The Comedy of Error(z):Im Pas de deux vereint

Ballett Basel: Der Choreograf Richard Wherlock bringt einen antiken Stoff als modernes Flüchtlingsdrama auf die Bühne. Er dreht Shakespeares Verwechslungskomödie ins Ernste - ein Appell für mehr Mitmenschlichkeit.

Von Katharina Wetzel

Nur im Zusammenhang mit der Inszenierung zu verwenden:
Theater Basel, The Comedy of Error(z)

Enorme Körperspannung und starke Bühnenpräsenz: Die Tänzer Lydia Caruso und Jorge Garcia Pérez.

(Foto: Lucian Hunziker)

Es geht um Trennung und Wiederfinden, um nacktes Überleben und Konsumzwang, um den Umgang mit dem Fremden und um Menschlichkeit. In seiner neuen Ballettinszenierung "The Comedy of Error(z)" hat Choreograf Richard Wherlock einen antiken Stoff verarbeitet und vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise neu interpretiert.

Im Miteinander ist das Fremde ganz nah

Die Verwechslungskomödie "Menaechmi" des antiken römischen Dichters Plautus diente bereits Shakespeare als Vorlage zur "Komödie der Irrungen" ("The Comedy of Errors"). Im Kern geht es um Zwillinge, die durch einen Schiffbruch getrennt und fortan verwechselt werden. Wherlock hat wie bereits Shakespeare das Verwirrspiel verstärkt, indem er gleich zwei Zwillingspaare, die nichts voneinander wissen, auftreten lässt. Doch wer nun komische Szenen erwartet, dürfte enttäuscht sein. Wherlock will mit seinem Flüchtlingsdrama mit glücklichem Ende eher aufrütteln und zu Mitmenschlichkeit aufrufen.

Spannend ist die Inszenierung dennoch von Anfang an bis zum Schluss. Teils sehr emotional und berührend sind die Tanzeinlagen, dann wieder erotisch aufgeheizt und hinreißend schnell, wenn sich die Tänzer mit ihren nackten Oberkörpern in Goldkonfetti über den Boden wälzen (besonders präsent Jorge Garcia Pérez und Lydia Caruso). Das Basler Sinfonieorchester unter Thomas Herzog unterstreicht die Bewegungen und enorme Körperspannung der Tänzer mit dem passenden Sound, der von Antony Genn und Martin Slattery eigens komponiert wurde. Die simple und grandiose Kulisse von Bruce French bleibt dabei unverändert: ein aus Metallgitterkästen gebautes Amphitheater, in das ab und zu Eisenkäfige herabgelassen werden. Die Tänzer schlagen auf die Metallgitter ein, wenn sie nicht darin gefangen sind. Wer andere ausgrenzt, schließt sich selbst ein, so die Botschaft. Am Ende finden sich die Schiffbrüchigen wieder, und es bleibt die Erkenntnis: Im Pas de deux, im Miteinander, ist das Fremde doch ganz nah.

Weitere Aufführungen am 16. Mai, 19.30 Uhr, 30. Mai, 18.30 Uhr, 2. und 10. Juni, 18.30 Uhr und 14. Juni 19.30 Uhr.

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