Tipps für die Städtereise:Das Zauberwort für Dresden

Wie Sie Dresdner mit einer einzigen Silbe für sich einnehmen können, welchen Hort der Hochkultur Sie keinesfalls verpassen dürfen und wo Sie sich danach mit einer ordentlichen Mahlzeit stärken können.

Christiane Kohl

Städtereisende wollen vieles erleben, am besten aber Orte entdecken, die nicht in jedem Reiseführer oder jeder App zu finden sind. Wer könnte besser durch die Stadt führen als jemand, der dort wohnt oder zumindest eine ganze Weile gelebt hat? Süddeutsche.de hat Korrespondenten in deutschen Metropolen gebeten, "ihre" Stadt anhand eines Fragebogens zu präsentieren. Christiane Kohl verrät, was Dresden einzigartig macht, welche Süßspeise Besucher probieren sollten und wo es deftige Alternativen gibt.

Dresden Städtetipps von SZ-Korrespondenten Grünes Gewölbe

Protz und Prunk: Im Grünen Gewölbe ist ausgestellt, womit August der Starke sich und seine Liebsten erfreute.

(Foto: dpa)

Was macht Dresden als Stadt aus?

Dresden ist ein Gesamtkunstwerk der Barockarchitektur, der alten wie der nachgebauten. Durch die nach der Wende wieder aufgebauten historischen Prunkbauten ist ein ganz neues altes Zentrum entstanden, das viele Besucher bezaubert, manchem allerdings auch etwas zu süßlich wirkt in seiner ziselierten Pracht. Einzigartig machen die Stadt aber vor allem die in Dresden konzentrierten Kunstschätze, die während der Barockzeit angesammelt wurden. Als spannender Kontrast zur herausgeputzten Altstadt steht die Neustadt am anderen Elbufer, ein quirliges Alternativ-Viertel mit vielen Kneipen und Kunstgalerien.

Diese Sehenswürdigkeiten dürfen Sie nicht verpassen:

Das Grüne Gewölbe, eine einmalige Ansammlung von Protz und Prunk, angefangen von kostbaren Vasen über Gürtelschnallen bis hin zu den riesigen Diamanten, mit denen der legendäre Dresdner Regent August der Starke einst sich und seine Liebsten schmückte.

Was ist noch sehenswerter - doch nur wenige Urlauber wissen davon?

Der Lipsiusbau am Elbufer, ein Museum, bei dessen Wiederaufbau die Narben des Krieges nicht überputzt wurden, sondern selbst Schmauchspuren auf rauen Ziegelmauern sichtbar blieben - weshalb es heute der spannendschönste Museumsbau in Dresden ist. Auch die Ausstellungen darin lohnen sich in der Regel. Interessant auch das Hygienemuseum, und danach schlendern Sie am besten in den Großen Garten, eine sehr schöne Parkanlage mit Barockbau in der Mitte.

Dieses Viertel sollte man unbedingt besuchen:

Loschwitz mit seinen prächtigen Stadtvillen und die Region um das "Blaue Wunder", Dresdens schönste Elbbrücke, die von einem herrlichen Gründerzeitviertel umgeben ist. Klettert man vom Elbufer die schmalen Gassen hinauf, entdeckt man das Karree, in welchem sich das Tausendaugenhaus aus Tellkamps Roman "Der Turm" versteckt.

Den schönsten Blick hat man ...

... vom Stadtteil Weißer Hirsch aus, und dort vom Restaurant-Café Luisenhof. Schauen Sie sich nur bloß nicht in dem Café um, das ein Ausbund an Hässlichkeit ist. Beeindruckend ist der Blick von der Neustadtseite in Höhe des Hotels Bellevue über die Elbe zur barocken Skyline der Altstadt - von dieser Perspektive aus malte einst Canaletto die Stadt.

Das können Sie sich in Dresden sparen:

Die Waldschlößchenbrücke - eine der schlimmsten städtebaulichen Untaten in Deutschland.

