Trasse Kassel-Hannover:Bahn sperrt wichtige Strecke - das sind die Folgen

ICE der Deutschen Bahn

Ein ICE-Schnellzug der Deutschen Bahn.

(Foto: Getty Images)
  • Eine Streckensperrung der Bahntrasse zwischen Hannover und Kassel wird wohl zu deutlich längeren Fahrzeiten führen.
  • Die Fahrt auf der wichtigen Trasse könnte ungefähr eine Stunde länger dauern. Auch der Nahverkehr wäre wohl beeinträchtigt.
  • Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert, dass die Bahn die Kunden früher hätte informieren sollen.

Von Jan Schmidbauer

Die Bahntrasse zwischen Hannover und Kassel ist eine der wichtigsten Strecken im Fernverkehr der Deutschen Bahn. Sie läuft an vielen Stellen parallel zur Autobahn A7 und bringt die Fahrgäste der ICE- und IC-Züge von Norden nach Süden und umgekehrt. Nun soll die Trasse nach Informationen der Süddeutschen Zeitung für zwei Wochen komplett gesperrt werden. Die Sperrung soll vom 23. April bis zum 8. Mai dauern. Anschließend sollen die Züge für zwei weitere Tage mit leicht reduzierter Geschwindigkeit fahren. Das Eisenbahnbundesamt hat die Maßnahme bestätigt. Von einer "umfangreichen Streckensanierung" ist die Rede. Bahn-Kunden müssen sich auf deutlich längere Fahrzeiten einstellen.

Betroffene Strecken

Der Fahrgastverband Pro Bahn geht davon aus, dass die Sperrung vor allem Fahrgäste betrifft, die zwischen München und Hamburg unterwegs sind. Mit Verspätungen müssten auch Kunden rechnen, die beispielsweise von Frankfurt nach Hamburg fahren. Denn auch dieser Weg führt über die betroffene Trasse. Für Reisende von Frankfurt nach Berlin rechnet Pro Bahn nicht mit größeren Beeinträchtigungen, weil die Züge beispielsweise über Erfurt umgeleitet werden könnten.

Verspätungen könnte es demnach aber im Nahverkehr geben. Zumindest im Bereich der Trasse Hannover-Kassel. Dies ist wahrscheinlich, weil die Schnellzüge die Nahverkehrs-Strecken zusätzlich belasten und auf den Gleisen Vorrang vor den Regionalzügen haben.

Längere Fahrzeiten

Der Fahrgastverband geht davon aus, dass die ICE-Züge durch die Bauarbeiten etwa eine Stunde länger brauchen werden. Denn die Züge müssten durch die Sperrung der Trasse auf eine Nahverkehrsstrecke umgeleitet werden, auf der sie deutlich langsamer fahren müssen.

Dass diese Umleitung mehr Zeit in Anspruch nimmt, lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen. So wird der letzte ICE, der am Abend von Frankfurt nach Hamburg fährt, schon jetzt über diese Strecke umgeleitet. Allein zwischen Göttingen und Hannover braucht er dadurch 35 Minuten länger als über die schnellere Trasse. Und auch zwischen Göttingen und Kassel müssen die Züge eine Umleitung nehmen, wodurch sich die Fahrzeit nochmals verlängert.

Die Alternativen

Während der Sperrung könnten Kunden auf Fernbusse umsteigen. Der Vorteil der Bahn liegt für viele Kunden in der schnelleren Fahrzeit. Durch die Streckensperrung schmilzt dieser Vorteil dahin. Bei Mein Fernbus Flixbus, dem größten deutschen Fernbusanbieter, beobachtet man die geplante Streckensperrung genau. "Wir reagieren sehr flexibel, wenn so etwas vorkommt", sagt ein Sprecher. In früheren Fällen habe man bereits zusätzliche Busse eingesetzt. Es könnten dann beispielsweise zwei Busse statt einem auf der Verbindung fahren, heißt es bei dem Fernbus-Anbieter. In der Regel dürften Bahn-Kunden aber trotz der Baustelle schneller sein, als Passagiere von Fernbussen. So dauert die Fahrt von München nach Hamburg mit dem Bus zwischen zehneinhalb und zwölf Stunden.

Schneller geht es mit dem Flugzeug. Auch die Airlines könnten von der Baustelle profitieren. Zwar sind Städte wie Göttingen oder Kassel per Flugzeug nicht direkt zu erreichen. Doch von der Streckensperrung wären auch Menschen betroffen, die beispielsweise von Hamburg nach München pendeln. Bei einer Streckensperrung würde die Fahrt mit dem ICE ungefähr sieben Stunden dauern. Gut möglich, dass Kunden dann bereit sind, in den Flieger zu steigen. Auch Städte wie Hannover oder Nürnberg liegen auf der Strecke und sind per Flugzeug zu erreichen.

Vor Fahrtantritt informieren

Im Buchungssystem der Bahn sind die Fahrzeiten noch nicht aktualisiert. Wer beispielsweise eine Verbindung von Hamburg nach München sucht, bekommt die üblichen sechs Stunden angezeigt. Allerdings taucht im Buchungssystem nun zumindest eine Ankündigung auf. Dort heißt es: "Bauarbeiten: Es kommt zu deutlichen Fahrzeitverlängerungen und Umleitungen. Bitte überprüfen Sie Ihre Verbindung daher noch einmal kurz vor der Reise." Über das Ausmaß der Verspätungen schreibt die Bahn selbst noch nichts.

Der Fahrgastverband kritisierte die Informationspolitik des Konzerns. "Wenn ich drei Monate vorher buche, muss ich das vorher wissen", sagt Karl-Peter Naumann von Pro Bahn. Grundsätzlich findet der Verband es gut, dass die Bahn die wichtige Strecke saniert. Eine Vollsperrung, die schnell ablaufe, sei besser als monatelange Verzögerungen. Doch die Bahn hätte die Sperrung früher ankündigen müssen, kritisiert der Verband. Naumann bemängelt außerdem, dass keine Details zu den Verspätungen genannt werden. Er empfiehlt Kunden, regelmäßig im Internet nachzuschauen, bis die Bahn mehr Informationen bekannt gibt.

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