Tomatina in Spanien:Tomaten auf den Augen

Mitteleuropa versinkt im Regen, ein Dorf in Spanien in Gemüsepampe: Jeden August werfen sich Bewohner und Touristen in Buñol unzählige Tomaten an den Kopf. Eine umstrittene Tradition - aber nicht die Einzige, bei der Essen im Spiel ist.

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(Foto: AP)

Tausende, teils halbnackte Menschen baden in Dutzenden Tonnen Tomaten: Für die Einwohner des spanischen Buñol ist das eine jahrzehntealte Tradition, für viele Touristen ein Erlebnis. Nun war es wieder soweit. Der Ursprung des Brauchs ...,

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... war tatsächlich ein Handgemenge und erinnert stark an die Dorfprügeleien aus "Asterix & Obelix". Nur dass an besagtem letzten Mittwoch im August 1945 der Streit zwischen Einheimischen weniger mit Fäusten und alten Fischen ausgetragen wurde, als eben mit dem, was bei einem Gemüsestand in der Nähe zufällig gerade greifbar war. Hauptsächlich Tomaten nämlich. Zum Jahrestag 1946, heißt es auf der offiziellen Website weiter, hätten sich Jugendliche zur Wiederholung verabredet, diesmal aber schon vorsorglich Tomaten von daheim mitgebracht. Der Beginn einer Tradition, die mit Unterbrechungen bis heute überlebt hat.

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Längst ist das jährliche Fest eine international bekannte Touristenattraktion. Besucher aus aller Welt kommen dafür in den Ort 50 Kilometer entfernt von Valencia. Reiseveranstalter bringen Touristen dazu mit Bussen in den Ort und versorgen sie mit Paella und Sangria. Nur eine Stunde lang dauert das vormittägliche Ritual, zu dem 2014 nach Angaben der Veranstalter wieder Zehntausende Menschen anwesend waren.

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125 Tonnen reife Tomaten seien dafür mit Lastwagen in den Ort gebracht worden. Nach dem Chaos muss jemand sauber machen, auch bei der Tomatina, wie dieses Bild aus dem vergangenen Jahr zeigt. Aus Erfahrung schützen viele Geschäftsleute und Hausbesitzer ihre Eingänge und Schaufenster mit Plastikplanen.

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(Foto: dpa)

2013 führte Buñol Teilnehmergebühren ein. In Zeiten der Wirtschaftskrise war die Verschwendung von Lebensmitteln gratis nicht mehr durchsetzbar gewesen. Spanische Medien hatten die Verschuldung des 10 000-Einwohner-Ortes mit mehr als vier Millionen Euro beziffert - die Ausrichtung des Tomatenspektakels samt Sicherheitsvorkehrungen kostet wiederum stolze 140 000 Euro. Zudem war die Größe des Events den Behörden zunehmend über den Kopf gewachsen. In diesem Jahr ist das Spektakel nun privatisiert worden.

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(Foto: Alberto Saiz/AP)

Die Zahl der Menschen, die die "Tomatenzone" betreten dürfen, wird mittlerweile beschränkt. Die aus dem Ausland und aus anderen Teilen Spaniens angereisten Tomatenwerfer müssen ein Eintrittsgeld von jeweils zehn Euro zahlen. Für sie waren in diesem Jahr 17 000 Tickets verfügbar, jedoch seit Monaten ausverkauft. 5000 Einheimische durften sich gratis beteiligen. Man habe durch die Neuorganisation die Kontrolle über das Ereignis wiedererlangt, sagte Vize-Bürgermeister Rafael Perez zur Begründung, die Fiesta sei nun finanzierbar und sicherer geworden. Gegner der Tomatenschlacht gegen Bezahlung bedauern allerdings, dass das Spektakel damit seine ursprüngliche Spontaneität verloren habe. Gegner der Tomatenschlacht an sich kritisieren hingegen Verschwendungslust und Sinnlosigkeit der Veranstaltung, sie müssen jedoch auch anderswo über Wettkämpfe mit Lebensmitteln regelmäßig den Kopf schütteln.

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Beim "Cheese Rolling" in Cooper's Hill im englischen Brockworth etwa rennen wagemutige Briten jeden Sommer einem Käse hinterher, der den 200 Meter langen Hügel hinabrollt. Der erste im Ziel bekommt den Laib der Sorte Double Gloucester zur Belohnung. Weniger nachhaltig geht es beim Eierwerfen im nordenglischen Swaton zu. Dort messen sich jährlich die Besten am rohen Ei, das danach wohl kaum mehr zu gebrauchen ist. Zu den Disziplinen der seit 2004 von der World Egg Throwing Federation ausgetragenen Weltmeisterschaft gehören Ziel- und Weitwurf sowie Eierfangen.

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(Foto: dpa)

Wie in Buñol fliegen auch an der Berliner Oberbaumbrücke einmal im Jahr die Lebensmittel: Bewohner aus Friedrichshain und Kreuzberg bewerfen sich nach der Devise "je fauliger, desto besser" mit altem Obst, Gemüse oder Mehl. Weitere Lebensmittelwettbewerbe in Deutschland sind die Kürbisregatta im schwäbischen Ludwigsburg, bei der jeden September Gemüsesportler in hohlen Riesen-Kürbissen gegeneinander paddeln, oder das Kirschkernweitspucken im nordrhein-westfälischen Düren. Dort liegt der Weltrekord übrigens bei 21,71 Metern.

© SZ.de/dpa/AFP/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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