Teide auf Teneriffa:Ufo über dem Mond

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Wäre der Himmel nicht blau, dieses Bild könnte vom Mond stammen. Tatsächlich wurde es in der Nähe des Vulkans Teide auf Teneriffa aufgenommen. (Foto: dpa-tmn)

Wie eine Mondlandschaft sieht die Gegend um den Teide auf Teneriffa aus - und darüber scheinen unbekannte Flugobjekte zu schweben. Kein Wunder, dass hier unter anderem "Star Wars" und "Planet der Affen" gedreht wurden. Eine Erkundungstour in 2000 Meter Höhe.

Der Wind bläst den Touristen Scheitel an die Hinterköpfe. Eine Frau hält ihren Rock mit einer Hand stramm am Po. "Heute ist es wirklich sehr schlimm", sagt Touristenführerin Sofia Karvaly und presst die Steppjacke mit verschränkten Armen an den Bauch. Starker Wind ist im Teide Nationalpark auf Teneriffa normal. Aber heute fegt er mit gewaltiger Kraft über das fast 19 000 Hektar große Gebiet in der Inselmitte. Woran das liegt, kann sie nicht genau erklären. Aber die Gruppe sollte froh sein, findet Sofia. Schließlich waren schwere Gewitter angekündigt. Noch ist der Himmel meerwasserblau. Aber über dem gewaltigen Talkessel hängt schon etwas, aus dem Sofia liest: wettertechnisch droht Unheil.

Die Gruppe einigt sich schnell auf die Bezeichnung Ufowolke. Das schneeweiße Oval am blauen Himmel scheint vollkommen glatt zu sein, keine wolkentypischen Aufbauschungen, die Ränder zart verwischt. Als habe jemand ein Loch in den Himmel geschnitten - oder eben als schwebe da ein Ufo. Sofia gefällt der Name. Über Naturphänomene spricht sie, wie über Menschen. Die glatte Wolke bringe schlechtes Wetter mit, erklärt Sofia. "Wenn sie sich auf die Spitze des Teide setzt, ist innerhalb von wenigen Stunden alles bewölkt und es gibt ein Unwetter." Der Pico del Teide ist mit etwa 3700 Metern der höchste Berg der Insel sowie Spaniens - und weltweit der dritthöchste Inselvulkan. "Der Teide ist noch aktiv, aber er schläft", erklärt Sofia. "Jeden Tag raucht er."

Als hätte jemand ein Loch in den Himmel geschnitten oder ein Ufo gesichtet: Die Wolken über dem Teide Nationalpark auf Teneriffa sehen bisweilen skurril aus. (Foto: dpa-tmn)

Kulisse für "Star Wars" und "Planet der Affen"

Im Moment sei das Gas, das er ausstößt, mit 30 bis 50 Grad vergleichsweise kalt. Vor einigen Jahren war es dagegen extrem heiß. "Da sah es so aus, als würde er den ganzen Tag Zigaretten rauchen." Vom sturmumtosten Aussichtspunkt aus ist der Berg gut zu sehen. Die Landschaft hier besteht fast ausschließlich aus Steinen: spitzes Lavageröll, unwirtliche Böden, scharfkantige Felsen. Würde man barfuß laufen, wären die Füße nach wenigen Schritten blutig. So muss es auf dem Mond aussehen. Pflanzen gibt es kaum, wegen der dünnen Luft so hoch über dem Meeresspiegel (rund 2100 Meter) und wegen der extremen Temperaturunterschiede. Im Winter sinken die Werte auf bis zu 20 Grad Celsius unter Null. Im Sommer erreichen sie manchmal 40 Grad. Die karge Gegend um den Aussichtspunkt war schon Kulisse für Szenen aus "Planet der Affen" oder "Star Wars".

Wenige Minuten zu Fuß vom Aussichtspunkt entfernt liegt das "Parador", ein staatliches Hotel und das einzige im Nationalpark. Zeit für eine Sturmpause im Café. Durch die weißen Sprossenfester sieht der Teide wie gerahmt aus. Im Hotel halten jeden Freitag Astronomen Vorträge, es gibt auch zwei Teleskope, die Gäste kostenfrei nutzen dürfen. Denn im Park - wo es weder allzu viel künstliches Licht noch Smog gibt - ist der Sternenhimmel außergewöhnlich gut zu sehen.

Den Nationalpark durchziehen 21 Wanderwege, einer führt auf den Gipfel. Eine Seilbahn bringt die sportlich weniger ambitionierten Besucher hinauf, 40 Menschen passen stehend in eine Gondel. Die höchste Station liegt auf gut 3500 Metern.

"Kurze japanische Fotopause"

Wer ganz nach oben will, braucht eine Sondergenehmigung, die er vorher bei der Nationalparkverwaltung beantragen muss. Die Höhenunterschiede machen dem Körper zu schaffen. Bis auf wenige Ausnahmen klagen alle im Bus über Übelkeit. "Das passiert ganz schnell", erklärt Sofia. Von der Küste hoch zum Parador überwinden die Besucher mehr als 2000 Meter. "Deshalb sage ich immer allen Gästen, sie dürfen auf keinen Fall abends noch tauchen gehen. Das wäre sehr gefährlich."

Schlafender Gigant: Der Vulkan Teide ist noch aktiv, aber schon lange nicht mehr ausgebrochen. (Foto: dpa-tmn)

Einige Minuten später rollt der Bus in eine neue Kulisse, diesmal für den Film "Kampf der Titanen". Vom "Parador" in Richtung La Orotava im Nordosten kommend, hält er an einem weiteren Aussichtspunkt. "Kurze japanische Fotopause", sagt Sofia und lacht ein wenig über sich und ihre Touristen. Die steigen irritiert aus und laufend über den merkwürdig knirschenden Untergrund.

Sanfte Hügel sind bedeckt mit kleinen Steinchen, die meisten sind grünlich, an einigen Stellen ist der Boden rot, aus der Ferne sieht es aus, als sei er marmoriert. Die kleinen Kiesel sind rau und leicht. Bimsstein, erklärt Sofia. Sie stammen aus dem Teide. Bei einem Ausbruch irgendwann in den vergangenen paar Hundert Jahren habe er sie aus dem Krater in die Umgebung geschleudert - und so die ideale Kulisse für Science-Fiction-Filme geschaffen.

© SZ.de/Johanna Uchtmann/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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