Tipps für den Urlaub:Schöner geht's doch

Spanien und Italien sind zu voll und die Türkei ist nicht mehr die Option, die sie mal war? Zehn alternative Reiseziele für Spontane und Frühbucher.

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Busy Beaches As The Annual Boardmasters Festival Gets Underway

Quelle: Getty Images

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Cornwall, England

Warum sollten Sie hinfahren?

Am Mittelmeer ist es zu heiß und nicht grün genug, aber ein Badeurlaub wäre doch schön? In der Grafschaft Cornwall am südwestlichsten Zipfel Englands reihen sich hohe Steilküsten an kilometerlange weiße Sandstrände und grüne Hügellandschaften. Dank des warmen Golfstroms ist das Wetter deutlich weniger "englisch" als im Rest des Landes, in Cornwall wachsen sogar Palmen.

Auf wen treffen Sie hier?

Auf den Küstenwanderwegen genießen Sie das Panorama aus Rosamunde-Pilcher-Filmen meist in idyllischer Einsamkeit. Wenn Sie in Cornwall doch auf Touristen treffen, sind es Briten. Die Grafschaft ist im eigenen Land das beliebteste Reiseziel. Viele Familien verbringen ihren Sommerurlaub auf einem der bestens ausgestatteten Campingplätze oder mieten ein "Cottage" als Ferienhaus. Jugendliche, Studenten und Sportler reisen wegen der perfekten Waves an: Wellenreiten ist seit Jahren die am schnellsten wachsende Sportart Englands. Wer sich danach unter Einheimischen entspannen will, findet "Cornishmen" in jedem Fischerort am Hafen oder im ältesten Pub. Setzen Sie sich mit einem kornischen Pint Bier einfach an den Tresen. Es dauert nicht lange, bis Ihnen jemand abenteuerliche Geschichten von Schmugglern, Schiffbrüchigen und Sturmfluten erzählt.

Was dürfen Sie nicht verpassen?

Lizard Point ist nicht nur der südlichste Punkt Großbritanniens, sondern bei schönem Wetter auch der spektakulärste. Felsformationen winden sich hier dramatisch in den Atlantik. Von Seefahrern sowie Piraten wurde der Ort deswegen jahrhundertelang gefürchtet. Nehmen Sie unbedingt ein Fernglas mit! Oft zeigen sich Robben, Delfine, Haie oder Wale. Neben Naturschauspiel hat Cornwall auch Kunst und erstklassige Küche zu bieten: Wegen des besonderen Lichts zieht es seit mehr als 200 Jahren Maler in die Künstlerkolonie St. Ives, ihnen folgten Bildhauer und Schriftsteller. Zahlreiche Galerien befinden sich in unmittelbarer Nähe des weißen Sandstrands, ausgezeichnete Köche servieren frischen Fisch in stylischen Restaurants (natürlich nicht ganz billig). In St. Ives gehen Sie am besten morgens surfen, mittags nobel essen und nachmittags Moderne Kunst in der Außenstelle des Londoner Tate Museums besichtigen.

Claudia Urschbach

Wein Weinreben Winzer Weinberg Slowenien Südsteiermark slowenische Steiermark

Quelle: dannywilde - stock.adobe.com

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Slowenische Steiermark

Warum sollten Sie hinfahren?

Damit Sie nicht nur mit viel Glück hier landen - wie wir: Auf der Heimreise aus Kroatien machten wir rein zufällig im Nordosten Sloweniens Halt. Und wunderten uns, dass wir auf unseren Spaziergängen in der slowenischen Steiermark so wenige Touristen trafen. Dabei war es paradiesisch. Die Gegend wird oft mit der Toskana verglichen: Weinberge, sanfte Hügel, viel Grün, putzige Dörfer. Wir wohnten in der Nähe des kleinen Ortes Jeruzalem (ja, mit z!) in einer kleinen Blockhütte im Garten eines freundlichen Ehepaares. Das wies uns schon zur Begrüßung den Weg zum Fässchen in der Mitte des Gartens, gefüllt mit selbstgemachtem Wein vom Nachbarn. Hier im slowenischen Teil der Steiermark lässt sich wunderbar die Hügel entlang spazieren, der Wein ist süffig - und so günstig, nur ein paar Euro pro Liter selbst im Restaurant. Der bekannteste Weißwein in der Gegend heißt Šipon und ist leicht säuerlich, aber auch die Hausweine sind für ihren Preis schwer in Ordnung. Die Winzer tischen zum Wein deftige Kost auf: Schweinebraten, Wurst, viel mit Schmalz und dazu gern noch ein Topfengericht.

