Tipps für Stockholm:Das Königsschloss können Sie sich sparen

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Welches Schloss Touristen stattdessen besichtigen sollten, warum sich ein Besuch im Untergrund lohnt, wo Urlauber den schönsten Blick auf die Altstadt haben und wieso sie jede Warteschlange ernst nehmen sollten: Städtetipps für Stockholm.

Gunnar Herrmann

Städtereisende wollen vieles erleben, am besten aber Orte entdecken, die nicht in jedem Reiseführer oder jeder App zu finden sind. Wer könnte besser durch die Stadt führen als jemand, der dort wohnt oder zumindest eine ganze Weile gelebt hat? Süddeutsche.de hat SZ-Korrespondenten in europäischen Metropolen gebeten, "ihre" Stadt anhand eines Fragebogens zu präsentieren. Gunnar Herrmann erklärt, warum sich in Stockholm eine Fährfahrt zur Insel Djurgården wirklich lohnt und warum Touristen vor jeder Taxifahrt die Preisfrage klären sollten.

Die zweite Böe war schon zu stark: Die Wasa sank 1628 - und wurde drei Jahrhunderte später geborgen. (Foto: AFP)

Was macht Stockholm als Stadt aus?

Mit weniger als einer Million Einwohnern ist Stockholm eine kleine, aber feine Hauptstadt. Alte Viertel, großzügige Parkanlagen und kilometerlange Uferpromenaden laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Besonders lebenswert wird die Metropole aber durch ihr malerisches Umland - wer Stockholm wirklich erleben möchte, sollte sich unbedingt Zeit nehmen für einen Bootsausflug in die Schären, eine Paddeltour oder auch für eine Elchsafari in die nahegelegenen Wälder.

Was unterscheidet Stockholm von anderen Städten?

Stockholm liegt zwischen Ostsee und Mälarsee auf mehrere Inseln verteilt - in der Stadt und ringsum gibt es also jede Menge Wasser.

Diese Sehenswürdigkeit dürfen Sie nicht verpassen:

Das Wasa-Museum, denn das nahezu komplett erhaltene Wrack eines Flaggschiffes aus dem 30-jährigen Krieg ist einmalig. So etwas gibt es wirklich nur in Stockholm.

Was ist noch sehenswerter - doch nur wenige Urlauber wissen davon?

Die Wikingerinsel Birka, die etwas außerhalb im Mälarsee liegt. Tagesausflüge mit dem Boot starten im Stadtzentrum, die Fahrt führt durch eine wunderbare Insellandschaft.

Welches Viertel sollte man unbedingt besuchen?

Die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen ist ein Muss.

Den schönsten Blick ...

... haben Sie im Turm des Stockholmer Rathauses. Er ist von Mai bis September für Besucher geöffnet.

Das können Sie sich sparen:

Den Eintritt in das Königsschloss in der Altstadt - ein bisschen Pomp, aber kaum Spektakuläres. Besuchen Sie lieber Drottningholm auf der Insel Lovön, das Wohnschloss der königlichen Familie.

Hier finden Sie Gunnar Herrmanns Empfehlungen für größere und kleinere Mahlzeiten und für Ihren Weg durch die Stadt.

Doppelt schön: Stockholm, die Stadt auf Inseln, ist umgeben und durchzogen von Wasser. (Foto: istock/ Johan Möllerberg)

So kommen Sie durch die Stadt:

Mit der U-Bahn - die meisten Bahnhöfe sind von Künstlern aufwändig gestaltet und eine Sehenswürdigkeit für sich.

Damit sollten Sie unbedingt fahren:

Mit der Fähre vom Verkehrsknotenpunkt Slussen zur Insel Djurgården, vom Boot aus hat man den besten Blick auf die Fassaden der Altstadt. Und: Es gelten die Tageskarten der Verkehrsbetriebe.

Steigen Sie bloß nicht ...

... in ein Taxi, ohne vorher nach dem Preis zu fragen. Vor allem am Flughafen wird man sonst schnell Opfer eines Nepps. Eine Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt sollte nicht viel mehr als 500 Kronen kosten.

Wenn Sie hungrig sind, probieren Sie auf jeden Fall ...

... einen Zimtwecken, die typisch schwedische Beilage zum Kaffee.

Das schönste Café:

Blå Porten, auf der Insel Djurgården.

Das beste Restaurant:

Gondolen, bei der Haltestelle Slussen. Typisch schwedische Kost, in luftiger Höhe mit Blick auf den Fährhafen.

Der Imbiss für unterwegs:

Stockholmer lieben Würstchen, wie man sie auch aus schwedischen Möbelhäusern kennt. Für den etwas größeren Hunger gibt es die Tunnbrödsrulle: Wurst, Kartoffelbrei und Beilagen in ein Fladenbrot gewickelt.

Nachts in Stockholm: Wo Sie den Abend beginnen und wie es weitergeht.

Typisch für das Nachtleben in Stockholm ...

... ist die Schlange vor dem Türsteher. In Stockholm darf man sich zum Ausgehen ruhig etwas besser kleiden.

Hier beginnt der Abend:

Boule & Berså, ein gemütlicher Biergarten an einem lauschigen Kanal. Wie der Name schon sagt: Man kann auch Boule spielen.

Dann ziehen Sie weiter auf den ...

... Mosebacke (Moseshügel) auf Södermalm. In einem großen Gebäude finden Sie Restaurant, Bar, Theater und anbei einen Biergarten. Heutzutage firmiert das alles unter dem Namen "Södra Theater", früher hieß es aber "Mosebacke Etablissement" - und so wird es von den meisten Stockholmern auch noch genannt, schließlich trank dort schon der schwedische Schriftsteller August Strindberg sein Bier.

Hier wollen alle rein:

In die Bars und Clubs rund um den schicken Stureplan auf Östermalm.

Dabei ist es hier viel besser:

Sky Bar, Götgatan 78. Mit Rundumblick über das nächtliche Stockholm.

Mit diesem Satz kommen Sie überall zurecht:

"Do you speak English?" Schweden sprechen meist ausgezeichnetes Englisch.

Darüber spricht man in Stockholm:

Die Wohnungsnot und die ständig steigenden Immobilienpreise sind ein Dauerthema - fast jeder Stockholmer kann dazu eine Leidensgeschichte erzählen.

Vorsicht, Fettnäpfchen:

Wenn Sie eine Warteschlange sehen, warten Sie. Suchen Sie bloß keine Abkürzungen, das gilt als unfein und "kontinental".

Näheres zum Autor der Stockholm-Tipps, Gunnar Herrmann:

Gunnar Herrmann, geboren 1975, studierte Geschichte und Politikwissenschaft in München und in der südschwedischen Stadt Lund. Neben dem Studium gründete er gemeinsam mit einigen Kommilitonen das Onlinemagazin e-politik.de und arbeitete viele Jahre als Freier Mitarbeiter für die Regionalteile der Süddeutschen Zeitung im Landkreis München. Nach einem Volontariat bei der Süddeutschen Zeitung zog er 2006 mit seiner Familie nach Stockholm. Als Auslandskorrespondent berichtet er von dort über Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Nordeuropa. Zu seinem Berichtsgebiet gehören Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland, Island und Grönland.

In einer wöchentlichen Serie auf Süddeutsche.de verraten SZ-Korrespondenten ihre Tipps für Städtereisen. Bereits erschienen sind Kai Strittmatters Empfehlungen für Istanbul, Stefan Ulrichs Insider-Tipps für Paris sowie die von Peter Münch für Tel Aviv. Am nächsten Mittwoch, 11. April, führt Sie Frank Nienhuysen durch Moskau.

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