Transport, Essen und Trinken

Hier finden Sie Christiane Kohls Tipps für den Weg durch die Stadt und für den kleinen und großen Hunger.

Sonnenuntergang über der Elbe

Über dem Elbufer geht die Sonne unter. Ein guter Zeitpunkt, um die barocke Skyline der Altstadt zu bestaunen.

(Foto: dpa)

So kommen Sie durch die Stadt:

Mit der Straßenbahn oder auch mit dem Auto, allerdings verlangt das Geduld: Dresden hat (gefühlt) die langsamste Ampelschaltung der Welt.

Wenn Sie naschen wollen, probieren Sie unbedingt:

Die Eierschecke, eine schaurigsüße Kuchenspezialität.

Das schönste Café:

Pfunds Molkerei auf der Bautzener Straße, Deutschlands schönster Milchladen, der heute ein Café beherbergt.

Das beste Restaurant:

Bean & Beluga, das Gourmet-Restaurant auf dem Weißen Hirsch. Sterne-Koch Stefan Herrman serviert Köstlichkeiten vom Hummer-Carpaccio bis zur Taube mit Kirschen und Zwiebelmus.

Nachtleben und Kniggefragen

Dresden Städtetipps von SZ-Korrespondenten

Mit einem Besuch in der Semperoper kann der Abend in Dresden beginnen.

(Foto: dpa)

Wo der Abend in Dresden beginnt, wie es weitergeht und welches Wort in Dresden immer passt.

Typisch für das Nachtleben in Dresden ist:

Angebote der traditionellen Hochkultur mit der Sächsischen Staatskapelle oder (eine Kategorie darunter) der Dresdner Philharmonie.

Hier beginnt der Abend:

In der Semper Oper, zum Beispiel bei Donizettis L'elisir d'amore (Der Liebestrank).

Dann ziehen Sie weiter ...

... in die Villa Marie, ein Restaurant am Blauen Wunder mit guter italienischer Küche.

Hier wollen alle rein ...

... ins Ballhaus Watzke, einer im Ortsteil Pieschen am Elbufer gelegenen Hausbrauerei - Bier fließt in Massen, das Essen ist entsprechend.

Dabei ist es hier viel besser:

Schillergarten am "Blauen Wunder" - lauschiger Biergarten, ordentliche Küche.

Dies ist der beste Platz für den Sonnenaufgang:

Auf dem historischen Weinberg in Radebeul, wenn man frühmorgens spazieren geht (nach einer Übernachtung in Dresdens schönstem Landhotel, der Villa Sorgenfrei, einem Weingut aus dem Rokoko).

Mit diesem Satz kommen Sie in Dresden gut an:

Es genügt ein Wort: "Nu", das passt immer.

Darüber spricht man in Dresden:

Ein typisches Stadtthema sind die Luftangriffe auf Dresden am 13. und 15. Februar 1945. Nachdem Neonazis den Gedenktag an die Zerstörung der Stadt jahrelang durch rechtsgerichtete Demonstrationen vereinnahmt hatten, sind seit einigen Jahren an diesem Tag auch viele Dresdner auf den Beinen - um eine Menschenkette gegen die Rechtsextremen zu bilden.

Vorsicht, Fettnäpfchen!

Sagen Sie den Dresdnern bloß nicht, dass ihre Stadt trotz aller Schönheit nicht der Mittelpunkt der Erde ist - das könnten sie als Beleidigung auffassen ...

Mehr über Christiane Kohl, Autorin der Dresden-Tipps:

Christiane Kohl berichtet seit 1999 für die Süddeutsche Zeitung, zunächst als Korrespondentin aus Rom über Italien und den Vatikan, seit 2005 aus Dresden und Erfurt über die Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Sie hat verschiedene Bücher geschrieben, in dem bislang letzten - "Bilder eines Vaters" - geht es um Kunstraub während der NS-Zeit. Darin spielt ein Gemälde eine wichtige Rolle, das jahrzehntelang in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden hing.

Von London bis Berlin - hier finden Sie die bislang erschienenen Städtetipps der deutschen und europäischen SZ-Korrespondenten.

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