Tipps für die Städtereise:Wo Köln ist, wie es sein sollte

Lesezeit: 4 min

Wo Sie das frischeste Kölsch kriegen und die beste regionale Küche, welche Sehenswürdigkeit man in der Stadt am Rhein leicht übersieht und welchen Fehler Besucher im Nachtleben vermeiden sollten:

SZ-Korrespondent Bernd Dörries

Städtereisende wollen vieles erleben, am besten aber Orte entdecken, die nicht in jedem Reiseführer oder jeder App zu finden sind. Wer könnte besser durch die Stadt führen als jemand, der dort wohnt oder zumindest eine ganze Weile gelebt hat? Süddeutsche.de hat Korrespondenten in deutschen Metropolen gebeten, "ihre" Stadt anhand eines Fragebogens zu präsentieren. Bernd Dörries verrät, in welchem Viertel Sie das echte Köln erleben, von wo aus Sie den besten Blick auf die Stadt haben und bewahrt Sie vor dem einzigen Fehler, den Sie im Kölner Nachtleben begehen können.

Klappe halten und einfach nur staunen: das Gerhard-Richter-Fenster im Kölner Dom. (Foto: dpa)

Was macht Köln als Stadt aus?

Köln ist die schönste Stadt der Welt. Das sagen die Kölner. Das meinen sie ernst. Obwohl die Stadt an manchen Ecken eher aussieht wie ein Vorort von Bukarest. Der Krieg meint es nie gut, mit Köln hat er es besonders schlecht gemeint. Dafür die Menschen. Der Rhein. Der Dom. Das wärmt das Herz der Kölner. Und die Restwärme geben sie gerne ab. Es ist eine Stadt, die einen nicht kalt lässt. Und nicht alleine.

Diese Sehenswürdigkeit dürfen Sie nicht verpassen:

Den Dom kann man gar nicht verpassen. Manche übersehen aber das Gerhard Richter Fenster. Handy ausschalten, davor setzen, Klappe halten.

Was ist fast noch sehenswerter - doch nur wenige Urlauber wissen davon?

Die fast fertige Moschee in Ehrenfeld.

Dieses Viertel sollte man unbedingt besuchen:

Belgisches Viertel. Jede Stadt hat ja ihr so genanntes Trend-Viertel, von dem gesagt wird, hier sei es ein bisschen wie in Berlin. Im Belgischen Viertel sagt das niemand. Hier ist Köln, wie es sein sollte.

Den schönsten Blick hat man...

... vom Marienburger Bootshaus am Heinrich-Lübke-Ufer. Nach eigener Aussage das größte Bootshaus Europas. Nach Aussagen der Gäste das mit dem besten Blick auf Köln. Auf den Fluss, den Dom, die Brücken, den Sonnenuntergang. 80er Jahre Charme und eiskaltes Kölsch.

Das können Sie sich in Köln sparen:

Meiden Sie alle großen Kölner Plätze und Freiflächen. Wenn Sie denken, Sie könnten nach getaner Touristenarbeit auf einem schönen Platz bei einem Kaffee durchschnaufen, dann haben Sie sich getäuscht. Barbarossaplatz, Neumarkt, Rudolfplatz, die Kölner Plätze sind seit langem biologisch umgekippt und versiegelt, sie wurden von Bäumen und anderen ansprechenden Pflanzen bereinigt und einbetoniert. Ausnahmen sind der Brüsseler Platz (Siehe Seite 3) und der hübsche Biergarten am Rathenauplatz.

Beliebteste Sehenswürdigkeiten in Deutschland
:Oh, wie schön ist Heidelberg

Ausländische Touristen sollten ihre beliebteste Sehenswürdigkeit in Deutschland nennen. Weder Schloss Neuschwanstein noch der Kölner Dom kamen auf den ersten Platz.

Katja Schnitzler

Hier finden Sie Bernd Dörries Empfehlungen für Essen und Trinken, für den kleinen Hunger zwischendurch und für Ihren Weg durch die Stadt.

Zu empfehlen: die Fahrt mit der Zoo-Seilbahn über den Rhein. (Foto: dpa)

So kommen Sie durch die Stadt:

Die Kölner Verkehrs Betriebe sind zwar eines der letzten großen Abenteuer der Neuzeit, doch eine wirkliche Alternative haben Besucher nicht. Zu allen Tageszeiten überfüllt, immer zu spät. Einstürzende Tunnel und nicht funktionierende Anzeigen. Dazu Züge, die so aussehen, als hätte man sie gebraucht aus Bukarest übernommen.