Wen trifft man da?

Winzer, die sich ehrlich freuen, wenn sich ein Tourist für ihren Wein interessiert. Und dementsprechend hauptsächlich Besucher, die gern das ein oder andere Glas trinken. Die slowenische Steiermark ist unter Weinkennern längst angesagt, haben wir gehört - aber auch wir Laien fanden sie toll.

Was dürfen Sie auf keinen Fall verpassen?

Einen Spaziergang auf der slowenischen Weinstraße rund um Jeruzalem - mit Verkostung in den Winzereien und Restaurants am Wegesrand. Wir haben ein paar Flaschen vom Nachbarn mit nach Hause genommen - und ehrlich, es schmeckte auch in Berlin noch!

Hannah Beitzer

Küste nahe Liepaja Lettland

Quelle: Janis Smits - stock.adobe.com

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Küste von Lettland

Warum sollten Sie hinfahren?

Die Motive von Postkarten haben meist wenig mit dem zu tun, was man im Urlaub tatsächlich vor sich sieht. Auf der Karte: Das Meer blau und keiner da. In Wirklichkeit: Das Meer trübe, alle da. In Lettland aber findet sich in einem Kiosk zum Beispiel eine Postkarte von einem einsamen Strand, mit drei Fischerbooten. Und fährt man die lettische Westküste entlang, wird man genau diesen Ort finden, denselben Strand, dieselben drei Boote. Das Meer blau. Keiner da. Auf den lettischen Landstraßen ist stundenlang kein anderes Auto zu sehen, entlang dichter Wälder, Fischerdörfer wie die der Liven (einem nur noch sehr kleinen Küstenvolk), Steilküsten wie in Jūrkalne. Im Norden dann auf der Halbinsel Kurland das Kap Kolka. Dort treffen zwei "Meere" aufeinander, die Ostsee und die Rigaer Bucht. Spätestens am Kap fragt man sich, warum man vorher eigentlich noch nie nach Lettland gefahren war.

Auf wen treffen Sie?

Auf nicht so viele andere Urlauber, das ist das Schöne. Um Unterkünfte muss man sich vor der Reise nicht kümmern, die findet man ohne Probleme spontan. Auch weil immer wieder kleine Holzhüttchen zum Mieten bereit stehen - manchmal auf Campingplätzen, manchmal auf Wiesen oder in privaten Gärten. Dort beraten die Gastgeber gerne bei der Frage, wo es als Nächstes hingehen soll. Weil noch keine Touristenmassen durchs Land pflügen, sind Gäste gern gesehen.

Was dürfen Sie nicht verpassen?

Einen der vielen Märkte zu besuchen, auf denen die Händler manchmal nur ein kleines, aber dafür umso besseres Sortiment anbieten. In Lettland wird sehr viel geräuchert, nicht nur der Fisch, sondern auch Huhn. Dann damit ans Meer setzen.

Pia Ratzesberger

Im Bild: Strand nahe Liepaja

Praia dos Buizinhos Porto Covo Portugal Alentejo

Quelle: PUNTO STUDIO FOTO AG - stock.ado

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Alentejo, Portugal

Warum sollten Sie hinfahren?

Schöner und leerer sind die Strände in Europa selten - und abwechslungsreicher. Steilküsten rahmen Sandstrände ein, daran schließen sich Naturschutzgebiete an und kleine Städte, in denen noch Einheimische den Alltag prägen. Die lauten, zugebauten Touristenburgen dominieren die Algarve im Süden, die deswegen schon lange und viel an Charme eingebüßt hat. Der Alentejo im Westen Portugals ist wilder, kälter (vor allem das Wasser des Atlantik) - und unberührter.

Auf wen treffen Sie hier?

Einheimische, die im Alentejo Urlaub machen, weil die Region als schönste Portugals gilt, Aussteiger, Wanderer und Surfer (Portugals Wellen sind mit die konstantesten in Europa). Die einheimischen Surfer teilen ihre Wellen meist friedlich mit Touristen, man sollte ihnen aber respektvoll gegenübertreten, sonst wird es schon mal laut im Wasser.

Was dürfen Sie nicht verpassen?

Natürlich das Wellenreiten, zumindest Bodyboarden kann jeder versuchen, der es nicht aufs Brett schafft. Bitte auf Strömungen achten und als Anfänger nur an Strände mit Life Guards gehen. Zur Abwechslung fahren Sie von Leuchtturm zu Leuchtturm an der Küste entlang, beobachten Störche und bestellen in einer Dorf-Pastelaria zur Bica (portugiesischer Espresso) die typischen Puddingtörtchen (Pastéis de Nata). Nur eines machen Sie besser nicht: über Cristiano Ronaldo lästern, der ist hier tatsächlich Nationalheiliger.

Marc Baumann

Tipps zu einer Rundreise durch den Süden Portugals finden Sie hier.

Im Bild. Praia dos Buizinhos bei Porto Covo

The village of Ushguli

Quelle: dpa

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Georgien

Warum sollten Sie hinfahren?

Weil Georgien auf engstem Raum (das Land ist kleiner als Bayern) alles hat, was man sich von Urlaub wünscht und noch mehr: An einem Tag kann man im Schwarzen Meer schwimmen und die herrlich verwunschenen Berge mit 5000 Metern und mehr erklimmen (im Bild: das Dorf Ushguli). Oder vom italienisch anmutenden Weinanbaugebiet Kacheti in die Hauptstadt Tiflis reisen. Die hat nicht nur eine Altstadt mit leicht bröckelnder, aber charmanter Patina, sondern dank des ehemaligen Präsidenten Micheil Saakaschwili auch viele moderne Prachtbauten berühmter Architekten aus Glas und Stahl.

Auf wen treffen Sie hier?

Auf Kühe, die allein spazieren gehen. Und auf Menschen, die sich über Ihren Besuch aufrichtig freuen. Die Ukraine-Krise, die Spannungen mit Russland, die Konflikte um Abchasien und Südossetien sind an der Tourismusbranche nicht spurlos vorübergegangen. Georgien? Ist da nicht Krieg, wird man oft gefragt. Im Gegenteil: Georgien gilt als stabil. Das Land hat zudem eine extrem niedrige Kriminalitätsrate. Nur der Verkehr ist bisweilen etwas ruppig.

Was dürfen Sie nicht verpassen?

Batumi - eine Art Las Vegas des Ostens, das nicht nur futuristische Bauten hat, sondern zusätzlich einen (zugegebenermaßen nicht perfekten) Kiesstrand. Und natürlich lohnt das Essen. Zwar spielt Fleisch eine große Rolle in Georgien, aber auch Vegetarier fühlen sich hier wie im Paradies. Wer einmal ein Festessen mit gefüllten Auberginen, Walnusspaste und gebackenem Käsebrot genossen hat, weiß, warum das Land als Haute Cuisine der Sowjetunion galt.

Anna Fischhaber

Strand Festival and B.My.Lake Festival in Zamardi

Quelle: dpa

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Ungarn

Warum sollten Sie hinfahren?

Ungarn sticht schon kulturell aus den Ländern Europas heraus: Es ist weder wirklich germanisch, noch slawisch, noch lateinisch geprägt - aber hat dann wieder doch ein bisschen von allem. Die Mischung vervollkommnen nahöstliche Einflüsse: Fast 150 Jahre türkische Besatzung haben ihre Spuren hinterlassen. So entsteht eine wahre Schatzkammer der Kulturen im Karpatenbecken, das im Norden von sanften Bergen, im Süden von wunderschönem Flachland geprägt ist: der "Puszta", in der nichts den Blick aufhält. Wer Trubel braucht, ist in Budapest gut aufgehoben - eigentlich die schönste Stadt Europas. Donau-Monarchie trifft auf Sozialbauten, alte Prunk-Wohnungen aus dem 19. Jahrhundert werden zu lässigen Clubs. In dieser Stadt liegt hinter jeder Ecke ein Wow-Moment (ausführliche Tipps zu Budapest finden Sie hier).

