Touristen für Abu Dhabi:Auf der Suche nach der Geldquelle

Pariser Kunstwerke und eine Guggenheim-Galerie: Das Emirat setzt auf Kultur - und Urlauber. Dabei hat der Ölstaat das gar nicht nötig

In der Dämmerung sind die Minarette der Moscheen beleuchtet. Genauso hell strahlen die großen Neonreklameschilder über den Türen der Geschäfte: neben dem Blumenladen ein Supermarkt, neben dem Internet-Café der "University Book Shop".

Nur ein Stück weiter liegen die Fast-Food-Restaurants von McDonald's und KFC gegenüber. Ist das der Orient?

Außer in seinen Souks und traditionellen Märkten findet man in Abu Dhabi City den Orient im Detail: In hochmodernen Einkaufszentren wie der "Abu Dhabi Shopping Mall" bummeln Männer in bodenlangen Gewändern, begleitet von oft unverschleierten Frauen. Doch manche verbergen noch ihr Antlitz hinter einer Maske.

Während der Nachbar Dubai als Luxus-Einkaufsland weltweit bereits bekannt ist, zieht Abu Dhabi nach.

Wer hier einkauft, hat hohe Ansprüche: Pralinen von Leysieffer, Hifi-Hightech von Bang & Olufsen, Anzüge von Pierre Cardin - etwa 200 Geschäfte, Kinos und Restaurants bieten Konsumgenuss.

Geld spielt keine Rolle, das Emirat besitzt zehn Prozent der weltweiten Ölreserven. Scheich Khalifa bin Zayed muss sich keine Sorgen machen: Anders als in vielen anderen Förderländern und auch in Dubai reichen die Vorräte noch 120 Jahre.

Nötig hätte der Scheich einen Schwenk in der Ökonomie also nicht, aber er will vorsorgen - und setzt auf Touristen.

Von den sieben Emiraten hat Abu Dhabi die längste Küste, davor liegen 200 Inseln, die touristisch kaum erschlossen sind. Das soll sich ändern.

Saadiyat Island zum Beispiel, die direkt vor Abu Dhabi City gelegene "Insel des Glücks", soll zum Tourismusziel ausgebaut werden. Drei Yachthäfen sind dort geplant, zwei Golfplätze und 29 Hotels mit mehr als 7000 Zimmern, darunter ein Sieben-Sterne-Haus.

Öko-Touristen werden zu den Nistplätzen in den Mangrovenwäldern der Insel gefahren.

Doch nicht nur Strandläufer und Segler sollen anreisen: Auf Saadiyat Island entsteht für die Guggenheim-Stiftung eine Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst - größer als die in New York, Venedig oder Bilbao, die größte der Welt. Das Kunstmuseum von Stararchitekt Frank Gehry wird voraussichtlich 2011 eröffnet.

Auf der Insel soll es auch einen neuen "Louvre" geben mit Kunstwerken aus dem Original in Paris und weiteren Museen der französischen Hauptstadt.

Verteilt auf mehrere kleine Inseln wird gerade das "Al Gurm Resort" gebaut, das nicht nur über Luxuswohnungen, sondern auch über 161 Suiten und drei Restaurants verfügen soll. Diverse Swimming-Pools und Spa-Einrichtungen sind natürlich auch geplant. Ein weiteres Resort mit 230 Zimmern - alle mit Meerblick - soll im traditionellen arabischen Stil entstehen. Auch ein Abenteuer-Wasserpark ist geplant.

Bauen für Allah

Insgesamt, so die ehrgeizigen Pläne, soll die Zahl der Besucher von derzeit einer auf drei Millionen Besucher bis zum Jahr 2015 steigen.

Gebaut wird aber auch zu Ehren Allahs: Die Minarette der Großen Moschee ragen schon in den Himmel, auch wenn davor noch Gerüste stehen. Baumaterial ist Makrana-Marmor aus Indien, der auch das Taj Mahal ziert.

Wahrscheinlich im Sommer 2007 wird die Moschee fertig, einige Bereiche dürfen auch Andersgläubige betreten.

Etwa 70.000 Menschen sollen in der Großen Moschee Platz finden - das muslimische Gotteshaus ist dann eines der größten der Welt.

Aber das gehört in Abu Dhabi einfach dazu.

Weitere Informationen

Abu Dhabi gehört zu den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Es grenzt im Westen an Katar, im Nordosten an Dubai und im Osten an den Oman. Mit 67.000 Quadratkilometern ist es das größte der sieben Emirate. Bewohnt ist aber nur der Küstenstreifen am Persischen Golf. Größte Stadt ist Abu Dhabi City, zugleich die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate.

Anreise: Tägliche Nonstopflüge ab Frankfurt/Main und München bietet die VAE-Fluggesellschaft Etihad. Lufthansa fliegt ebenfalls täglich ab Frankfurt, allerdings mit Zwischenstopp in Dubai oder Kuwait. Alternativen sind Flüge mit Gulf Air von Frankfurt über Bahrain, mit KLM über Amsterdam oder mit Qatar Airways über Doha.

Deutsche Touristen brauchen ein Visum, das es kostenlos bei der Ankunft gibt. Der Pass muss noch mindestens sechs Monate gültig sein.

Reisezeit und Klima: In den Wüstenregionen ist es trocken und heiß, an der Küste herrscht subtropisches Klima. Im Sommer kann es bis zu 48 Grad heiß werden. Als beste Reisezeit gelten die Wintermonate von November bis April. Dann ist mit einer Durchschnittstemperatur von 24 Grad zu rechnen. An einzelnen Tagen gibt es Regenschauer, die bei Einheimischen stets für gute Laune sorgen.

Zeitdifferenz: Während des Winters in Europa plus drei, im Sommer plus zwei Stunden.

Währung: Die gemeinsame Währung der VAE heißt Dirham (AED). Ein Euro entspricht 4,7 AED. In größeren Geschäften und Hotels kann mit Kreditkarten wie Mastercard oder American Express bezahlt werden.

Gesundheit: Sonnenschutz ist wichtig, ein Mittel gegen Durchfall im Gepäck kann nicht schaden. Impfungen sind nicht vorgeschrieben.

Sprache: Arabisch. Englisch wird fast überall verstanden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: