Treehotel in Nordschweden:Gast am Ast

Übernachten im Ufo, im Vogelnest, im Glaskubus: In Nordschweden hängt ein Hotel in den Wipfeln. Bislang besteht das Treehotel nur aus fünf Baumhäusern, jedes anders - und jedes ein Kunstwerk.

Kristen Benning

14 Bilder

Cabin Exterior

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

1 / 14

Das Baumhaus wackelt, wenn der Wind weht. Fünf Meter hängt The Cabin über der Erde und unwillkürlich fragt sich der Gast, ob er hier tatsächlich an einem sicheren Ort ist. Kann das Baumhaus herunterfallen? Natürlich nicht, versichert Britta Jonsson-Lindvall, die Hotelbesitzerin: Es ist ja mit Eisenklammern an den Stämmen von vier Kiefern befestigt. Wobei jeder einzelne der 120 Jahre alten Bäume bis zu 20 Tonnen Last tragen kann.

Cabin Exterior

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

2 / 14

Und wenn ein Bär das Haus besuchen will? Dann kommt er nicht rein! Die Holzrampe ist steil, die Tür verschlossen. So ist der Gast in die Welt der Baumkronen entrückt, hier, im Treehotel, im Reich der Elche und Rentiere. Das Hotel liegt am Rand des Dorfes Harads, zwischen den Städten Jokkmokk und Luleå am Bottnischen Meerbusen. Ein stiller Ort. Selbst das gedämpfte Klopfen der Zimmerleute, die an einem weiteren Baumhaus arbeiten, stört nicht.

Birds Nest

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

3 / 14

Es gibt hier Baumhäuser, die wie ein Ufo aussehen, solche, die wie ein Waggon geformt sind. Entsprechend phantasievoll sind die Namen: The Cabin, A Room with a View oder The Bird's Nest - ein Baumhaus, das außen mit Holz und trockenen Kiefernzweigen geschmückt ist und wie ein überdimensionaler Adlerhorst aussieht.

Mirror Cube

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

4 / 14

Und dann ist da noch der Spiegel-Kubus, The Mirrorcube: ein Glaswürfel mit vier Metern Kantenlänge, bei dem das Geländer schwankt, wenn man den steilen Aufstieg wagt.

Mirror Cube

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

5 / 14

Vor gut einem Jahr wurde das Hotel eröffnet. Seitdem leben die Menschen aus dem bäuerlich geprägten 600-Seelen-Ort Harads in einem Dorf, in das nun Gäste aus der ganzen Welt kommen - Touristen, aber auch Architekten und Designer, die das ungewöhnliche Hotel kennenlernen wollen.

Blue Cone

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

6 / 14

800 Gäste haben schon in einem der Baumhäuser übernachtet. Natürlich waren Japaner darunter. Aber auch der Modeschöpfer Giorgio Armani habe sich durch das Treehotel inspirieren lassen, erzählen sie hier, wo jeder nun hofft, dass die abgelegene Gegend durch das Projekt bekannt wird. Manche Besucher kommen allerdings nicht zum Schlafen, sondern um an einer Führung teilzunehmen - für die sie sogar zahlen. Die Betreiber freut's: "Money for nothing", sagt Projektleiter Bertil Harström.

Ufo Exterior

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

7 / 14

Ein Film war es, der die Baumhotel-Gründerin Britta Jonsson-Lindvall zum Bau inspiriert hat. "Trädälskaren", "Baumliebhaber", heißt der Film von Jonas Selberg Augustsen. Er erzählt von drei Männern, die das hektische Leben in der Stadt satthaben und nun gemeinsam in Harads ein Baumhaus bauen, um der Natur näher zu sein. Dort philosophieren sie dann über die Natur und die großen Fragen des Lebens. Auch den Gründern des Baumhotels ist ein schonender Umgang mit der Umwelt wichtig. "Wir müssen einen anderen Weg finden, den Wald wertzuschätzen, als ihn einfach nur zu fällen und die Stämme zu verarbeiten", sagt Britta Jonsson-Lindvall, die früher Krankenschwester war und zunächst eine ganz normale Pension in Harads eröffnete.

Relax

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

8 / 14

Dort arbeitet sie heute noch oft bis spätabends - die Gäste essen hier, denn eine Küche gibt es nicht in den Bäumen. Wer möchte, dem macht Britta allerdings ein Lunchpaket fertig, das man mit ins Baumhaus nehmen kann. Britta war die treibende Kraft beim Baumhaus-Projekt. Sie schwärmte ihrem Mann Kent Lindvall von dem Film vor, Kent erzählte seinem Freund Bertil Harström davon. Beide Männer kennen sich seit 20 Jahren, gehen gemeinsam fischen. Ein befreundeter Architekt half - so entstanden die bislang fünf Baumhäuser. Jedes anders, jedes ein Kunstwerk.