Auf wen treffen Sie hier?

Die Ungarn würden ihren Gästen auch den letzten Tropfen Pálinka (ungarischer Schnaps) ausschenken. Besucher ohne Gastgeber sollten sich im ganzen Land aber zunächst eher auf Zurückhaltung einstellen: Freundlichkeit muss erst verdient werden. Eine gewöhnungsbedürftige, dafür aber ehrliche Einstellung - und Ehrlichkeit, die kriegen Sie hier. Wenn Sie sich bei einem Ungarn nach seinem Wohlbefinden erkundigen, machen Sie sich auf langes Lamentieren gefasst - je weiter sie von der Hauptstadt entfernt sind, desto größer und genussvoller wird der Weltschmerz vorgetragen. Ist das erste Eis gebrochen, werden Sie aber meist sehr humorvoll unterhalten.

Was dürfen Sie nicht verpassen?

Am 20. August ist Nationalfeiertag, der in Budapest mit einem 20-minütigen Feuerwerk über der Donau zelebriert wird. Den besten Ausblick hat man von der "Citadella", dem Festungsbau der Burg - dieser "Geheimtipp" hat sich allerdings längst rumgesprochen, sehr früh da zu sein, lohnt sich. Auch die Stadt Eger ist ein Kleinod: Vor der mittelalterlichen Burg finden Sie das nördlichste Minarett der Welt. Am Balaton rechtfertigt die Aussicht auf den Tafelberg "Badacsony" im Sonnenuntergang ein paar Urlauber mehr. Und obgleich man gefühlt kilometerweit durchs Wasser waten muss, um Schwimmen zu können, ist der Plattensee einfach der Größte.

Vivien Varga

Ferienhaus Nida Litauen Osteuropa

Quelle: Eva Steinlein

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Litauen

Warum sollten Sie hinfahren?

Der kleine Baltenstaat ist als Urlaubsziel noch nicht so bekannt, daher wissen die wenigsten: Kulturell, geschichtlich und landschaftlich kann es Litauen mit jedem Mittelmeerland aufnehmen. Nur: An den Ostseestränden von Nida oder Palanga steht noch nicht Klappstuhl an Klappstuhl; die Hauptstadt Vilnius bietet sowohl gute Restaurants als auch Imbissbuden, gleichermaßen Sternehotels und Jugendherbergen - und alles ist ausgesprochen günstig.

Auf wen treffen Sie hier?

In den Feriendörfern auf der Kurischen Nehrung entspannen vor allem Familien, in der Küstenstadt Klaipėda - ehemals Memel - bestaunen deutsch sprechende Rentnergruppen das "Ännchen von Tharau" (als Skulptur) auf dem Opernplatz. Lassen Sie sich nicht von Gesprächen mit Ansässigen abhalten, weil die deutsche Geschichte in Litauen oft unrühmliche Spuren hinterlassen hat: Die meisten Litauer sind da pragmatisch eingestellt und sowieso sehr offen - und reden gerne auf Englisch mit Ihnen, die ältere Generation auch auf Russisch.

Was dürfen Sie nicht verpassen?

Für den Bildungshunger: Thomas Manns Sommervilla in Nida. Zur Entspannung: das beschauliche Meeresfest am letzten Samstag im Juli in Klaipėda. Für die Neugier: eine Tour durch Užupis, den von Künstlern und Alternativen bewohnten Stadtteil von Vilnius. Kosten Sie zur Erfrischung unbedingt die kalte Rote-Beete-Suppe Šaltibarščiai (kleine Aussprechhilfe: Schaltibarschaj), sie ist nicht nur farblich ein Genuss.

Eva Steinlein

Im Bild: Ferienhaus in Nida

Aarhus Europäische Kulturhauptstadt 2017 Dänemark Europa Städtereise Tipps Aros ARoS Museum Kunstmuseum Regenbogen Your rainbow panorama Olafur Eliasson

Quelle: Katja Schnitzler

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Aarhus, Dänemark

Warum sollten Sie hinfahren?

