Kolumne "Ende der Reise":Marihuana als Urlaubs-Anreiz

Kolumne "Ende der Reise": In Thailand ist das Essen ohnehin schon vielfältig, aber man könnte die Angebotspalette ja noch um eine grüne Pflanze erweitern und so den Tourismus ankurbeln.

In Thailand ist das Essen ohnehin schon vielfältig, aber man könnte die Angebotspalette ja noch um eine grüne Pflanze erweitern und so den Tourismus ankurbeln.

(Foto: Barbara Walton/dpa)

Sonne und Strände allein genügen nicht: In Thailand gibt es Überlegungen, das Fernweh von Touristen mit speziellen Genussmitteln zu heilen.

Glosse von Stefan Fischer

Sonne und Strände - klar! Mediterrane Lebensart - unbedingt! Hübsche Städte und Kulturdenkmäler - womöglich auch die. Es gibt viele gute Gründe, weshalb wir so gerne nach Italien reisen. Ein zentraler ist die Kulinarik: Prosecco, Pizza und Pasta schmecken nirgends so gut wie im Land ihres Ursprungs, gleiches gilt für Tramezzini, Tiramisu und einen schönen Trebbiano.

Denn seien wir ehrlich: Es würde uns trotz Wärme und Kolosseum bei Weitem nicht so oft über die Alpen ziehen, würden wir dort bereits zum Frühstück Blutwurst vorgesetzt bekommen, tagsüber fettig frittierten Fisch und abends einen in dicker Minzsoße ersoffenen Braten oder einen mit Innereien gefüllten Schafsmagen unter Beigabe von Rüben und Kohl. Bekäme man in Italien also zu essen, wovon sich Briten daheim ernähren.

Zum Glück jedoch kochen Italienerinnen und Italiener, was sie eben kochen. Weshalb ihre Speisen beliebt sind bei Urlaubern, auch im Vergleich zu dem, was diese andernorts rund ums Mittelmeer vorgesetzt bekommen: Die griechische Küche ist zu fleischlastig, die französische zu kompliziert, die spanische zu deutsch und die türkische zu all-inclusive.

Was in den Ferien auf den Tisch kommt, ist durchaus ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl des Urlaubsziels. Nun hat freilich jedes Land seine Spezialitäten, nicht nur Italien. Doch bei manchen dieser Speisen, Getränke und sonstigen Genussmittel ist es eher so, dass die Touristen trotz und nicht wegen ihnen kommen. Erinnert sei an Hákarl, also fermentierten Hai in Island, und an den allgegenwärtigen Buttertee in Nepal.

In Thailand wiederum ist man stolz auf seinen Jasminreis, den es so eben nur dort gebe, wie jüngst einmal mehr ein hoher Vertreter des thailändischen Gesundheitsamtes auf einer Konferenz betonte - dieser Reis sichere seinem Land ein Alleinstellungsmerkmal, so der Mann. Nun ist Jasminreis keineswegs eine abschreckende Speise, die zu essen man sich überwinden müsste. Aber eben auch nichts, weshalb man extra nach Südostasien flöge. Sonne und Strände - klar! Aber Jasminreis?

Damit allein lässt sich der Tourismus nach dem erhofften Ende der Pandemie nicht wieder ankurbeln. Das war auch dem Mann vom Gesundheitsamt klar, als er diesen Vergleich anstellte. Auf der Konferenz, auf der er sprach, ging es nämlich nur sehr am Rande um Jasminreis. Es ging vielmehr um: Hanf. Würde Thailand Cannabis legalisieren, so die gewagte Idee, hätte man ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in der Region. Und zwar eines, das die Gesundheit fördere und Einkommen schaffe. Bislang verfolgt Thailand eine sehr rigide Drogenpolitik.

Offiziell sprach der Mann aus dem Gesundheitsamt denn auch von medizinischem Marihuana mit geringem THC-Wert, das nicht als Rauschmittel taugt. Er ist sich allerdings sicher, dass neun von zehn Touristen gerne mal Cannabisprodukte probieren möchten. Insgeheim dürfte ihm also klar sein, welche Qualität der Stoff haben muss, damit ausreichend viele Urlauber das für eine berauschende Idee halten.

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