Studie:Touristen unerwünscht?

Sommer, Sonne und viele Touristen auf Usedom

Gut besucht oder schon zu voll? Ein Strand im Ostseebad Heringsdorf auf der Insel Usedom.

(Foto: Stefan Sauer/dpa)

Zu viele Urlauber, zu viele Ausflügler, zu viele Autos: Das sorgt immer wieder für Ärger. Aber gibt es in Deutschland tatsächlich "Overtourism"? Eine Studie schaut genauer hin.

Von Eva Dignös

Dort leben, wo andere Urlaub machen: Das ist längst nicht so attraktiv, wie es klingt. Zumindest da, wo viele Menschen gern ihre Ferien verbringen. Schon vor Corona gab es nicht nur in Venedig, Amsterdam oder Barcelona, sondern auch in Deutschland das Phänomen, dass die Schönheit eines Ortes für dessen Bewohner zur Last wurde.

Der Trend zum Urlaub im eigenen Land während der Pandemie hat die Konflikte befeuert: Tagestouristen im Alpenvorland wurden beschimpft, auf Sylt machten sich Einheimische für eine Begrenzung der Anzahl an Gästen stark. Doch das Gefühl, gastfreundlich aufgenommen zu werden, ist ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität eines Urlaubsorts. Und so erfasst auch immer mehr Verantwortliche in den regionalen Tourismusorganisationen die Erkenntnis, dass nicht nur die Wünsche der Gäste zählen dürfen. Sondern auch die Lebensqualität der Menschen, die dort leben, wo andere Urlaub machen.

Damit die Debatte nicht nur von gefühlten Wahrheiten bestimmt wird, soll die Tourismusakzeptanz-Studie des Deutschen Instituts für Tourismusforschung der FH Westküste empirische Daten liefern. Deutschlandweit finden dazu seit 2019 repräsentative Befragungen statt: Welche positiven und welche negativen Effekte hat der Tourismus auf den Wohnort, auf das eigene Leben? "Wir fragen nach Wahrnehmungen, nicht nach den tatsächlichen Auswirkungen", erläutert Projektleiterin Sabrina Seeler. Denn es gibt keine Definition, was "zu viel" ist. Das ist ganz stark abhängig von den Gegebenheiten vor Ort ebenso wie von persönlichen Einstellungen.

Beim Bayerischen Tourismustag in Nürnberg präsentierte Seeler jetzt einige Zwischenergebnisse. Je mehr Gäste, umso geringer die Akzeptanz - das beispielsweise lässt sich so pauschal nicht sagen. Mecklenburg-Vorpommern, gerade im Sommer mit der Ostseeküste ein beliebtes Reiseziel, habe "eine extrem hohe Tourismusakzeptanz". In Bayern dagegen liege sie unter dem bundesweiten Durchschnitt - Platz 10 von 16.

Für den meisten Ärger unter den Einheimischen sorgen Staus und überfüllte Parkplätze - und Menschenmassen, die sich zur selben Zeit am selben Ort drängen. Aber: Nur für zehn Prozent der Befragten in Bayern sind es tatsächlich "zu viele", für 50 Prozent dagegen ist es "genau die richtige Menge" an Gästen.

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