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Terrorgefahr:Britische Regierung gibt Reisewarnung für Tunesien heraus

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Britische Regierung gibt Reisewarnung heraus

Zwei Wochen nach dem Anschlag auf ein Strandhotel in Tunesien, bei dem auch 30 Briten getötet wurden, hat die britische Regierung eine Reisewarnung für das nordafrikanische Land herausgegeben und ihre Landsleute vor Ort zur Heimkehr aufgerufen.

Derzeit lägen "keine Informationen über eine spezifische oder unmittelbare Bedrohung" in Tunesien vor, erklärte der britische Außenminister Philip Hammond. Seit dem Anschlag in Sousse habe sich das Bild von der Bedrohungslage in Tunesien aber grundlegend verändert. Die Regierung gehe nun davon aus, "dass ein weiterer terroristischer Angriff hoch wahrscheinlich" sei, erklärte Hammond.

Die britische Regierung hält die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen in Tunesien nicht für ausreichend. "Wir finden, dass mehr Arbeit notwendig ist, um Touristen wirksam vor der terroristischen Bedrohung zu schützen", sagte Hammond der BBC. Es sei daher "richtig und klug", die Reisehinweise für Tunesien zu ändern.

Hammonds Ministerium rät nun dazu, nur in sehr wichtigen Fällen nach Tunesien zu reisen. Briten, die noch vor Ort seien, sollten das Land möglichst verlassen.

Reiseanbieter reagieren

Nur wenige Minuten nach Veröffentlichung der Reisewarnung teilten die Anbieter Thomson und First Choice mit, dass sie alle Flüge nach Tunesien bis zum Saisonende am 31. Oktober abgesagt hätten.

Die Fluggesellschaft Monarch etwa plant von Freitagabend bis Sonntag vier zusätzliche Flüge vom Flughafen Enfidha nach London.

Zum Zeitpunkt des Anschlags in Sousse am 26. Juni waren nach Angaben des größten britischen Reiseverbands ABTA etwa 20 000 britische Pauschalreisende in Tunesien. Aktuell seien etwa 2500 bis 3000 britische Pauschaltouristen sowie etwa 300 Individualreisende im Land.

Wer nun trotz der Reisewarnung nach Tunesien reist, ist laut ABTA nicht versichert.

Auswärtiges Amt rät zu besonderer Vorsicht

Das Auswärtige Amt in Berlin hat bislang keine Reisewarnung für Tunesien ausgegeben. In den aktuellen Hinweisen, die nach dem Terroranschlag vom 26. Juni herausgegeben wurden, empfiehlt das Amt Touristen "besondere Vorsicht walten zu lassen". Den Anweisungen von Sicherheitskräften solle unbedingt Folge geleistet werden. Von Reisen in die Wüstenregionen und den Süden des Landes wird abgeraten.

Diplomat kritisiert Reisewarnung

Tunesiens Botschafter in Großbritannien verurteilte die Reisewarnung. "Das ist das, was Terroristen wollen", sagte er der BBC am Freitag. Hotels müssten schließen, Menschen würden arbeitslos. "Hoffnungslosigkeit ist eine Quelle von Terrorismus", sagte der Diplomat. Die Tourismusbranche ist für Tunesien von entscheidender Bedeutung.

Student hatte 38 Touristen erschossen

Ein 23-jähriger tunesischer Student hatte Ende Juni vor einem Strandhotel des Küstenorts Port El Kantaoui bei Sousse 38 ausländische Touristen erschossen, darunter 30 Briten und zwei Deutsche. Der Attentäter wurde schließlich von Sicherheitskräften erschossen.

Den Behörden zufolge wurde er von radikalen Islamisten im benachbarten Libyen im Umgang mit Waffen ausgebildet. Zu dem Anschlag bekannte sich die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS).

Präsident Béji Caïd Essebsi rief vorige Woche wegen der Bedrohung des Landes durch Extremisten einen 30-tägigen Ausnahmezustand aus. Als Konsequenz aus dem Attentat wurden zusätzliche Sicherheitskräfte in den Touristenhochburgen des Landes stationiert und die Beamten der Tourismuspolizei mit Waffen ausgestattet.

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