Gut 300 Jahre später zieht ein bekennender Elisabeth-Fan unfreiwillig auf der Wartburg ein. Martin Luther verehrte zwar nicht die Heilige, denn der Kult widersprach dem reformatorischen Gedanken. Aber er bewunderte Elisabeth für ihre Barmherzigkeit.
Der Reformator war in Lebensgefahr, als er 1521 vom Reichstag in Worms in seine Heimat zurückreiste: Der Kaiser hatte ihn mit dem Bann belegt, damit war Luther de facto rechtlos. Er hätte getötet oder nach Rom an den Papst ausgeliefert werden können. Der Wittenberger Kurfürst Friedrich der Weise war auf seiner Seite und inszenierte einen Überfall, um ihn vor seinen Verfolgern verstecken zu können.
Als "Junker Jörg" bezog Luther ein Kämmerchen auf der Wartburg. Eingeweihte gab es kaum, es hielten nur noch wenige Personen die Stellung auf der Wartburg, die schon längst nicht mehr als Residenz diente: In der Stadt lebte es sich komfortabler.
Die Lutherstube zog schon bald die ersten Touristen an: Die frühesten Kratz-Graffiti an der Wand stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Fans des Reformators nahmen auch gern ein Andenken mit: Sein Schreibtisch wurde Span für Span abgetragen. Original ist noch der Wal-Wirbel am Boden, der Luther als Fußschemel diente.