Tourismus auf Sylt:Unbeliebte Laufkundschaft

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Hunde, die am Strand Spaß haben, erfreuen manchmal nur die Besitzer. (Foto: Matt Jones/Unsplash)

Manche Reiseziele wie Norderney werben, Herrchen und Hund würden sich dort "pudelwohl" fühlen. Auf Sylt hingegen kocht der Ärger über vierbeinige Touristen hoch - nun wird über eine Kurtaxe für Hunde entschieden.

Von Thomas Hahn

Nikolas Häckel, der parteilose Bürgermeister der Gemeinde Sylt, spekuliert nie. Deshalb kann er gerade nicht sagen, wie die politischen Parteien auf der größten deutschen Nordseeinsel mit der Idee umgehen werden, eine Kurtaxe für Hunde zu erheben. Bisher laufe die Debatte darüber nur in den Medien, in "Zeitungen, Facebook und Co.", angefacht vom offenen Brief eines zugereisten Sylt-Bewohners. Den Hauptausschuss der Gemeinde erreicht das Thema erst an diesem Dienstag, wenn Häckel darüber berichtet. "Ich warte diese Diskussion ab", sagt er, "und daraus wird sich etwas ergeben."

Der Hund ist ein Faktor im Strandtourismus. Die Kurverwaltungen der deutschen Seebäder nehmen einen Trend zum Verreisen mit Hund wahr, sogar zum Verreisen mit mehreren Hunden. Hotels und andere Gästehäuser stellen sich mit Spezialzimmern für Hundehalter und besonderem Service darauf ein. Mancher Ort wirbt für sich als Gassigeher-Paradies.

Die Ostfrieseninsel Norderney findet sich auf ihrer Internetseite zum Beispiel "zum Bellen schön", dort heißt es: "Auf Norderney fühlen sich vom Dackel bis zum Schäferhund alle pudelwohl."

Aber manche Anwohner und andere Touristen mögen es nicht, wenn Vierbeiner an der langen Leine durch den Sand tollen, dort ihr Geschäft verrichten und alles beschnuppern. Immer wieder kocht deshalb Ärger hoch. Sylt erlebt nicht seine erste Hundedebatte, auch der Einfall, sie mit Gebühren zu befrieden, ist nicht neu.

Verschiedene Orte am Meer in Mecklenburg-Vorpommern haben längst eine Kurtaxe für Hunde - das Ostseebad Binz auf Rügen zum Beispiel. Hunde brauchen hier eine eigene Kurkarte. Die Besitzer lösen sie bei der Ankunft im Hotel, sie kostet einen Euro pro Nacht.

"Hunde sind keine Personen"

Die Kurtaxe ist ein altes Gut des Fremdenverkehrswesens. Sie ist so alt, dass der moderne Verwaltungsbetrieb sie gar nicht mehr "Kurtaxe", sondern "Gästebeitrag" nennt. Besucher zahlen diesen Beitrag für den Umstand, dass ihre Urlaubsorte Parks, Strände und andere Anlagen vorhalten, die für alle Touristen zugänglich sind. Das Kommunalabgabengesetz gibt den Kurverwaltungen das Recht, die Gebühr von jedem Gast zu verlangen, egal, ob er die Anlagen nutzt oder nicht. In Mecklenburg-Vorpommern gilt der Tourist mit Tier als Verursacher von Umständen, die Geld kosten. Also darf man ihn zusätzlich zur Kasse bitten. In anderen Ländern ist das anders.

Auf Sylt in Schleswig-Holstein sagt Nikolas Häckel deshalb, eine Kurtaxe für Hunde sei rechtlich nicht möglich: "Bei uns ist Kurtaxe nur auf Personen zu erheben. Hunde sind keine Personen." In Niedersachsen ist es auch so. Dort wäre eine Hunde-Gästegebühr für Wolfgang Lübben, den stellvertretenden Marketingleiter des Tourismus-Anbieters Staatsbad Norderney GmbH, "auch nicht wirklich logisch". Das Gesetz sieht Tiere in bestimmten Zusammenhängen als Sachen. Lübben sagt: "Ich kann auch nicht auf eine Anzahl von Koffern Gästebeitrag erheben."

Dem Sylter Bürgermeister Häckel ist die aktuelle Hunde-Diskussion zu hitzig. "Sie wird rein emotional geführt", sagt er, "die Frage ist, wie kriegen wir das Thema versachlicht." Es klingt, als werde der Streit um die Vierbeiner ihm noch viel Geduld abverlangen.

© SZ vom 13.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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