Damit sollten Sie unbedingt fahren:

Mit der Zoo-Seilbahn über den Rhein.

Wenn Sie durstig sind, probieren Sie:

Kölsch im Brauhaus Päffgen. Das kommt in Holzfässern aus dem Keller. Es ist frisch und noch nicht pasteurisiert, wie all das, was man sonst so trinkt. Friesenstraße 64.

Das schönste Café:

Cafe Wahlen. Bestes Oma-Cafe mit mittlerer Rollatordichte. Hier möchte man ganz viel später, ganz am Ende, mal an einem Stückchen Sahnetorte ersticken. Hohenstaufenring 64.

Das beste Restaurant:

Wer die regionale Küche kennen lernen will, geht ins Haus Scholzen in Ehrenfeld. Dort sieht es aus wie vor hundert Jahren, was sich heute unter dem Stichwort Authenzität ganz gut verkauft. Das Haus Scholzen ist oft ausgebucht und kann sich zwei Ruhetage die Woche leisten. Weitgehend unmodernisierte aber großartige Küche: Sauerbraten, Senfrostbraten, Muscheln Rheinische Art. Rouladen. Dazu, Sie ahnen es, ein kaltes Kölsch. Venloer Straße 236. Die beste Pasta und italienische Lebensweisheiten gibt es im Da Luigi, Friesenwall 54.

Der Imbiss für unterwegs:

Beef Brothers in der Aachener Straße 12. Hamburger mit Pommes und ohne Schnick-Schnack. Guter Ausblick auf die Hipster-Meile Aachener Straße.

Wo der Abend im Nachtleben von Köln beginnt, wie es weitergeht und wo Sie den besten Platz für den Sonnenaufgang finden.

Typisch für das Nachtleben in Köln ist ...

... der Satz: "Drink doch ene met, ........"

Hier beginnt der Abend:

Salon Schmitz auf der Aachener Straße 28. Salon mit kaffeehausartigen Ausmaßen. Viele IrgendwasmitMedienMenschen. Der Trend zum Bart ist mittlerweile auch hier angekommen. Der Trend, nicht mehr so viel zu trinken, nicht unbedingt. Es gibt ein eigenes Schmitz-Kölsch.

Dann ziehen Sie weiter nach/ins:

Bei gutem Wetter: Freiluftherumstehen am Brüsseler Platz. Hübscher Platz im Belgischen Viertel mit Getränken vom Büdchen. Bei schlechten Wetter: Arty-Farty, Galerie und Bar in der Maastrichter Straße 49.

Hier wollen alle rein:

Schlangen und Türsteher sind im Kölner Nachtleben eher die Ausnahme, was alles etwas entspannter macht. King Georg am Ebertplatz, ehemalige Tabledance-Bar mit schummriger Atmosphäre. Elektronisches im Scheuen Reh unter dem Bahnhof West.

Dabei ist es hier viel besser:

So richtig was falsch machen kann man eigentlich nicht. Außer in eine der Ringdiscos gehen, in denen ein Sohn von Boris Becker auflegt oder der Loddar vorbeischaut. Oder beides.

Dies ist der beste Platz für den Sonnenaufgang:

Viele Kölner erleben den Sonnaufgang nicht, weil sie noch im Sixpack (Aachener Straße 33) rumstehen. Manche aber schon, bei Elektro im SchrebergartenClub unter freiem Himmel (Hornstraße 83).

Mit diesem Satz kommen Sie in Köln gut an:

Köln ist die schönste Stadt der Welt.

Darüber spricht man in Köln:

Köln ist die schönste Stadt der Welt.

Vorsicht, Fettnäpfchen!

Sagen Sie nichts Schlechtes über den Lukas!

Bernd Dörries, Jahrgang 1974, ist seit 2010 SZ-Korrespondent für Nordrhein-Westfalen und wohnt in Köln. Kann aber auch Düsseldorf etwas abgewinnen, wo das SZ-Büro in der schönen Altstadt liegt. Davor sechs Jahre lang Korrespondent in Stuttgart.

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