnung vom alten Istanbul

Heute haben viele reiche Istanbuler einen Sommersitz auf einer der Inseln. Sie verbringen die heiße Jahreszeit in ihren schicken Villen mit Pool und schattigem Garten. Die Väter fahren mit dem ersten Boot am Morgen zur Arbeit nach Istanbul und kommen am Abend wieder zurück.

Die Kinder tummeln sich derweil im Wasser, die Mütter sitzen am Strand und in schattigen Teegärten. Auf den Inseln, die wegen ihres roten Erdreichs auch Rote Inseln genannt werden, findet man alles, was man in der Millionenstadt vermisst: Parks, Wälder und Ruhe.

Dafür muss man sich an den Geruch von Pferdeäpfeln gewöhnen. Da es Autos und Motorräder auf den Inseln nicht gibt, sind bunt dekorierte Pferdedroschken das gängige Verkehrsmittel. Genutzt werden sie als Taxis und Transporter. Urlauber können sich aber auch Fahrräder mieten und die Inseln auf eigene Faust erkunden.

Am beliebtesten ist die knapp sechs Quadratkilometer große Büyük Ada, zu deutsch Große Insel. Zwar ist sie am Wochenende oft überlaufen, wer aber einige Kilometer durch die Wälder läuft, findet immer einen ruhigen Platz.

Zu Fuß oder mit dem Fahrrad bieten sich Ausflüge zu den Klöstern der Insel an: Auf der 163 Meter hohen Bergkuppe im Norden der Großen Insel steht das Christos-Kloster. Unweit davon gelegen ist das Georgios-Kloster, von dessen Terrasse man einen herrlichen Ausblick über das Meer hat.

Besonders außerhalb der Hochsaison bekommen Besucher, die durch den Ortskern laufen, eine Vorstellung davon, wie das alte Istanbul mit seinen traditionellen Holzhäusern einst aussah. Für alle, die mehr Wert auf die Atmosphäre als auf Luxus legen, gibt es in den historischen Holzbauten auch einige kleine Pensionen.

Am Abend versammeln sich die Inselbewohner meist in den vielen Fischrestaurants. Nach den traditionellen türkischen Vorspeisen lockt Fisch vom Grill. Wer nicht auf der Insel übernachten will, sondern nur einen Tagesausflug machen möchte, kann mit einem der ersten Boote am Morgen kommen und dem letzten Schiff am Abend nach Istanbul zurück fahren. Die Dampfer nähern sich am Abend langsam dem alten Istanbuler Stadtkern und bieten einen faszinierenden Blick auf die von der untergehenden Sonne rot eingefärbten Moscheen und den Topkapi-Palast.

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