Tourismus:Urlaub in Zeiten des Terrors
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Es gibt viele gute Gründe, in diesem Sommer mit einem mulmigen Gefühl zu verreisen. Aber noch mehr Gründe, es trotzdem zu tun.
Von Jochen Temsch
Die Furcht reist mit in diesen Sommerferien. Die größte Angst der Deutschen ist, Opfer eines Terroranschlags zu werden, wie unlängst die Studie einer Versicherung ergab. Das heißt nicht, dass die Urlauber auf Balkonien blieben. Im Gegenteil: Die Deutschen reisen mehr denn je. Allein im vergangenen Jahr, dem Jahr der Anschläge in Paris und in Tunesien, unternahmen sie 69 Millionen Urlaubsreisen und gaben dafür 69 Milliarden Euro aus. Sie suchen Sonne, Strand und Meer, und das gibt es an vielen Orten dieser Welt. So austauschbar die Urlaubswünsche sind, so schnell wird umgebucht, wenn es an manchen Orten zu unsicher zu werden scheint. Das gilt zurzeit insbesondere für die Türkei, für Tunesien und Ägypten.
Das heimische Sofa ist jedenfalls keine Option. Und das ist gut so. Terrorismus schadet einzelnen Urlaubsländern, aber nicht dem Tourismus an sich.
Tourismus ist das Gegenteil von Terrorismus
Egal ob auf Pauschalurlaub oder Kulturrundfahrt: Reisen bedeutet Freiheit, Weltoffenheit, die Neugier auf Neues und Fremdes, dem man sich mit Lust und Spaß in die Arme wirft. Das Besuchtwerden wiederum erfordert Gastfreundschaft, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft. Terrorismus dagegen heißt Unfreiheit, Abschottung, Hass. Deshalb ist Tourismus das Gegenteil von Terrorismus. Wo Tourismus funktioniert, hat es Terrorismus schwerer als anderswo. Die Frage sollte deshalb nicht nur lauten, wie sehr der Terrorismus dem Tourismus schadet, sondern wie sehr der Tourismus dem Terrorismus schaden kann.
Wenn Besucher gerne und ungestört in ein Land kommen, stützen sie das politische System. Ihre Anwesenheit führt zu Einkommen, Wohlstand, Infrastruktur - Segnungen, die im Idealfall nicht nur internationalen Investoren, sondern den Einheimischen selbst zugutekommen. Und jeder, der davon profitiert, ist theoretisch ein für den Extremismus Anfälliger weniger. Es gibt Experten, die behaupten: Eine Woche All-inclusive-Urlaub in der Dominikanischen Republik trägt mehr zur Armutsminderung bei als ein Leben lang Fair-Trade-Kaffee zu trinken.
Eine Blauhelmtruppe in Badehosen sind die Urlauber deshalb noch lange nicht.