Aarhus trägt 2017 gemeinsam mit Paphos den Titel "Europäische Kulturhauptstadt" und hat sich dafür angemessen herausgeputzt. Aber die zahlreichen Veranstaltungen sind nur ein Grund, weshalb Dänemark-Reisende Kopenhagen mal rechts liegen lassen sollten. Die ewige Zweite verwandelt ihre geringe Größe zum Pluspunkt, alles ist zentral zu Fuß erreichbar, mit dem Rad sowieso: das moderne Kunstmuseum ARoS mit dem begehbaren Regenbogen-Kreis auf dem Dach; im Freiluftmuseum "Den Gamle By" spazieren Besucher durch eine Stadt mit Gebäuden vom 18. Jahrhundert bis in die 1970er-Jahre - was hier nicht verschlossen ist, darf und soll neugierig geöffnet werden.

Und am Hafen wirkt das neue Bürgerhaus mit Bibliothek DOKK1 mit seinen riesigen Fenstern und dem weißen Dach so leicht, als würde es gleich abheben. Innen bleibt es leger: Statt die Bücher wegzusperren, sind die Regale überall integriert - ihren Kaffee können Besucher gleich dort trinken. So schafft Aarhus einen Spagat zwischen "hyggelig" (Dänisch für gemütlich) und Hochkultur (lesen Sie hier ein Stadt-Porträt).

Auf wen treffen Sie hier?

Auf viele sehr entspannte junge Menschen: Aarhus ist eine Universitätsstadt, kleine Läden, Cafés und Bars sind auch unter der Woche gut besucht. Etwas alternativer wird es im "Institut for X" auf dem ehemaligen Güterbahnhof: Hier leben und arbeiten Künstler, Start-up-Gründer und Designer; in den Ateliers des Kulturzentrums "Godsbanen" daneben kann sich jeder selbst als Bildhauer, Holzschnitzer oder Maler versuchen.

Was dürfen Sie nicht verpassen?

Machen Sie einen Abstecher zum Moesgaard Museum - bei einer kleinen Fahrradtour und mit Stopps am Strand, in den lichten Wäldern und im kostenlosen Wildtierpark. Das Kultur- und Naturhistorische Museum Moesgaard wurde erst 2014 neu eröffnet. Der spektakuläre Schrägbau erhebt sich aus einem Grashügel, die interaktiven Ausstellungen führen zurück in die Vergangenheit Dänemarks: So entscheidet sich der Besucher etwa zwischen virtuellen Jagdpfeilen, bevor er sie mit einem analogen Bogen abschießt. Und zwischen zwei gebogenen Leinwänden rasen verfeindete Heere auf den Zuschauer zu. Einer der wenigen Momente in Aarhus, in denen man froh ist, mittendrin zu sein und doch nicht dabei.

Katja Schnitzler

Hier finden Sie weitere Tipps der Krimi-Autorin Elsebeth Egholm zu Aarhus.

Finnland

Quelle: dpa-tmn/Jan Dube

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Finnisch-Karelien, Finnland

Warum sollten Sie hinfahren?

Wegen der Tiefenentspannung. Wenn die Wälder rauschen, die Vögel singen und das Wasser eines der vielen tausend Seen ans Ufer plätschert, wird der Reisekatalog Realität. Die Tage bestehen bei warmem Sommerwetter - das gibt es öfter als gedacht - aus Wandern, Schwimmen und Rudern. Oder man sitzt einfach nur auf der Veranda des hölzernen Sommerhauses, das die Finnen Mökki nennen, lässt den Blick auf dem Wasser ruhen und die Gedanken schweifen. Falls es mal regnet, vertreiben Gesellschaftsspiele, Bücher und Gespräche mit den Mitreisenden die Zeit. Der einzige Termin am Tag: rechtzeitig den Saunaofen anheizen.

Auf wen treffen Sie hier?

Auf viel Natur und nur wenige Menschen. Dass die Einheimischen in Karelien eher wortkarg sind und andere Dinge wichtig finden als ihre modische Erscheinung, sollte nicht irritieren. Dafür sind sie freundlich und hilfsbereit, außerdem einigermaßen sprachgewandt - wenn sie sprechen. Mit Englisch schlägt man sich gut durch. Ein großer Vorteil, denn die schwierige finnische Sprache beherrschen nur die Finnen selbst. Auf andere Touristen trifft man eher selten. Dafür umso öfter auf die "Finnish Air Force": die Stechmücken, die vor allem in der Dämmerung auf ihre Opfer lauern.