Cabin Exterior

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

9 / 14

Jeder Wohnraum wurde von einem anderen Architekten geplant. Zudem konnte Britta Jonsson-Lindvall einen Inneneinrichter in Malmö von dem Projekt überzeugen, sodass er ihr für alle Gebäude kostenlos moderne Lampen zur Verfügung stellte. Mit dem Einrichten der zwischen 15 und 30 Quadratmeter großen Innenräume wurde eine ortsansässige Tischlerei beauftragt. In allen Baumhäusern stehen nun ein bis zwei Betten und moderne Sitzecken. Im Vogelnest können vier Personen untergebracht werden, in den anderen Häusern je nach Größe zwei bis vier. Damit es im Winter gemütlich bleibt, gibt es in jedem Baumhaus eine Fußbodenheizung. Ein lokales Wasserkraftwerk erzeugt den Strom.

Cabin Exterior

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

10 / 14

Dass der Wald möglichst natürlich bleiben sollte, war eine Auflage der Baubehörde. Dabei hätte dieser Wald vom Vorbesitzer ursprünglich sogar abgeholzt werden sollen. Die Hotel-Betreiber aber ließen die Bäume unangetastet, haben sogar eine schonende Technik entwickelt, mit deren Hilfe die Häuser an den Stämmen befestigt werden können: Die Stahlträger, auf denen die Gebäude ruhen, werden mit einer Art Metallklammer an den Bäumen fixiert. So können die Hütten mit den Bäumen in die Höhe wachsen. Allerdings müssen die Metallringe Jahr für Jahr geweitet werden, da die Bäume auch an Umfang zunehmen.

-

Quelle: SZ

11 / 14

Eine Herausforderung beim Bau des Baumhotels war das Arbeiten im Wald. "Wir wussten vor Baubeginn nicht, dass wir keinen Kran einsetzen konnten", erzählt einer der Handwerker. Um ein Dach auf eines der Baumhäuser zu setzen, waren deshalb schon mal zehn Leute nötig. Schwere Teile wie etwa Treppen mussten auf schmalen Waldpfaden zu den Häusern getragen werden. Die Handwerker arbeiteten oft im Freien, auf unebenem Waldboden, der, wenn es geregnet hat, auch noch matschig ist. Deshalb haben es sich die meisten Handwerker so eingerichtet, dass sie die Bauteile in einer Halle vorbereiteten und dann erst in den Wald, zum Bauplatz brachten.

Tor

Quelle: iStockphoto/Elisa Locci

12 / 14

Mit dem Baumhaushotel ist in Schweden etwas Neues entstanden, vergleichbar mit dem nahe Kiruna liegenden Eishotel, das jährlich Tausende Besucher anzieht. Zunächst galt das Eisprojekt als chancenlos. Heute aber sind im Eishotel im Winter 250 Menschen in Lohn und Brot.

Birds Nest

Quelle: Treehotel/Peter Lundstrom/.wdo

13 / 14

Auf so etwas hofft man auch beim Baumhausprojekt in Harads, das für so manchen Touristen schon jetzt die lange Fahrt zum Nordkap, zum Markt von Jokkmokk oder auf die Inseln der Lofoten angenehm unterbricht. Britta Jonsson-Lindvall träumt davon, ihre Anlage von fünf auf 24 Design-Baumhäuser zu erweitern. Schon in vier Jahren soll es so weit sein.

Schweden

Quelle: SZ Grafik

14 / 14

Anreise: Flug mit Lufthansa von München nach Luleå, hin- und zurück ab 430 Euro. Umsteigen in Stockholm. www.lufthansa.com. Von dort etwa eine Stunde mit dem Auto bis zum Treehotel bei Harads. Von Stockholm aus dauert die Fahrt mit dem Auto zwölf Stunden.

Unterkunft: Eine Übernachtung kostet je nach Baumhaus für zwei Personen zwischen 326 und 465 Euro, inklusive Frühstück. Treehotel/Brittas Pensionat Edeforsväg 2 A, 960 24 Harads, Schweden. Tel.: 0046/928/10403, www.treehotel.se

© SZ vom 25.08.2011/afis
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: