Tollwut:Nicht streicheln!

Eine vorsorgende Impfung und das Vermeiden von Tierkontakten sind für Reisende der einzig sichere Schutz gegen Tollwut.

"Das gilt vor allem für längere Aufenthalte und besonders dann, wenn Kontakte zu Tieren geplant sind", sagte der Tropenmediziner Burkhard Rieke vom Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf.

rotfuchs wittert

Ein Rotfuchs nimmt die Witterung auf.

(Foto: Foto: dpa)

Sambia betroffen

Insbesondere in Südasien, Afrika, Lateinamerika und Südosteuropa komme das Virus häufig vor. Aktuell ist nach Angaben südafrikanischer Reisemediziner im Norden des afrikanischen Staates Sambias die Tollwut ausgebrochen: Mehr als 100 Menschen seien durch tollwütige Hunde gebissen worden. In Marburg wird ein vermutlich an Tollwut erkrankter Patienten im Krankenhaus behandelt, auf den sich das Virus durch die Organspende einer infizierten Frau übertragen haben könnte.

Tollwut ist eine Virusinfektion, die nur von Säugetieren auf den Menschen übertragen werden kann. Als Eingangstor in den Körper kommen neben Bissen auch kleine Wunden in der Haut und auf den Schleimhäuten in Betracht. Selbst das Streicheln streunender Hunde und Katzen berge daher das Risiko einer Infektion. In Höhlen mit Fledermäusen sei die Übertragung durch umherfliegende Speicheltropfen möglich, erklärt Rieke.

Gefahr durch Vampirfledermäuse

Bei Dschungeltouren in Südamerika sollten sich Urlauber nachts mit Moskitonetzen vor Vampirfledermäusen schützen. Ist dagegen nur eine Safari-Tour im Auto geplant, kann möglicherweise auf eine vorsorgende Impfung verzichtet werden.

Die Impfung besteht aus drei Injektionen in den Oberarm, mit denen spätestens drei bis vier Wochen vor der Reise begonnen werden sollte. Die Gesamtkosten, die sich auf mindestens 150 Euro belaufen, werden von den Krankenkassen nicht übernommen.

Nicht streicheln!

Kommt es zu einer Infektion, muss schnell gehandelt werden. Eine erneute Impfung sollte laut Rieke noch am Tag der Infektion erfolgen: "Das bringt eine Auffrischung an Antikörpern." An diesen körpereigenen Abwehrproteinen liege es dann, das Virus zu bekämpfen, bevor die Krankheit ausbrechen kann. Viel mehr sei medizinisch nicht machbar.

Tödlicher Verlauf

Ist die Krankheit ausgebrochen, gibt es keine Behandlung mehr: "Es gibt erst einen einzigen wissenschaftlich bewiesenen Fall, bei dem ein Mensch die Tollwut überlebt hat", erklärt Rieke.

Wurde vor der Reise auf eine Impfung verzichtet, ist es mit dem bloßen Nachimpfen nicht mehr getan: Es würde zu lange dauern, bis der Körper Abwehrstoffe in ausreichender Menge gebildet hat. "Dann wird eine Immunglobulin-Gabe notwendig," erklärt Rieke. Dem Patienten werden dabei die aus Blut gewonnenen Tollwut-Antikörper in Reinform gespritzt.

Das sei aber nur in wenigen Ländern - und dann meist nur in der jeweiligen Hauptstadt - machbar. Hinzu komme das Risiko, in Kalkutta oder Caracas möglicherweise keine einwandfreien Antikörper-Ampullen zu bekommen - und das Geld für diese Behandlung muss vorher auf den Tisch gelegt werden: "Pro Ampulle kostet das 1000 Euro."

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