Was dürfen Sie nicht verpassen?

So bodenständig die Finnen auch sind, zeichnet sie ein Sinn für theatralische Inszenierungen aus. Das zeigt sich nicht nur bei den renommierten Opernfestspielen in Savonlinna. Die Stadt liegt zwar etwas westlich von Karelien, aber allein die Fahrt ist eine Best-of-Show der dortigen Landschaft. Sehenswert ist außerdem der Vuoksi-Staudamm in Imatra: Nämlich dann, wenn in den Sommermonaten täglich um 18 Uhr die Schleusen geöffnet werden und die Wassermassen das alte Granit-Flussbett fluten. Dazu ertönt das Stück "Es kocht der Strom" von Jean Sibelius, des Schöpfers der inoffiziellen Nationalhymne "Finlandia". Wer sich zwischendurch nach internationalem Flair sehnt, sollte Lappeenranta mit seinem kleinen Yachthafen und den vielen Bars und Cafés besuchen, wo sich die vielen russischen Besucher unter die einheimischen Studenten mischen.

Thomas Harloff

Was wissen Sie wirklich über Finnland? Machen Sie das Reisequiz.

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Quelle: AFP

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Québec, Kanada

Warum sollten Sie hinfahren?

Kanada, da denkt man an Rocky Mountains, Vancouver und Banff National Park. Und der Osten? Québec, "la belle province", diese flächenmäßig größte Provinz Kanadas, wird von vielen Touristen immer noch als Gebiet wahrgenommen, das sie überfliegen müssen, um nach Alberta und British Columbia zu kommen. Zu Unrecht. Die französische Vergangenheit und freundliche Menschen, dazu die wilde kanadische Natur - das macht Québec einmalig. Die gleichnamige Hauptstadt der Provinz mit ihrem dominierenden Château Frontenac erinnert an einen bretonischen Küstenort. 1985 wurde Québec als erste Stadt auf dem nordamerikanischen Kontinent in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen.

Wer den Sankt-Lorenz-Strom entlangfährt, kommt nach drei Stunden in Tadoussac an, wo sich Süßwasser und Meerwasser vermengen: Der ideale Ort, um Wale zu beobachten, vor allem Finn-, Buckel-, Pott- oder Belugawale, seltener auch Blauwale. Mehr kanadische Natur entdeckt man am besten in einem der vielen Nationalparks, sei es beim Wandern oder Kanufahren. Wem das noch nicht wild genug ist, fährt auf die Gaspésie-Halbinsel, nordöstlich der Stadt Québec. Hier ist man froh, wenn man zwischenzeitlich überhaupt noch einen Radiosender empfängt.

Auf wen treffen Sie hier?

Auf naturverbundene, entspannte Leute, die umso stolzer auf ihr französisches Erbe sind je weiter man sich von der Metropole Montréal entfernt. Wer hier die Bäckerei mit einem freudigen "Hello" betritt, bekommt ein freundliches "Bonjour" zurück. Québecer rechnen es Touristen hoch an, wenn sie nicht wie selbstverständlich auf Englisch losreden. Wer übrigens hinterwäldlerische Einsiedler erwartet, täuscht sich: In Québec findet der größte Winterkarneval der Welt statt.

Was dürfen Sie nicht verpassen?

Ein Abend in einer Boîte à chansons darf bei einem Québec-Aufenthalt nicht fehlen. Wer meint, Chansons seien nur etwas für Menschen fortgeschrittenen Alters, irrt. In den "Gesangsschachteln", wie die Boîtes übersetzt heißen müssten, spielen Sänger Gitarre zu französischen Chansons, quebeckischen Unabhängigkeitsliedern und - ja, auch das darf sein bei aller Rivalität zu den Anglophonen - englischsprachigen Klassikern. Wer ein Konzert der "Cowboys Fringants" besuchen kann, viel Vergnügen: Die Band ist Kult in Québec. Kulinarisch sollte im Urlaub zumindest einmal Poutine probiert werden: Pommes mit quietschendem Cheddar-Käse und brauner Bratensoße.

Isabel Meixner

© SZ.de/kaeb/sks/edi
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